Die Festung der Titanen
Sie sah zu mir hinüber. »Wir können ihm nicht mehr vertrauen.«
»Ja«, nickte Zokora. »Genau das ist der Fehler.« Sie beugte sich etwas vor und legte überraschend ihre Hand auf Serafines Arm. »Vergiss das nicht, Helis. Vertraue ihm.«
Serafine sah zu mir hin, und ich sah, wie ihre Augen feucht wurden. »Ich weiß nur nicht«, flüsterte sie, »ob ich das noch kann.«
34
Die Legion der Toten
Nachdem mir Asela so deutlich gemacht hatte, dass man mir nicht mehr vertrauen konnte, bis Bruder Jon bestätigte, dass ich kein Nekromant und Seelenreiter war, sahen wir keinen Grund, den Abschied noch länger hinauszuzögern. Also gingen Serafine und ich zu unserem Quartier, um unsere Sachen zu packen, viel war es ja nicht. Was den Rest von unseren Sachen anging, für die es fast fünf Packpferde gebraucht hatte, wusste ich nicht, wo sie sich befanden, wahrscheinlich hatte man sie irgendwo eingelagert, bis wir danach verlangten. Mehr Sorgen machte ich mir um Serafine. Mit Grund, wie sich zeigte, denn kaum hatten wir unser Quartier erreicht, schloss Serafine die Tür und lehnte sich dagegen, um mich mit feuchten Augen vorwurfsvoll anzusehen.
»Havald«, sagte sie aufgebracht. »Wie konntest du deine Seele so gefährden? Du weißt doch selbst, wohin das führt! Wie konntest du das tun!«
»Arkin hat uns bereits schon einmal hintergangen. Finna, er hat mir den Verschlinger an den Hals gehetzt! Der Mann hat beständig nur nach mehr Macht gestrebt. Er kannte kein Gewissen, er hätte selbst seine Mutter geopfert, hätte er darin einen Vorteil finden können! Hätte ich ihn einfach nur erschlagen, hätte sich niemand von euch beschwert!«
»Das ist es ja«, rief sie verzweifelt. »Hättest du ihn erschlagen, wäre seine Seele zumindest unangetastet geblieben!«
»Du hättest ihn sehen sollen, wie ich es tat«, sagte ich rau. »Er hat sich noch ganz anderer Verbrechen schuldig gemacht, ich will dir davon gar nicht mehr erzählen! Es war die einzige Möglichkeit sicherzustellen, dass er uns nicht wieder hinterging!«
»Und doch hat er einen Weg gefunden«, stellte sie fest und sah mich mit feuchten Augen an. »Verspreche mir, dass du so etwas nie wieder tust!«
»Was nicht wieder tue?«
»Nekromantie oder Blutmagie anwenden!«
Beinahe hätte ich es versprochen, aber … »Serafine«, sagte ich sanft. »Das kann ich nicht. Ich weiß nicht, ob es nicht doch irgendwann notwendig wird! Du musst mir einfach vertrauen!« Jetzt, da sie Blutmagie erwähnte, fiel mir das Schicksalsband ein, das ich zwischen ihr und Arkin gewoben hatte. In der Sicht der Magie schaute ich danach und fand es unverändert vor. Was auch immer Asela glaubte, gesehen zu haben, sie hatte sich getäuscht, Arkin war wohl doch noch am Leben. Hier war der Beweis dafür, ein Beweis, den ich wohl besser jetzt nicht anführen sollte, Serafine hätte es mir nie verziehen.
»Ich dachte, ich kann alles ertragen«, flüsterte sie jetzt gebrochen, während ihre Augen überliefen. »Du bist der edelste Mensch, den ich kenne, Havald, doch ich kann es nicht ertragen, wenn du zum Seelenreiter wirst. Wir kämpfen gegen sie«, rief sie verzweifelt. »Wir erschlagen sie, wo wir nur können, und du willst mir nicht versprechen, nie mehr eine Seele zu reiten?«
»Weil ich es nicht kann«, antwortete ich leise. »Vielleicht ist es irgendwann notwendig. Finna, ich habe schon immer getan, was ich tun musste, und nicht alles war gut getan. Ich war nie so edel, wie du glaubst!«
»Das«, brachte sie mühsam hervor, »beginne ich jetzt auch zu verstehen.«
»Finna«, sagte ich eindringlich. »Ich kann dir versprechen, dass ich nicht leichtfertig damit umgehen werde, aber …«
»Halt«, bat sie mich und hob die Hand an. »Sprich nicht weiter. Ich will es nicht hören.« Sie schluckte
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