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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sie, wäh­rend sich ih­re dunklen Au­gen­brau­en et­was zu­sam­men­zo­gen und sie mich mit ei­nem zu­gleich prü­fen­den und auch neu­gie­ri­gen Blick be­dach­te. »Mein Na­me ist El­si­ne.« Das Lä­cheln, das jetzt um ih­re Lip­pen spiel­te, er­schi­en mir ver­traut, aber auch selt­sam zö­ger­lich und un­ge­übt, als hät­te sie ver­ges­sen, wie ein Lä­cheln ging, und müss­te sich nun müh­sam des­sen er­in­nern. »Wer ist die­se Se­ra, von der Ihr sprecht? Es ist lan­ge her, dass ich un­ter Men­schen war, aber es kam nicht oft vor, dass man mich ver­wech­seln konn­te.«
    »Ei­ne Freun­din, die Euch ähn­lich sieht«, gab ich zur Ant­wort, wäh­rend ich die­se Se­ra mus­ter­te, die mich an mei­nem Rück­zugs­ort auf­ge­sucht hat­te. »Ken­nen wir uns? Wenn, dann ver­zeiht mir  …« Ich tat ei­ne hilflo­se Ges­te. »Ich ha­be mei­ne Er­in­ne­rung ver­lo­ren.«
    »Aber Ihr er­in­nert Euch an die­se Freun­din, mit der man mich ver­wech­seln kann?«, frag­te sie lä­chelnd, wäh­rend sie ih­re Ro­be glät­te­te und ih­ren Blick erst über mich schwei­fen ließ, um dann mit ei­nem leich­ten Stirn­run­zeln auf mei­nem Schwert zu ver­har­ren.
    »Sie hat mich eben erst be­sucht. Aber auch bei ihr wuss­te ich zu­erst nicht, wer sie ist, nur dass ich sie lie­be.«
    Sie lach­te. »Tragt Ihr Eu­er Herz im­mer so of­fen vor Euch her, Ser Ro­de­rik?«
    Ich zuck­te mit den Schul­tern. »Das weiß ich nicht. Ich ha­be es ver­ges­sen.« Jetzt war ich es, der sie mus­ter­te, und sie ließ mich ge­wäh­ren. »Auch wenn Ihr nicht Se­ra­fi­ne seid«, sag­te ich dann lang­sam, »ha­be ich das Ge­fühl, dass ich Euch ken­nen müss­te, nur nicht so, wie Ihr nun seid; wenn ich Euch se­he, er­in­ne­re ich mich an den be­tö­ren­den Ge­ruch von Blu­men und an einen al­ten Tem­pel  …« Ich sah sie fra­gend an. »Er­gibt dies einen Sinn für Euch?«
    Sie mus­ter­te mich einen Mo­ment län­ger. »Durch­aus. Ihr habt recht, wir sind uns be­reits ein­mal be­geg­net«, ent­geg­ne­te sie und seufz­te, um auf die Bank ne­ben mir zu deu­ten. »Ihr er­laubt?«
    Ich nick­te, sie setz­te sich ne­ben mich, schob die Map­pe mit Sto­fisks Be­rich­ten zur Sei­te und schau­te auf ei­ne fla­che Kis­te aus Eben­holz her­ab, die sie bei sich trug, um die­se mit ei­nem lei­sen Seuf­zer auf Sto­fisks Be­rich­te zu le­gen. »Wisst Ihr, was mit Euch ge­sche­hen ist?«
    Ich hob hilf­los die Schul­tern und ließ sie wie­der fal­len. »Nur das, was man mir sag­te. Ich wur­de Op­fer ei­nes At­ten­tats, starb und wur­de durch ein Wun­der Sol­tars wie­der in die Welt der Le­ben­den zu­rück­ge­ru­fen. Nur mei­ne Er­in­ne­run­gen ka­men nicht mit mir zu­rück. Ei­ner der Pries­ter hier mein­te, dass es viel­leicht da­mit zu tun ha­ben könn­te, dass Sol­tar, wenn er die See­len der Ver­stor­be­nen in ein neu­es Le­ben führt, die Er­in­ne­run­gen nimmt, um das neue Le­ben nicht mit dem al­ten zu be­las­ten.«
    Sie nick­te. »Das wür­de Sinn er­ge­ben, wenn Ihr ge­stor­ben wä­ret. Nur seid Ihr nicht ge­stor­ben.«
    »Bin ich nicht?«, frag­te ich über­rascht. Schließ­lich war dies das ei­ne, in dem sich je­der ei­nig schi­en, dass ich tot ge­we­sen war und es ein Wun­der Sol­tars wä­re, dass ich wie­der leb­te. Un­will­kür­lich griff ich an mei­ne Brust, wo ich un­ter der dün­nen Ro­be oh­ne Schwie­rig­kei­ten die Nar­be über mei­nem Her­zen füh­len konn­te. Ei­ne Klin­ge war dort ein­ge­drun­gen, es schi­en mir schwer vor­stell­bar, dass man einen Stich ins Herz über­le­ben konn­te.
    Ein flüch­ti­ges Lä­cheln husch­te über ih­re Lip­pen. »Ihr wur­det ver­gif­tet. Die­ses Gift lähm­te Euch und ver­lang­sam­te Eu­ren Herz­schlag so sehr, dass es kaum noch schlug. Da­nach hat man Euch die Keh­le durch­ge­schnit­ten und er­sto­chen und in den Ha­fen ge­wor­fen, dort wo der Ask in den Ha­fen ein­fließt.« Sie seufz­te und sah nach oben, wo sich ein strah­lend­blau­er Him­mel über uns spann­te. »Der Som­mer mag sich so lang­sam auch hier in As­kir bli­cken las­sen, aber in den Ber­gen liegt noch Schnee, und das Was­ser des Ask ist noch kalt und ließ Euch fast er­frie­ren, was Eu­ren Herz­schlag noch mehr ver­lang­samt hät­te,

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