Die Festung der Titanen
sagte sie ruhig. »Unsere Truppen sind ausgeruht, es wird ihnen leichtfallen, die schwarzen Legionen abzufangen. Miran zeigt sich zuversichtlich und versprach, sie bis auf den letzten Mann zu vernichten.«
»Das war nicht meine Absicht«, widersprach ich hastig. »Ich hatte anderes mit ihnen vor. Ich muss …«
Asela neigte ihren Kopf. »Ihr müsst nichts, Ser Roderik. Ich bedauere es, es Euch so direkt sagen zu müssen: Wir haben Miran zur Stabsobristin befördert, sie hat jetzt den Befehl über die zweite Legion, sie trifft die Entscheidungen. Was Ihr tun müsst, ist, den Tempel aufzusuchen, damit wir wissen, ob wir Euch noch vertrauen können.«
Sie griff über den Tisch und nahm meine Hand. »Ihr wisst, Roderik«, sagte sie dann ernsthaft, »dass wir Euch vertrauen wollen . Ihr werdet aber verstehen, warum wir es nicht können. Ihr habt Euch der Nekromantie schuldig gemacht, Roderik, wie ich einst auch, und wie bei mir gilt auch bei Euch, es braucht die Vergebung und den Rat der Götter, damit wir Euch erneut vertrauen können. Geht zu Bruder Jon«, wiederholte sie eindringlich. »Er wird Euch helfen können. Askir braucht Euch, wir können nicht auch noch Euch an den dunklen Gott verlieren!«
Götter, dachte ich niedergeschlagen. Ich konnte sie verstehen, doch es war nicht so, wie sie dachte, ich hatte mich nicht verloren. Ich hatte Arkin die Seele geritten, ich wusste auch, dass ich damit gegen den Willen der Götter verstieß, und ja, es war ein Fehler gewesen. Ich hatte daraus gelernt. Aber zu hören, dass Miran nun die zweite Legion gegen Arkins Truppen in die Schlacht führen würde, bereitete mir fast körperliches Unbehagen, auch wenn ich den Grund nicht nennen konnte, es war nur … falsch. Ich zwang mich dazu zu nicken.
»Gut«, versprach ich Asela. »Ich werde Bruder Jon aufsuchen. Aber lasst mich vorher noch mit Miran sprechen. Sie braucht die Legion nicht in den Kampf zu führen, ich werde mich um Usmar kümmern.«
»Das werdet Ihr nicht«, sagte Asela bestimmt. »Es tut mir leid. Sprecht mit Bruder Jon.« Sie hielt mich mit ihrem Blick gefangen, bis ich seufzend nickte.
»Ich möchte zwei Dinge dazu sagen«, meinte jetzt Zokora und legte ihr Buch zur Seite.
»Ach ja?«, fragte Asela und zog eine Augenbraue hoch. Wie ich gerade feststellte, stand sie darin Zokora in nichts nach.
»Das nächste Mal warte bitte bis nach dem Frühstück, bevor du uns die Laune derart verdirbst.«
Asela wartete einen Augenblick. »Ich will nicht hoffen, dass es noch einmal nötig ist. Was war das Zweite?«, fragte sie.
Zokora schaute ihr direkt in die Augen. »Das Zweite ist, dass ihr einen Fehler begeht, Havald jetzt zu beurlauben. Eure Kaiserin weiß davon?«
Asela nickte leicht. »Es widerstrebte ihr, aber ja, auch sie hielt es für das Beste, wenn Bruder Jon mit Ser Roderik spricht.«
Zokora tat eine nachlässige Geste. »Das ist nicht der Fehler. Der Fehler ist, Havald das Kommando zu entziehen. Er ist der Einzige, der tun kann, was getan werden muss.«
»Und was wäre das?«, fragte Asela etwas unwirsch.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Zokora und schaute zu mir hin. »Das musst du schon ihn selbst fragen.«
Ich musterte sie erstaunt. »Wieso der Sinneswandel?«, fragte ich sie. »Du hast auch an mir gezweifelt.«
»Manchmal«, sagte sie ungerührt. »Meistens, wenn du das tust, was andere dir sagen.«
»Du sagst mir doch ständig, was ich tun soll«, beschwerte ich mich.
Sie lächelte. »Tue ich das?«, meinte sie dann. »Oder bewege ich dich dazu nachzudenken? Wenn du dir sicher bist, was du tun willst, werde ich dir folgen.« Sie schaute zu Asela hin. »Das solltest du auch tun. Er sagt, er wird sich um Usmar kümmern. Er gibt den Fehler zu, lasse ihn den Fehler dann auch beheben.«
»Tut mir leid«, sagte Asela unglücklich. »Das kann ich nicht.«
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