Die Festung der Titanen
erneut.
»Ich will sie nicht so zurücklassen«, sagte Serafine rau. »Wir müssen doch irgendetwas tun können?«
»Wir können sie erlösen«, schlug Varosch vor. »Ein Bolze ins Auge …«
Die Katze fauchte und blies uns damit Staub entgegen, offenbar verstand sie uns tatsächlich. Jetzt war es Serafine, die niesen musste.
Aleyte schüttelte ungläubig den Kopf. »Ihr musstet ja darauf bestehen, Eure Freunde mitzunehmen«, sagte er. »Das haben wir jetzt davon.« Er musterte den schweren Brocken und seufzte, als würde die ganze Last der Weltenscheibe auf seinen Schultern ruhen. »Wisst Ihr, wie lange es her ist, dass ich das letzte Mal eine Katze gerettet habe?«, fragte er dann. »Ich war noch ein kleiner Junge, und sie saß auf einem Baum. Ein undankbares Geschöpf«, fuhr er fort. »Ich brach mir ein Bein, und sie ist davongelaufen … hier wird es wohl kaum anders sein.« Er hielt seine Hand in Richtung des Brockens, der sich vor unseren ungläubigen Augen in die Luft erhob, um unmittelbar darauf zur Seite wegzuschnellen und dort mit lautem Getöse und noch mehr Staub aufzuschlagen. Zugleich spannte die Katze ihre mächtigen Muskeln an, schrie und sprang nach vorne. Trümmerteile flogen zur Seite weg, Staub stob auf und versperrte uns die Sicht, und wir hörten einen spitzen Schrei von Serafine.
»Serafine!« Ich zog mein Schwert, so wenig es mir auch nutzen würde, und stürmte in die Staubwolke hinein.
»Es ist alles gut!«, hörte ich Serafine husten. »Es ist nur der verfluchte Staub!« Der, als er sich legte, uns ein unvergessliches Bild offenbarte. Die Katze stand geduckt über Serafine, die gerade unter ihren Beinen hervorkrabbelte, und Zokora, die Furchtbann in die Scheide schob, um sich dann missmutig den Staub abzuklopfen.
»Es gibt viele Dinge hier, die ich nicht mag«, teilte sie uns unwirsch mit. »Doch dieser Staub steht dabei an erster Stelle!«
»Ich glaube wahrhaftig, dass sie mit den Sandkatzen von Bessarein verwandt sind«, meinte Serafine später und sah zu Seyla zurück, die zusammen mit Zokora in einigem Abstand hinter uns herging. Ich konnte mich immer noch nicht damit abfinden, wie groß dieses Ungeheuer war. »Helis ist einer dieser Katzen begegnet, und sie fühlte sich für sie genau so an.«
»Ich hätte erwartet, dass sie uns verlässt, jetzt, da sie ihre Freiheit wiederhat«, meinte ich. Tatsächlich hatte ich erwartet, dass sie sich auf uns stürzte, doch bislang war das nicht geschehen. Vielmehr kam es mir vor, als ob sie uns neugierig beobachtete, als ob sie verstehen wollte, wer diese seltsamen kleinen Wesen waren.
Serafine schüttelte den Kopf. »Für den Moment begleitet sie uns, weil sie es will.« Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. »Wir können sie ja schlecht davon abhalten, nicht wahr?«
»Spätestens wenn sie hungrig ist, wird sie auf Jagd gehen«, meinte Varosch dazu. »Wollen wir hoffen, dass sie dann nicht uns jagen wird.« Er sah zu der Katze zurück. »Wie ist es überhaupt möglich, dass sie uns versteht?«
»Es ist wie bei den Sandkatzen von Bessarein«, erklärte Serafine. »Sie verstehen die Gedanken hinter den Worten.«
»Sie können Gedanken lesen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. So wie ich es verstehe, nur das, was wir auch sagen wollen. Ganz ähnlich dem, wie Zokora auch ihr unbekannte Sprachen versteht.« Sie schaute zu Zokora und der Katze zurück. »Sie scheinen sich gut zu unterhalten.«
»Was mich nicht wundert«, meinte Varosch trocken. »Zokoras Stamm sind Katzen heilig.«
»Wie lange hat Zokora eigentlich in diesem Loch gesteckt?«, fragte ich ihn.
»Fast die ganze Zeit«, sagte er. »Sie wollte ihr Schwert nicht aufgeben.«
»Warum ist sie nicht zu uns zurückgekommen, um uns zu Hilfe zu holen?«, fragte
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