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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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an­zu­bie­ten, schau­en sie einen an, als ob man ih­nen die Schwes­ter ge­stoh­len hät­te, und dre­hen sich auf dem Ab­satz um und ge­hen weg.«
    »Es sind nicht un­se­re Bar­ba­ren, Rag­nar. Der al­te La’mir hat ihm ge­ra­ten, mich of­fi­zi­ell als Füh­rer des Stam­mes an­zu­er­ken­nen. Da­mit sein Stamm frei­es Ge­leit in die Ost­mark be­kommt.« Ich tat ei­ne hilflo­se Ges­te. »Tat­säch­lich sind wir hier ge­lan­det, weil ich als ›Stam­mes­füh­rer‹ das Recht ha­be, hier am Wett­kampf um den Tarn teil­zu­neh­men.«
    »Gu­ter Plan«, knurr­te er. »Erst Leib und Le­ben ris­kie­ren, um ein paar Stücke Ja­de zu be­kom­men, und dann willst du den Tarn auch noch an Del­ge­re ab­ge­ben? Was hast du da­von?«
    »El­si­ne ver­sprach, Del­ge­re zur Kö­ni­gin der Kor zu ma­chen und sie zu be­ra­ten. Was ich da­von ha­be?« Ich zuck­te mit den Schul­tern. »Del­ge­re hat sich ver­pflich­tet, dass die Kor un­ter ih­rer Füh­rung we­der die Ost­mark noch das Kai­ser­reich an­grei­fen. Das reicht mir.«
    Rag­nar ließ den Gras­halm fal­len. »Glaubst du tat­säch­lich, dass es Mae­stra El­si­ne ge­lin­gen wird, die Kor zu über­zeu­gen, ihr zu fol­gen?«
    »Hhm«, mein­te ich. »Sie scheint je­den­falls da­von über­zeugt. Del­ge­re sagt, dass die Geis­ter den Scha­ma­nen der Stäm­me schon seit Jah­ren ra­ten, sich un­ter den Schutz des Dra­chen zu be­ge­ben. Sie ha­ben sich da­ge­gen ge­stemmt, weil sie stets da­von aus­ge­gan­gen sind, dass der Dra­che für As­kir steht. Jetzt, da La’mir ei­ne an­de­re Deu­tung ge­fun­den hat, hofft sie, dass er auch die an­de­ren Scha­ma­nen der Kor über­zeu­gen kann. Wenn wir dann auch noch den Tarn für Del­ge­re ge­win­nen, ha­ben wir die Pro­phe­zei­ung der Geis­ter, die Tra­di­tio­nen der Kor und die Le­gen­de auf un­se­rer Sei­te.«
    »Was zur Fol­ge hät­te, dass sich die Kor nicht mit Kriegs­fürst Ar­kin ver­bün­den wer­den.«
    »Das ist der Plan«, nick­te ich.
    Rag­nar wies mit sei­nem Blick zu dem an­de­ren La­ger hin. »Des­we­gen wer­den sie uns nicht we­ni­ger has­sen.«
    »Ja«, seufz­te ich. »Doch wenn die Kor sich aus dem Krieg her­aus­hal­ten, ha­ben wir Zeit ge­won­nen, den Kon­flikt hier fried­lich zu lö­sen.«
    »Wenn du Mar­schall Her­grimm an Del­ge­re aus­lie­ferst.«
    »Ich lie­fe­re ihn nicht aus«, sag­te ich ru­hig. »El­si­ne sagt, sie will ihn sich selbst ho­len. Her­grimm ist ein Ver­rä­ter, er hat es nicht an­ders ver­dient.«
    Rag­nar schau­te mich skep­tisch an. »Wenn du es sagst. Was ist mit Mae­stra El­si­ne? Ver­traust du ihr?«
    Ich nick­te.
    »Wie­so?«, frag­te Rag­nar. »Sie hat mehr als deut­lich ge­macht, dass sie sich dem Kai­ser­reich nicht mehr ver­bun­den fühlt.«
    Da­mit hat­te er wohl recht, doch er wuss­te auch nicht, was sie für mich ge­tan hat­te  …
    Es gab einen Karp­fen in dem klei­nen Teich im Tem­pel­gar­ten, ei­ne Wei­de, die ih­re trau­ri­gen Äs­te in das Was­ser hielt, und ei­ne klei­ne Bank. Die ho­hen Mau­ern des Tem­pel­gar­tens hiel­ten den Lärm der großen Stadt zu­rück, die sich au­ßer­halb der Mau­ern be­fand, und Teich, Wei­de, Bank und Karp­fen be­fan­den sich in der hin­ters­ten Ecke des Tem­pel­gar­tens, so­dass ich dort nur sel­ten ge­stört wur­de. Ich woll­te kei­ne Stö­run­gen. Ich woll­te nicht be­stän­dig dar­an er­in­nert wer­den, dass es ein Wun­der war, dass ich leb­te, dass ich auf die­ser kal­ten Bah­re wie­der er­wacht war, wenn ich auch kaum mehr wuss­te, wer ich war.
    Frem­de Ge­sich­ter, die mich an­lä­chel­ten, ehr­fürch­ti­ge Bli­cke von No­vi­zen und Pries­tern, das Rau­nen hin­ter mei­nem Rücken, die ver­stoh­le­nen Bli­cke, wenn man glaub­te, ich wür­de sie nicht wahr­neh­men, all das war zu viel für mich. Kaum hat­te ich die Au­gen auf­ge­tan, hör­te ich, dass ich der En­gel Sol­tars wä­re, von dem Gott ge­sandt, um den Men­schen im Krieg der Göt­ter Hoff­nung zu ge­ben, um dann doch auf sei­nem ei­ge­nen Schwert zu ster­ben.
    Dem Schwert, das ich in mei­nen Hän­den hielt. Es war ein ganz be­son­de­res Schwert, das Schwert, mit dem der Gott Sol­tar im letz­ten Krieg der Göt­ter den dunklen Gott Oma­gor er­schla­gen hat­te. Von

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