Die Festung der Titanen
ihren Umhang und reichte ihm einen ihrer glänzenden Äpfel.
Serafine hatte die Katze nun fast erreicht und stand nahe genug vor dem Ungeheuer, um sie mit der Hand zu berühren.
»Dies ist kein dummes Ungeheuer«, bemerkte Serafine leise, während sie dem Tier unverwandt in die Augen sah. »Sie ist auf ihre Art so intelligent wie Leandras Greif, Steinwolke. Sie kann mich verstehen und … oh«, flüsterte sie ergriffen. »Ihr Name ist Seyla.«
»Beeindruckend«, meinte Aleyte neben mir und biss in den Apfel. »War es jetzt wahrhaftig vonnöten, noch ihren Namen zu erfahren, bevor wir sie töten?«
»Wir werden sie nicht töten«, stellte Serafine fest. »Sie ist nur leicht verletzt, sie ist zwischen diesen beiden Blöcken eingeklemmt …« Sie legte den Kopf zur Seite, um sich die verkeilten Trümmer genauer anzusehen. »Wenn wir diesen Brocken hier zur Seite schieben, können wir sie befreien.«
»Warum sollten wir das tun?«, fragte Varosch ungehalten. »Wir befreien sie, und wenn sie so intelligent ist, wie du sagst, sagt sie brav danke … bevor sie uns dann frisst!«
»Das wird sie nicht tun«, sagte Serafine und trat noch näher an das Biest heran, um ihm die Hand auf die gepanzerte Stirn zu legen. Allein der Kopf der Bestie schien mir so groß wie Serafine, die Katze hätte sie mit einem Bissen verschlingen können. »Erinnert ihr euch an das Talent, das Helis besessen hat?«, fragte sie leise. »Sie trat in Armins Zirkus auf und führte wilde Tiere vor … es ist ihr Talent. Wie es aussieht, besitze ich es noch.« Sie schaute zurück zu mir und bedachte mich mit einem strahlenden Lächeln. »Ich sagte doch, du kannst mir vertrauen.«
»Ich schlage vor, ihr tut, was sie sagt«, hörten wir eine andere Stimme, die nicht nur Varosch ungläubig aufschauen ließ. Gefolgt von einem Niesen.
»Zokora?«, fragte er ungläubig und reckte den Hals. »Bist du da drinnen?«
»Ich bin nicht in der Katze, falls du das meinst«, kam Zokoras erhabene Antwort. »Ich spielte nur die Maus für sie und habe mich in einem Loch versteckt, als die Trümmer fielen und sie vor mir begraben haben.«
»Ich dachte, sie würde dich nicht riechen können?«, fragte ich ungläubig, während ich mir bereits prüfend das Trümmerteil besah, so leicht würde es sich nicht bewegen lassen.
»Ja, Havald«, kam ihre kühle Stimme aus dem Trümmergewirr. »Es soll auch mal geschehen, dass ich mich irre. Wie Helis bereits erwähnte, diese Katze ist mehr als nur ein dummes Tier. Was nichts daran ändert, dass sie mich fressen wollte.«
»Kannst du nicht anders entkommen?«, fragte ich sie.
»Natürlich kann ich das«, kam ihre entrüstete Antwort. »Ich verstecke mich doch nicht in einem Loch, das keinen Ausgang hat. Ich will mein Schwert zurück.« Sie nieste erneut. »Verfluchter Staub!«
»Dein Schwert?«, fragte Varosch verständnislos.
Wir hörten, wie Zokora leise seufzte. »Es liegt unter der Katze«, teilte sie uns dann erhaben mit. »Ich versuche schon die ganze Zeit, daran zu gelangen, doch sie lässt mich nicht.«
Die Katze knurrte, was Staub aufwirbeln und den Boden unter unseren Füßen vibrieren ließ, und Serafine lachte. »Sie sagt, es sticht«, grinste sie. »Sie will es dir nicht wiedergeben.«
»Du wirst auf das Schwert verzichten müssen«, teilte ich Zokora mit. »Selbst Ragnar hätte Schwierigkeiten, diesen Brocken zu bewegen. Wir bräuchten einen Kran … oder einen langen Hebel.«
Die Katze maunzte.
Serafine strich mit ihrer Hand zärtlich über den gepanzerten Schädel. »Es tut mir leid«, kam es dann leise von ihr. »Aber wir können dir wohl doch nicht helfen.«
Die Katze stemmte sich gegen die Trümmer, Staub und Dreck rieselten herab; sie bewegten sich gleichwohl nicht um Haaresbreite, schließlich maunzte sie
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