Die Festung der Titanen
der er die vierzehnte und fünfzehnte Legion nun marschieren lässt, lässt vermuten, dass er sich nicht an die Vereinbarung zwischen Arkin und Euch gebunden fühlt. Ich denke, er hat es auf die Feste Braunfels abgesehen.«
»Die Hälfte von ihnen wird sterben, bevor sie sie erreichen«, sagte ich gepresst.
»Wahrscheinlich wird es mehr als die Hälfte sein«, meinte Asela kühl. »Doch das lässt Usmar noch genügend Männer, um die Feste Braunfels zu nehmen, und jeder von ihnen, der die Feste lebend erreicht, wird verzweifelt kämpfen, da er weiß, dass es um sein Leben geht.« Sie holte tief Luft. »Ich habe Euch immer unterstützt, Lanzengeneral. Ich glaube kaum, dass es jemanden gibt, der Euch besser verstehen kann als ich, ich weiß um die Versuchungen der dunklen Gabe. Doch Lanzengeneral Roderik von Thurgau hätte niemals so gehandelt.«
»Es war ein Fehler«, gestand ich. »Einer, der sich nicht wiederholen wird.«
Sie nickte langsam. »Vielleicht. Das Problem, Ser Roderik, ist, dass ich nicht mehr weiß, wer Ihr seid.«
Serafine schüttelte den Kopf. »Er ist er selbst. Er hat den Verschlinger besiegt, er ist nicht …«
»Ja«, sagte Asela rau. »Er ist nicht der Verschlinger, das weiß ich auch. Ich sah den Kampf und weiß, wer ihn gewann. Doch Roderik weiß selbst nicht, was und wer er ist. Glaube mir, Finna, ich kann sehen, wie sehr er sich verändert hat. Er verändert sich noch immer … wenn ich ihn ansehe, sehe ich, wie es geschieht, wie er sich neu zusammenfügt. Ist es nicht so, Lanzengeneral?«
Es erschien mir sinnlos, es abzustreiten.
»Ihr habt recht«, sagte ich deshalb. »Doch ich weiß, wer ich bin. Ihr sorgt Euch vergebens, Asela, ich habe meine Lektion gelernt.«
»Wisst Ihr denn auch, was Ihr seid?«, fragte sie sanft. Sie wies zu Serafine hin, die still und bleich vor ihrem Frühstück saß. »Ihr liebt sie. Dennoch habt Ihr sie wiederholt gefährdet. Was ist, wenn Ihr wieder vergesst, wer Ihr seid? So, wie ich es verstehe, gibt es Hunderte von Seelen in Euch, die jeden von uns als Feind ansehen würden.«
»Keine Seelen«, widersprach ich und schluckte. »Nur Erinnerungen. Ihre Seelen sind zu den Göttern gegangen.«
»Gut«, meinte Asela ruhig. »Aber es wäre sinnvoll, wenn Ihr priesterlichen Rat und Beistand suchen würdet, um sicherzugehen, dass es auch so ist. Bruder Jon hat sich bereit erklärt, Euch durch diese schwere Zeit zu helfen. Er ist ein weiser Mann, er wird helfen können, damit Ihr Euch nicht verliert.«
»Die Gefahr besteht nicht«, widersprach ich grimmig.
»Das hoffen wir alle«, sagte Asela eindringlich. »Doch bis Bruder Jon uns berichten kann, dass unsere Sorgen unbegründet sind, könnt Ihr Euch als beurlaubt ansehen.« Ihr Lächeln sah mir etwas gezwungen aus, als sie weitersprach. »Ihr habt Euch einen Urlaub mehr als verdient.«
»Ich …«, begann ich, doch sie hob die Hand, um mich zu unterbrechen.
»Sagt mir, was würdet Ihr an meiner Stelle tun?«
Ich schnaubte laut. »Ich würde mich wahrscheinlich selbst in Ketten legen!«
»Ja«, entgegnete sie ruhig. »Was mir zeigt, dass Ihr noch nicht versteht, was mit Euch geschieht. Ketten würden Euch nicht halten. Sprecht mit Bruder Jon«, sagte sie sanft. »Er wird Euch helfen können. Soltar hat mich gerettet, Ihr seid schon immer Sein Diener gewesen. Er wird sicherlich auch Euch erhören.«
Ich seufzte. Ein Gespräch mit Bruder Jon würde mich nicht umbringen, tatsächlich mochte ich den Priester. Wenn ich nur vergessen könnte, dass er dabei gewesen war, als Elsine mir diesen verfluchten Dolch in die Brust gestoßen hatte. Irgendwann musste ich das alles hinter mir lassen, das war mir bewusst. Doch es gab jetzt noch ein dringlicheres Problem. »Was ist mit Arkins Legionen?«, fragte ich. »Wir müssen …«
»Miran wird das Nötige veranlassen«,
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