Die Festung der Titanen
brauchst nicht zu denken, dass ich dich dort alleine hingehen lasse«, sagte sie drohend.
Tatsächlich hätte ich sie nicht alleine hier zurückgelassen. »Wenn du darauf bestehst«, antwortete ich mit einem Lächeln, was mir nur einen misstrauischen Blick einbrachte.
»Auf der anderen Seite«, warf Varosch ein. »Es ist nur ein Festmahl, was soll da schon geschehen. Es ist nur schade, dass Zokora nicht da sein wird«, fügte er mit einem harten Lächeln hinzu. »Sie hätte es genossen.«
Als Schwertmajor Usmar fast zwei Kerzenlängen später mit einer Su’Tenet-Kavallerie auf unser Lager zugeritten kam, fand er mich auf dieser Bank sitzend vor, wo ich in Ruhe meine Pfeife rauchte, während Serafine und Enke zusammen Würfel spielten. Wir hatten uns allesamt herausgeputzt, Serafine und ich trugen unsere Uniformen und die Alte ihr, wie sie sagte, bestes Kleid. Von ihrem Raben Konrad war weit und breit nichts zu sehen, doch ich nahm an, dass er sich in der Nähe befand.
Der Schwertmajor betrachtete den idyllischen Anblick voller Misstrauen und nickte knapp.
»Ich sehe, ihr seid bereit?«
Ich nickte.
»Na denn«, meinte Usmar grimmig und wies mit seinem Kopf auf Zeus, der mit den anderen Pferden gesattelt neben unserem Zelt stand. »Dann solltet ihr wohl aufsitzen, der Kriegsfürst wartet nicht gerne.«
»Dann hättet Ihr pünktlicher sein sollen«, meinte die alte Enke ungerührt und sah zur Sonne hoch. »Es ist schon deutlich nach der vereinbarten Zeit.«
»Es gab noch etwas zu erledigen«, ließ Usmar sie steif wissen.
»Ja«, nickte die alte Enke großmütig und packte den Würfelbecher ein. »Das höre ich in solchen Fällen oft.«
Für einen Moment schien der Schwertmajor nicht zu wissen, was er darauf sagen sollte, doch dann riss er sich zusammen. »Umso mehr ein Grund, dass wir nicht trödeln sollten.«
»Wir haben nur auf euch gewartet«, sagte Serafine mit einem falschen Lächeln. »Wir konnten ja schlecht ohne eure Ehrengarde in euer Lager reiten.«
Was immer Usmar darauf sagen wollte, er sparte es sich und zog nur sein Pferd herum.
»Übertreibe es nicht«, mahnte ich Serafine leise an.
»Er sagt, er will eine Seele von uns haben, wenn all dies hier vorbei ist«, antwortete Serafine grimmig. »Ich glaube, wir haben wenig Grund, auf sein Gemüt Rücksicht zu nehmen.«
Damit hatte sie wohl recht.
Während wir quer durch die Lager der Barbaren ritten, sah ich etliche von ihnen aufstehen und mir zunicken, einige verbeugten sich sogar ansatzweise. Ein großer Unterschied zu unserer ersten Begegnung mit den Kor hier, nur eines hatte sich nicht geändert, keiner derjenigen, die mich so ernsthaft grüßten, hatte ein Lächeln für mich übrig. Tatsächlich aber war ich sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt und grübelte darüber nach, dass Usmar keine Anstalten gemacht hatte, uns entwaffnen zu lassen, und die Art, wie seine zehn Soldaten in zwei Fünferreihen neben uns herritten, entsprach tatsächlich mehr einer Ehrengarde als einer Gefangeneneskorte.
»Sagt«, fragte ich Usmar leise. »Was würdet Ihr tun, wenn ich jetzt einfach davonritte?«
»Nichts«, sagte der Schwertmajor gelassen. Er tat eine großzügige Geste. »Reitet nur davon und überlasst uns das Feld, niemand wird Euch hindern.«
»Ihr versteht, dass wir misstrauisch sind?«, fragte Serafine mit falscher Freundlichkeit.
Usmar schnaubte verärgert. »Kriegsfürst Arkin ist dafür bekannt, dass er sein Wort hält. Hätten wir euch haben wollen, hätten wir euch schon längst geholt.«
»Würdet Ihr etwas anderes sagen, wäre es eine Falle?«, fragte sie, und er seufzte.
»Ich habe keine Lust, mit Euch die Klingen zu kreuzen, Schwertobristin«, sagte er kurz. »Wenn Ihr Fragen
Weitere Kostenlose Bücher