Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
nie tun würde. Götter, wie würde sie sie vermissen. »Aber weißt du nun, wie wir gegen diese Priester vorgehen können?«
Ich riss mich zusammen. Mein Schicksal, dachte ich. Nicht das ihre. Ich holte tief Luft und nickte.
»Und?«, fragte sie. »Willst du es uns nicht erklären?«
»Ihr kennt alle die Geschichte mit dem Hammer«, begann ich, doch Zokora schüttelte den Kopf.
»Sie ist einfach«, sagte die alte Enke. »Wenn man einen guten Hammer hat, denkt man, dass man jedes Problem mit diesem Hammer lösen kann. Nur ist dann nicht alles ein Nagel.«
Zokora hob die Augenbraue hoch. »Natürlich nicht.«
»Eben«, meinte Varosch.
Sie sah fragend zu ihm hin. Der lachte. »Ich erkläre es dir in Ruhe«, meinte er. »Später.«
»Aber ich will es jetzt wissen«, ging Serafine dazwischen und wandte sich an mich. »Was meinst du damit?«
Ich seufzte. »Es braucht einen Hammer. Wollen wir verhindern, dass dieses Grab geöffnet wird, führt kein Weg daran vorbei, dass auch Unschuldige sterben werden.« Ich schluckte. »Das ist der Preis. Das ist auch der Preis in diesem Krieg. Deswegen war ich so unwillig zu entscheiden, denn jede meiner Entscheidungen wird Unschuldigen das Leben kosten. Und vielleicht auch mehr.«
»Damit hast du schon immer gehadert«, meinte Varosch bedauernd. »Hilft es dir, wenn ich dir sage, dass uns dieser Krieg aufgezwungen wurde? Dass nun das Beste, das du tun kannst, nur noch darin besteht, abzuwiegen, wo und wie die Verluste am geringsten gehalten werden können?«
»Nein«, erwiderte ich rau. »Das hat noch nie geholfen.«
Etwas zog an meiner Aufmerksamkeit, und ich sah mich verstohlen um. »Ich weiß nicht, ob uns Aleyte in die Irre führen wollte. Doch ich bezweifle, ob diese Dunkelelfen dort sind, wo er behauptet, denn im Moment bewegt sich Seelenreißer gerade langsam auf uns zu.«
Azaras
19 Vielleicht ist es einfacher, Geduld zu haben, wenn man über eine Lebensspanne verfügt, die in Jahrhunderten gemessen wird, das mochte die Erklärung sein, warum sie sich so viel Zeit ließen, doch mir fiel es schwer, ruhig zu liegen. Draußen war bereits die Sonne aufgegangen, vielleicht lag es daran, auch Zokora kämpfte lieber in der Nacht.
Es dauerte Ewigkeiten, bis ich den ersten der Dunkelelfen sah, nur dass ich ihn weniger sah als vielmehr erahnte. Hier, in dem Versteck, das Zokora für uns gefunden hatte, war es noch immer dunkel, das Lagerfeuer, an dem Varosch in sich zusammengesunken saß, war bis auf die Glut herabgebrannt und ließ selbst die Schatten nur ungewiss erscheinen.
Lange verharrte der Krieger dort, dann bewegte sich etwas links von ihm, drängte sich an den Resten der Kellerwand entlang bis zu einer Stelle, von der aus man unser Lager einsehen konnte.
Wir hatten eine lange Nacht gehabt, es war verständlich, dass wir schliefen, auch Varosch schien nur zu dösen, mehr seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, als aufmerksam seine Wache zu halten.
Dennoch geschah lange nichts, so lange, dass ich schon befürchtete, mir die Bewegung in den Schatten eingebildet zu haben, doch dann fühlte ich Zokoras Hand auf meinem Arm, ihre Augen schimmerten gerade genug, dass ich sehen konnte, wie sie den Kopf schüttelte.
Da selbst ein leises Flüstern uns hätte verraten können, nickte ich nur und wartete weiter.
Doch dann ging es sehr schnell. Ich hörte ein leises »Pfft«, und das Sirren von Bogensehnen, der Blasrohrpfeil traf Varosch am Hals, er zuckte zusammen und griff danach, um gleich darauf seitlich wegzukippen, während die schwarzen Pfeile in unsere Körper einschlugen, die, in Decken eingewickelt, nahe dem Feuer lagen.
Während wir uns im Todeskampf aufbäumten, sah ich zum ersten Mal einen der Angreifer richtig, er sprang aus dem Schatten hervor, rannte zu unseren Lagern und wollte uns mit Seelenreißer den Todesstoß versetzen.
Um dann langsam in sich zusammenzufallen. Noch bevor er auf den Boden aufschlug, schoss Zokora schon den zweiten Pfeil aus ihrem Blasrohr ab und fast noch im gleichen Lidschlag ihren dritten.
Sie nickte zufrieden, steckte ihr Blasrohr wieder ein und stand auf, während die alte Enke mit einer Geste ein magisches Licht erschuf, das unser Versteck hell ausleuchtete, und in einer weiteren Geste das Feuer wieder aufflammen ließ.
Was eben noch so überzeugend Varosch gewesen war, entpuppte sich nun als eine zusammengeschnürte Decke.
»Manchmal«, nickte die alte Enke sichtlich zufrieden, »sind Illusionen doch zu etwas
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