Die Festung der Titanen
seinen Kriegern nach, die rannten, als wollten sie sich noch nicht einmal von den Göttern aufhalten lassen, offenbar verstanden dies auch die Kor, denn sie öffneten eilig eine Schneise für Ragnar und seine Krieger. Ich sah ihn noch einmal mit Ragnarskrag winken, dann verschwanden sie im Staub, den seine Krieger hinter sich aufwirbelten.
Wir sahen ihnen nach, bis Serafine leise seufzte. »Das wäre das«, meinte sie und lächelte etwas schief. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal sagen werde, aber ich vermisse sie irgendwie schon jetzt.«
8
Nur ein Festmahl
Serafine sah sich in der Runde um. »Ragnar hat in einem recht, der Waffenfriede wird nicht mehr von langer Dauer sein. Die Frage ist nur, was ist mit dieser Einladung zum Festmahl? Ist es eine Falle?«
»Als die Kaiserlichen damals in unsere Heimat eingefallen sind, gaben die Stammesältesten für die Eule Balthasar ein Festmahl.« Enke schaute grimmig zu Serafine hin. »Angeblich wart ihr ja in friedlicher Absicht gekommen. Balthasar erschlug in dieser Nacht alle vierzehn Stammesführer, es wäre also nicht das erste Mal, dass ein Festmahl blutig endet.«
»Das wusste ich nicht«, sagte Serafine betroffen. »Ich dachte immer, dein Volk hätte sich ohne Grund gegen uns gestellt … ihr habt noch in der ersten Nacht unser Lager angegriffen.«
Die alte Enke musterte sie prüfend und nickte. »Mittlerweile wissen wir ja, dass Balthasar ein Verräter war«, seufzte die Hexe dann. »Doch damals dachten wir, es wäre so von euch geplant gewesen. Es ist seltsam«, fuhr sie leise fort. »Manchmal möchte man wissen, was geschehen wäre, hätten sich die Dinge anders gefügt.«
»Ja«, sagte Serafine nachdenklich. »Ob dann wohl alles besser gekommen wäre?«
»Wohl kaum«, meinte die alte Enke etwas barsch. »Wir hätten nur andere Fehler begangen.«
Varosch räusperte sich. »Zokora sagt, ein Festmahl ist eine gute Gelegenheit für Gift und schmale Klingen. Sie nennt es das Todesspiel, jeder weiß, dass jemand sterben wird, es kommt nur darauf an, wer schneller und geschickter ist.« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, sie ist immer noch davon überrascht, wenn wir ein Festmahl geben und niemand dabei stirbt.«
Ich warf die Hände in die Höhe, um es sofort zu bereuen, als meine linke Hand zu pochen anfing. »Ich habe es verstanden. Wir gehen von einer Falle aus.« Sie nickten alle.
»Es bleibt dennoch die Frage, ob wir hingehen werden.«
»Wir müssen«, sagte Serafine.
Varosch nickte. »Das ist das Schöne daran, Ehre und Höflichkeit zwingen einen geradewegs dazu. Noch hat Arkin den Tarn nicht übergeben, noch ist es sein Spiel. Wenn wir jetzt einfach von hier abreisen, ist nichts gewonnen.« Er sah zu mir hin. »Zokora hat mir einige Tricks beigebracht, ich werde nie so gut wie Zokora darin sein, aber ich bin zuversichtlich, dass ich euch begleiten kann, ohne dass man mich wahrnimmt.« Er hielt seine Armbrust hoch und fuhr zärtlich über ihren Schaft. »Manchmal hat schon ein einziger Schuss eine ganze Schlacht entschieden.«
»Ich werde mit euch gehen«, meinte jetzt auch Enke. »Mutter, Delgere und Elsine sind ebenfalls zu dem Festmahl geladen und werden unabhängig von uns dort eintreffen.« Sie erlaubte sich ein hinterhältiges Lächeln. »Es kann nützlich sein, wenn die Dinge anders erscheinen, als sie sind.«
Die alte Enke war eine Meisterin der Illusionen, und Faraguar hatte mir ja erst kürzlich bewiesen, wie mächtig diese sein konnten.
»Außerdem kann ich dafür sorgen, dass wir dem Wein zusprechen können, ohne Angst vor Gift zu haben«, fügte sie hinzu.
Ich sah zu Serafine hin, die ihre Fäuste in die Seite stemmte und mich mit einem funkelnden Blick bedachte. »Du
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