Die Festung der Titanen
reden könnten, würden sie es dir selbst sagen. Jeder heute ist für etwas Großes gestorben, etwas, das für uns über Jahrhunderte nicht erreichbar war. Heute ist ein großer Tag, Havald. Ein Tag zu feiern, und das solltest auch du tun.«
Ich seufzte. »Es ist nur, dass ich des Tötens so unendlich müde bin.«
Er sah mich lange prüfend an, um dann langsam zu nicken. »Vielleicht«, meinte er nachdenklich. »Ist dies der Grund, warum du so gut darin bist.«
7
Ragnar
»Was wollte er?«, fragte Serafine, als sie aus dem Zelt trat. Sie hielt mit spitzen Fingern blutige Verbände in der Hand und war wohl auf dem Weg zum nächsten Lagerfeuer, um sie dort zu verbrennen, doch jetzt sah sie mich besorgt an.
»Mich aufmuntern«, sagte ich unwillig.
Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich sehe, es ist ihm gut gelungen.« Sie hob die Verbände an. »Ich bin gleich wieder zurück.«
Ich sah ihr nach, wie sie zum Feuer ging.
»Ma’tar hat recht«, meinte Varosch. Er und Enke kamen nun auch aus dem Zelt, aus dem Ragnars Stimme zu hören war, als er sich über irgendetwas mit Sivret stritt.
Ich unterdrückte einen Seufzer. »Mag sein«, gestand ich ihm zu. »Muss ich nun damit rechnen, dass nicht nur Zokora mich belauscht?«
Die alte Enke lachte. »Zeltwände sind dafür bekannt, sehr dünn zu sein. Man kann es nicht ›belauschen‹ nennen, wenn ihr so laut sprecht, dass man euch im ganzen Lager hören könnte.«
Sie wurde ernster. »Wir müssen über Ragnar reden, Havald.«
Ich sah zum Zelt zurück, so laut wie Ragnar schimpfte, ging es ihm wohl besser. »Was ist mit ihm?«
»Wir befürchten, dass ein Splitter einer Pfeilspitze oder eines Schafts noch tief in seinen Wunden steckt«, sagte Varosch besorgt und trat an das Wasserfass vor dem Zelt heran, um mit einer Kelle etwas zu trinken. »Es vergiftet ihn. Vielleicht wortwörtlich, du weißt, dass die Pfeilspitzen mit Gift bestrichen waren?«
Ich nickte nur.
Er wischte sich den Mund ab und sah zu Enke hin. »Wir sind uns einig, dass er nicht überleben wird, wenn wir keinen Chirurgen finden, der sich um ihn kümmert.«
»Was ist mit Zokora?«, fragte ich. »Sie hat bei dir eine ähnliche Operation ausgeführt. Auf dem Schiff, erinnerst du dich?«
»So schnell werde ich das nicht vergessen«, meinte er grimmig. »Aber selbst sie brauchte dafür einen Zirkel. Havald, wenn Ragnar leben soll, braucht er die Hilfe eines fähigen Chirurgen und eine Tempelheilung. Er braucht Orikes.«
Ich sah auf meine geschwollene Hand herab, an der sich noch immer der Generalsring befand. Zokora hatte zwar versucht, ihn abzunehmen, doch es war ihr nicht gelungen. Tatsächlich schnürte er den geschwollenen Finger nicht so ein, wie man hätte erwarten können, vielmehr schien er sich ihm angepasst zu haben.
»Ich kann über meinen Ring versuchen, Asela zu erreichen«, schlug ich vor. »Vielleicht kann sie Orikes hierherbringen?«
»Vielleicht«, sagte Varosch zweifelnd. »Aber wäre es klug? Es gab einen Grund, weshalb Asela im Lager der Legion zurückblieb. Auch Stabsobrist Orikes kennt alle Geheimnisse des Kaiserreichs, nicht auszudenken, was geschehen würde, fielen er oder sie in die Hände Arkins. Doch selbst wenn sie ihn herbringen könnte, würde es nichts daran ändern, dass Ragnar zu einem Tempel muss.«
»In Ordnung«, seufzte ich. »Was habt ihr euch überlegt?«
»In seinem Zustand kann Ragnar nicht reiten«, erklärte die alte Enke. »Aber er kann vorsichtig getragen werden. Seine Wolfskrieger sind stark und ausdauernd, und ich hörte sie damit prahlen, dass sie an einem Tag weiter laufen könnten als ein Pferd. Das wäre die beste Lösung, wir binden ihn an seiner Trage fest, und seine Wolfskrieger bringen ihn zur Felsenfeste.«
»Zur Felsenfeste?«, fragte ich nach.
Varosch nickte. »So nennen die Männer
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