Die Festung der Titanen
das Plateau, auf dem die zweite Legion ihr Lager aufgeschlagen hat. Wenn sie Tag und Nacht durchlaufen, können sie in zwei Tagen dort sein, dann ist es nur noch ein Schritt durch das Tor, und er ist in Askir.«
»Das hört sich nach einem vernünftigen Plan an.«
»Ja«, sagte die alte Enke. »So ist es. Doch dein Freund will nicht hören, er sagt, er lässt dich nicht im Stich.« Sie wies mit ihrem Daumen über ihre Schulter zu unserem Zelt. »Gehe zu ihm, und bringe ihm Verstand bei. Zur Not prügele ihn ihm ein, das scheint die einzige Sprache zu sein, die die Varländer verstehen, nur sei vorsichtig, wo du ihn triffst.«
»Sein Kopf ist unverletzt«, grinste Varosch. »Und dort liegt das Problem.«
»Ich sagte, es sind nur Kratzer«, begehrte Ragnar auf und bedachte mich mit einem funkelnden Blick. »Ich will nicht, dass man von mir sagt, ich hätte dich im Stich gelassen!«
Ich musterte ihn prüfend. Er erschien mir besser als am Tag zuvor, dennoch roch ich unter seinen frischen Verbänden diesen unerträglichen Geruch.
»Du weißt, was ein Splitter anrichten kann«, sagte ich vernünftig. »Wenn die Wunde schwärt, bläht sich dein Körper auf wie ein Kadaver, und dann dauert es nicht lange, bis du einer bist. Ein anständiger Krieger der Varlande wie du fällt in der Schlacht und stirbt nicht an Dummheit auf seinem Lager.«
»Dann führe mich zur Schlacht«, blieb Ragnar stur.
»Tut mir leid«, heuchelte ich Bedauern. »Zurzeit gibt es keine Schlacht für dich. Abgesehen davon, kannst du mir das nicht antun.«
»Was?«, fragte er misstrauisch.
»Esire. Du weißt, was sie mit mir tun würde, müsste ich ihr die Nachricht deines Todes überbringen.«
»Wahr«, meinte er rau und ließ seinen Kopf schwer auf sein Kissen fallen. »Es ist nicht so, dass ich hier sterben will, Havald.« Er sah auch zu Sivret hin, der schweigend neben seinem Lager stand. »Aber es sind nur fünf kleine Löcher!«
»Die jeden anderen umgebracht hätten. Ragnar«, drang ich in ihn, »du weißt, dass es vernünftig ist. Deine Wolfskrieger sind bereit, dich zum Tor in der Felsenfeste zu bringen, wenn sie nicht sogar froh sind, endlich etwas für dich tun zu können! Es bringt ihnen Ehre … und dafür hast du sie doch zu dir gerufen?«
Sivret nickte, Ragnar aber schüttelte stur den Kopf. »Für einen glorreichen Kampf!«, sagte er schwer atmend. »Du weißt, dass es einen geben wird, nicht wahr, Havald? Jetzt, da der Wettkampf vorbei ist, gibt es bald keinen Grund für Arkin mehr, auf die Kor Rücksicht zu nehmen. Sie werden kommen und versuchen, uns zu holen.«
»Ein Grund mehr, warum du dann nicht mehr da sein solltest. Was den Kampf angeht …« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Was ist ehrenhafter, als den Tod selbst zu besiegen? Soltar kann noch auf dich warten!«
Sivret nickte heftig. »Wir werden damit angeben, dass wir Tag und Nacht gelaufen sind, damit du lebst, um in einem anderen Kampf zu siegen!«
Ich sah meinen alten Freund fragend an. »Ragnar?«
»Götter, ja«, seufzte er. »Doch du schuldest mir etwas dafür.«
»Dafür, dass ich dir deinen Arsch rette?«, fragte ich und zog eine Augenbraue hoch; er hingegen sah nur stur drein.
»Genau dafür«, sagte er schwer atmend. »Ich warne dich, mit Bier ist es nicht getan, du musst mir bei meinem Weib helfen. Wehe, du stirbst vorher!«
Beinahe hätte ich laut aufgelacht. Ragnar kannte keine Angst, er hätte sich auch gegen den Namenlosen selbst gestellt, aber vor seinem zierlichen Eheweib zitterte er in seinen Stiefeln. Hätte er denn welche angehabt.
Es ging schneller, als ich erwartet hätte, es dauerte keine halbe Kerzenlänge, bis vier seiner Wolfskrieger Ragnar und seine Bahre auf ihre Schultern hoben und in der Meute der anderen Krieger im Laufschritt davonrannten, Ragnar kam kaum mehr dazu, sich noch von Serafine zu verabschieden.
Wir sahen ihm und
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