Die Festung der Titanen
mit. »Ihr müsst uns zugestehen, dass es etwas zu viel verlangt ist, Euch jetzt einfach so zu vertrauen. Wer sagt mir, dass Ihr uns nicht in eine Falle führt?«
Er lachte kurz und grimmig. »Niemand. Doch habt ihr eine andere Wahl?«
»Nein«, gab ich knurrend zu.
»Seht Ihr«, nickte er. »Warum sich dann den Kopf zerbrechen?«
»Es ist noch so eine alte Angewohnheit«, meinte Varosch und sah Aleyte trotzig an. »Eine, die wir selbst für Euch nicht ablegen werden.«
Aleyte neigte leicht den Kopf. »Was durchaus verständlich ist. Nur nicht vonnöten. Wenigstens, soweit es mich betrifft. Ich bin nicht euer Feind.«
Die alte Enke hatte währenddessen ihr magisches Licht etwas vorgeschickt, damit wir den Weg zwischen den Trümmern besser sehen konnten, jetzt zog sie scharf die Luft ein und erstarrte.
»Beim Alten Wolf«, sagte sie leise und beendete so das Geplänkel zwischen Varosch und dem Verschlinger. »Schaut euch das an …«
Es war die Panzerkatze, die etwas seitlich von uns unter einem der neueren Trümmer begraben lag. Sie lebte noch und hob den Kopf, als sie das Licht sah, dann, als sie uns erkannte, gab sie einen jämmerlichen Laut von sich, der an ein Maunzen erinnerte. Ihre gelben Augen fixierten uns, und sie wiederholte diesen Laut.
»Götter«, hauchte Varosch, als er näher an das Ungeheuer herantrat, um es mit großen Augen zu betrachten. Doch es war Serafine, die uns alle erschreckte, als sie sich an Varosch und Enke vorbeidrängte und zu dem Biest hingehen wollte.
»Finna!«, rief ich und hielt sie am Arm zurück. »Sie ist nicht tot!«
»Genau deshalb braucht sie Hilfe«, sagte Serafine. Sie sah zu mir hoch. »Lass mich zu ihr gehen, Havald«, bat sie mich. »Sie braucht mich.« Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen. »Glaube mir, ich weiß, was ich tue.«
Widerstrebend ließ ich sie los.
»Berühmte letzte Worte«, nickte die alte Enke. »Ich habe sie schon oft gehört, ich bin neugierig, ob diesmal Grund zur Zuversicht besteht.« Sie lehnte sich gegen eines der Trümmerteile, um sich das Schauspiel in Ruhe anzusehen.
»Ist für Euch denn alles nur ein Spaß?«, fragte Varosch verärgert, der seine Armbrust bereits in Anschlag gebracht hatte.
»Wenn du erst einmal so alt bist, wie ich es bin, wirst du sehen, dass sich das Leben nur noch durch die Überraschungen lohnt, die es für einen bereithält«, erklärte ihm die alte Enke milde.
»Manchmal mag ich Euch nicht«, gab Varosch verärgert zurück.
»Das, mein Junge, ist nun wahrhaftig keine Überraschung«, sagte die alte Enke und holte einen Apfel unter ihrem Umhang hervor, um herzhaft hineinzubeißen.
Es fiel mir schwer, stehen zu bleiben und Serafine gehen zu lassen. Ich mochte ihr vertrauen, doch das galt nicht für das Ungeheuer. So eingeklemmt, wie es war, besaß es dennoch genügend Bewegungsfreiheit, um Serafine mit seinen mächtigen Kiefern zu zerreißen. Dennoch kam sie ihm immer näher.
»Trete zur Seite!«, rief Varosch und hob seine Armbrust an. »Du stehst mir im Schussfeld!«
»Das ist die Idee«, antwortete Serafine, ohne den Blick von der Katze zu wenden, als sie ihr Schritt für Schritt näher kam. »Ich weiß, was ich tue.«
»Und sie sagt, Ihr wäret vom Wahn besessen«, stellte Aleyte fest, während er das Schauspiel betrachtete. »Die Katze kann mir nicht schaden, aber …« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn Ihr es wünscht, kann ich die Katze töten.«
Ich zögerte, doch Serafine hatte Aleyte gehört.
»Nein«, sagte sie in einem scharfen Tonfall. »Das werdet Ihr nicht.«
»Wie Ihr wünscht«, entgegnete Aleyte höflich und wandte sich an die alte Enke. »Habt Ihr noch einen Apfel für mich? Es kommt mir vor, als wären Jahrhunderte vergangen, seitdem ich das letzte Mal einen gegessen habe.«
Wortlos griff die alte Enke unter
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