Die Festung des Teufels
geblieben. Vom Tal aus würde man sie hier nicht sehen können. Bäume und Büsche versperrten die freie Sicht. Max hielt das Plätzchen für einigermaßen sicher.
Aber dieses Gefühl der Zufriedenheit währte nur kurz. Kugeln hatten die Dieselkanister durchsiebt, und mit viel Glück bekam er vielleicht noch einen halben Kanister voll zusammen. Die Kiste mit dem Proviant hatte sich während der Verfolgungsjagd gelöst und konnte sonst wo sein. Noch schlimmer allerdings war der Verlust des Wassers: Die Wasserkanister waren vorn am Landrover befestigt gewesen und schon bei der ersten Kollision mit dem Allradwagen durchlöchert worden. Alles, was sie jetzt noch hatten, war eine Flasche Wasser für jeden. !Koga zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Eine schwarze Tropfspur folgte dem Landrover bis zuihrem Versteck. Das war Öl. Ihr Auto war ernsthaft beschädigt. Kein Wasser, kein Essen und jetzt auch kein Fahrzeug.
»Wir brauchen Hilfe«, sagte Max, während er sich umsah und die Funkantenne in die Halterung steckte. Er schaltete das Gerät an. Die Batterieleistung war überlebenswichtig, darum musste er sparsam damit sein. Aus dem Funkgerät drang nicht das leiseste Summen, die Kontrolllampen gingen nicht an, in den Kopfhörern war kein Rauschen und kein Knacken zu hören. Dann sah er das Loch im Funkgerät – eine runde Öffnung, deren zerfranster Rand aussah wie umgekrempelt. Eine Kugel hatte ihr einziges Kommunikationsmittel zerstört!
»Kein Wasser, kein Essen, kein Fahrzeug, kein Funk. Ich glaube, wir haben ein kleines Problem«, sagte er.
Die Dunkelheit brach herein und die Temperatur fiel unter den Gefrierpunkt. Sie brauchten Nahrung und Wärme.
»Wir machen ein Feuer und essen, was wir noch haben«, sagte Max zu ! Koga. »Glaubst du, wir sind hier wenigstens über Nacht sicher?«
!Koga nickte. »Diese Männer sind uns nicht gefolgt. Hier draußen gibt es Hyänen und Löwen. Heute Nacht besteht keine Gefahr. Morgen … morgen wird’s hart.« Wenn ! Koga schon glaubte, dass es hart wurde, ahnte Max, dass ihm noch so einiges bevorstand. !Koga sammelte Brennholz, und Max fand noch ein paar Dosen, die bei der Verfolgungsjagd nicht vom Wagen gefallen waren. Okay, morgen würde es also hart werden – aber dieses Problem würde sich ihnen erst am nächsten Tag stellen. Max zitterte und redete sich ein, es käme von der Kälte, nicht etwa aus Angst.
Max baute eine Feuerstelle: Brennholz, kleine Zweige, dann größere Äste. Das Holz war so trocken, dass es aufloderte,kaum dass er die Flamme des billigen Plastikfeuerzeugs daran gehalten hatte. Von seinem Dad hatte er gelernt, wie wichtig es war, stets eine kleine Notfallausrüstung bei sich zu haben, wenn man ins freie Gelände ging: wasserfeste Streichhölzer, eine Angelrute, Haken, eine Beta-Lampe – lauter Kleinigkeiten, die über Leben und Tod entscheiden konnten, falls etwas schiefging. Doch Max war in aller Eile aus Dartmoor High aufgebrochen und hatte nicht damit gerechnet, dass sich die Ereignisse so überschlagen würden. Und deshalb war das mit Flüssiggas gefüllte Feuerzeug auch nur ein Ersatz, den er sich zusammen mit einer Zahnbürste und einer Tube Sunblocker in Windhoek am Flughafen gekauft hatte.
Sie legten einen Kreis aus Steinen um den Holzstoß. Die Wärme, die die Steine über Nacht abgäben, würden sie dringend benötigen, aber Max achtete darauf, dass sie nur schwere, massive Brocken nahmen. Weicheres Gestein, Schiefer zum Beispiel, explodierte bei zu großer Hitze. Das Abendbrot war kein großer Erfolg. Sie stocherten bloß in dem Essen herum, obwohl sie Hunger hatten. Vielleicht waren die Dosen schon alt, oder es fehlte das Salz, warum auch immer, es schmeckte wie Hundefutter. Max fand, sie brauchten dringend ein bisschen Aufmunterung. Ein heißes Getränk vertrieb das Frösteln und half ihnen, den Stress der letzten Stunden abzubauen – und außerdem konnten sie damit herunterspülen, was sie gerade gegessen hatten. Er zweigte ein wenig von dem kostbaren Wasser ab und machte Instantkaffee, in den er die Hälfte der Kondensmilchtube gab, die wundersamerweise aus der Proviantkiste gefallen war, bevor diese abhandengekommen war. Er ließ ! Koga zuerst trinken und freute sich an dem zufriedenen Lächeln, mit dem der Junge von der heißen, süßen Flüssigkeit nippte. !Koga gab ihm den Becher zurück.
»Morgen jagen wir. Wir müssen etwas Richtiges essen«, sagte er.
Max nickte. Um zu überleben, war er jetzt auf !
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