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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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zur Hagerkeit dünn und mit grauer Gesichtsfarbe war Mr Lucius Slye ein Mann, derimmer mit einem großen schwarzen Schirm ins Freie ging, um sich vor der gleißenden Sonne zu schützen. Alle, die ihn kannten, nannten ihn Mr Rat, allerdings nur hinter vorgehaltener Hand, denn mit ihm war nicht zu spaßen. Aber mit seinem verkniffenen Gesicht, der spitzen, zuckenden Nase und dem strähnig dünnen Haar, das er sich über seinen kahl werdenden Schädel kämmte, erinnerte er tatsächlich an eine Ratte. Das schwarze hochgeknöpfte Hemd, der schwarze Anzug, seine schwarzen Schuhe und Socken unterstrichen dabei noch seine blasse Erscheinung. Doch dieser Mann war sehr wichtig für Chang. Er wusste jederzeit, wie es um Mr Changs weitverzweigte geschäftliche Aktivitäten bestellt war. Seinen Palmtop legte er niemals aus der Hand – seine ganze Welt war in diesem elektronischen Assistenten gespeichert. Und jetzt, da Chang mit seinem Mann in England sprach, fixierte er das elende Gesicht des Fahrers. Es war schwer zu sagen, wessen Augen Furcht einflößender waren – Changs unergründlich tiefe braune Seen oder Slyes seelenlose graue Höhlen.
    Chang sprach mit fester Stimme, während er hinaus in die Weite schaute, die nur einen kleinen Teil seines Imperiums ausmachte. »Die Leitung ist nur noch für wenige Augenblicke sicher«, sagte Chang und goss sich ein Glas Wasser ein. »Also, was wissen wir?«
    Die Stimme aus England, die aus dem Telefonlautsprecher drang, war so deutlich, als befände sich der Mann mit im Raum. »Das ist ein schlauer Bursche, und er ist hart im Nehmen. Das Training an der Schule hat ihn ganz schön zäh gemacht. Und er versteht es, auf sich aufzupassen. Aber …« Der Mann zögerte. Schließlich befand sich Max in diesem Moment auf Shaka Changs Territorium. Er wusste wohl am besten, wie zäh der Junge war. »Wir wissen immer noch nicht, ob er Hinweiseerhalten hat, wo sein Vater die besagten Informationen versteckt hat, oder ob er einfach nur auf der Suche nach seinem Dad ist. Aber wie auch immer, dieses Material darf den Behörden natürlich niemals in die Hände fallen.«
    »Und in England gibt es definitiv keine Hinweise darauf, was er gefunden haben könnte. Das haben Sie geprüft?« Die unterschwellige Drohung in Changs Stimme war unüberhörbar. Wenn dem Mann in England etwas Entscheidendes entgangen war, etwa, dass Max hochbrisante Informationen bereits an eine Behörde herangetragen hatte und jetzt nur noch das waghalsige Unternehmen verfolgte, seinen Vater zu retten, dann war Shaka Changs Multimilliarden-Dollar-Deal womöglich bereits gefährdet. Und Changs Mann in England hatte nur noch wenige kostbare Stunden zu leben.
    »Er hat nicht alle Informationen. Das hätte ich herausbekommen«, versicherte die körperlose Stimme Chang mit Überzeugung. »Er muss aufgehalten werden, bevor er mehr erfährt. Ich tue weiterhin von hier aus, was ich kann.«
    »Warten Sie«, befahl er dem Mann am Telefon. Dann drehte er sich um und fixierte den Fahrer des Pick-ups. Der zuckte zusammen.
    »Wo sind die beiden?«
    Der Fahrer wollte schlucken, doch sein Mund war zu trocken. Er krächzte. »Östlich vom Camel Rock, sie sind ins Tal gefahren. In diesen Bergen können die sich tagelang verstecken, Sir. Wir haben getan, was wir konnten, Mr Chang. Der Pick-up … Wir konnten ihnen in dem Gelände einfach nicht folgen. Aber weit kommen sie auch nicht, ihr Landrover ist hinüber. Das kann ich Ihnen versichern, Sir, die kommen nicht weit. Und wir haben versucht …«
    Chang hob den Zeigefinger. Genug. Er wollte keine weiterenAusreden hören. Jetzt richtete er sich wieder an den Mann am anderen Ende der Leitung. »Ich glaube, wir brauchen uns um den Jungen keine Sorgen zu machen. Er ist ins Tal der Toten gefahren. Wenn ihn dort nicht die Löwen oder Schlangen erledigen, tun es die Naturgewalten. Ich glaube, wir können die Sache abhaken. Trotzdem, suchen Sie weiterhin nach dem Material seines Vaters. Wenn wir es nicht in die Hände bekommen, schön und gut, aber besser, wir könnten es vernichten. Wir müssen jedes unnötige Risiko vermeiden.« Chang drückte auf ein Knöpfchen, das Gespräch war beendet. Er drehte sich noch einmal um und sah den Fahrer an, der den Kopf senkte, um Shaka Chang nicht in die Augen schauen zu müssen.
    »So, Sie haben den Jungen also entkommen lassen …«, sagte Chang leise.
     
    Max hatte den Landrover eine kleine Anhöhe hinaufgelenkt und war unter einem überhängenden Felsen stehen

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