Die Festung der Titanen
Richtung wehen und unsere Augen tränen. Hastig brachten Ragnar und ich uns in Sicherheit.
»Ich verstehe nicht, wieso es ihnen nichts ausmacht«, beschwerte sich Ragnar, als wir dann eine Stelle in der Nähe unserer Pferde gefunden hatten, die abseits von dem Trubel lag. »Sie müssen sich doch selbst fast schon wie Räucherfleisch fühlen!«
»Ich nehme an, sie sind es gewöhnt«, meinte ich schulterzuckend und stopfte meine Pfeife.
»Götter«, seufzte Ragnar, als er es sich am Fuß eines der verkrüppelten Bäume, die es hier gab, gemütlich machte. Er legte seine Axt zur Seite, und ich lehnte Seelenreißer an den Baum, um mich dann neben Ragnar zu setzen. »Ich wusste nicht, dass Pferdedung so stinken kann.«
»Was vielleicht daran liegt, dass es nicht nur Pferdedung ist«, meinte ich und wies mit meinem Pfeifenstiel auf einen Stammeskrieger, der ein paar Schritte weiter gerade eine Ziege molk.
»Was dann auch erklären würde, warum das Essen in den letzten Tagen mehr und mehr nach Ziegenscheiße schmeckt!« Er riss einen Halm des dürren Steppengrases aus und spielte damit herum, während er zu einem der anderen Barbarenlager hinübersah, die uns von allen Seiten umgaben.
Dort stand eine junge Sera, die gerade einem Steppenhasen die Haut abzog, während sie mit einem der Stammeskrieger schäkerte und lachte. Als dieser unsere Blicke wahrnahm, tat er eine Geste in unsere Richtung, die man nicht kennen musste, um zu verstehen, dass sie wenig freundlich gemeint war, und stampfte davon. Die Sera sah zu uns herüber, und da Ragnar nun einmal Ragnar war, schenkte er ihr ein Lächeln. Was die Sera nur dazu veranlasste, ihr Messer in den Hasen zu rammen und mit erhobenem Haupt und voller Verachtung davonzugehen, um den halb gehäuteten Hasen an dem Ast baumeln zu lassen.
»Autsch«, meinte Ragnar und verzog das Gesicht, als er sah, an welcher Stelle die Sera ihr Messer in den armen Hasen getrieben hatte. »Das sieht nicht so aus, als ob sie uns mögen!«
»Bedanke dich bei Hergrimms Blutreitern dafür«, meinte ich und rief die Glut mit meinem Daumen herbei, um dann zu paffen, bis die Pfeife zog. »Was erwartest du, wenn sie seit Jahrhunderten jeden Vorwand nutzen, um ihre Lager zu überfallen, ihre Frauen zu schänden und ihre Männer zu erschlagen? Es ist ein Wunder, dass sie sich nicht auf uns stürzen.«
»Das wäre mir lieber als diese Verachtung«, knurrte Ragnar verbittert. »Kann man ihnen nicht einfach sagen, dass wir nichts damit zu tun haben? Langsam schlägt es mir auf das Gemüt, wenn jeder mich so ansieht, als wäre ich nicht einmal den Dreck unter den Fingernägeln wert.«
»Die Blutreiter ritten unter der Flagge Askirs und die Kor können sich noch gut daran erinnern, wie die dritte Legion hier gewütet hat.« Ich seufzte und wies auf das gegenüberliegende Lager. »Was willst du tun, Ragnar? Willst du dort hingehen und sagen, dass wir die Wahrheit nicht wussten? Sie wissen, dass unsere Legionen die Mauern der Grenzfesten besetzt hielten, sie wissen, dass wir Soldaten ausgeschickt haben, um ihre Lager zu zerstören. Meinst du, es reicht, wenn wir ihnen sagen, dass es uns leidtut, dass die Ostmark sie mit Absicht so herausgefordert hat? Dass man wollte, dass sie immer wieder gegen das Unrecht aufbegehrten, das man ihnen antat? Dass man sie dazu gebracht hat, gegen die Grenzfesten anzurennen, damit Hergrimm mehr Gold für die Ostmark fordern konnte?«
»Ja«, nickte Ragnar grimmig. »Ich kann mir vorstellen, wie sie das aufnehmen würden!« Er sah hinüber zu Ma’tar, der sich am Lagerfeuer mit Mahea unterhielt. »Selbst unsere Barbaren halten Abstand zu uns. Versucht man mit einem freundlich ins Gespräch zu kommen oder ihnen sogar ein Bier aus dem eigenen kostbaren Vorrat
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