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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Freund zu Boden schlug.
    Sein gellender Schrei hallte durchs ganze Tal. Vergebens tastete er nach seinem Gewehr, und dann kam bereits die zweite Löwin heran und machte sich bereit. Der Mann drehte sich um, brüllte und versuchte, auf dem ansteigenden Grund zu rennen, um dem Tier zu entkommen.
    Hätte der Mann nicht so laut geschrien, wäre er vielleicht am Leben geblieben. Der tote Springbock lag zwischen ihm und der Löwin, und der blutverschmierte Kadaver war für sie interessanter als der Mann. Doch seine Panik weckte ihre natürlichen Instinkte, und sie konnte nicht widerstehen. Sie setzte ihm nach, um mit ihm zu spielen wie die Katze mit der Maus.
    Max vergaß sein schmerzendes Bein und kam hinter dem Felsen hervor. Er sah alles mit an – ein unwirklicher Moment, als würde die Zeit stillstehen.
    Der Mann hob den Blick und erkannte den Jungen, den er hatte töten sollen. Mit seinem letzten Atemzug flehte er ihn an: »Hilf mir, Junge, hilf mir doch!«
    Max schrie aus Leibeskräften und warf einen Stein nach derangreifenden Löwin – ein hilfloser Versuch, denn er landete viel zu weit weg, sodass sie ihn nicht einmal bemerkte. Der Mann stolperte und fiel rücklings hin. Die Großkatze hatte, als Max in ihre Richtung brüllte, für einen Moment zu ihm gesehen, doch der Junge interessierte sie nicht. Ihre Beute lag bereits vor ihr am Boden.
    Es war schnell vorbei.
    Max spürte, wie sich sein Magen hob. Mit ansehen zu müssen, wie ein wehrloser Mensch zerfleischt wurde, war einfach zu viel für ihn. Er würgte und musste sich übergeben. !Koga schwieg. Die Löwinnen fraßen. Geier ließen sich neben dem Kadaver des Springbocks nieder, und Hyänen schnappten in wilder Gier nach Knochen und rissen am Fleisch.
    Die Jungen kehrten den fressenden Tieren den Rücken zu und kletterten weiter. Sie wollten jetzt schnell zum Gipfel hinauf, nur weg aus dem Tal der Toten.
     
    Max verfolgte jede von ! Kogas Bewegungen, während sie sich durch das unwegsame Gelände kämpften. Sie hatten seit dem Löwenangriff kein Wort miteinander gesprochen. Der schroffe Fels schnitt in Max’ Finger, während er mühsam nach Halt tastete, doch das nahm er kaum wahr.
    In ihm gärte ein seltsames Gefühl, das schwer in Worte zu fassen war, aber wäre sein Vater hier gewesen, hätte er ihn ohne große Erklärungen verstanden. Die Ereignisse der letzten Tage hatten in ihm eine Erkenntnis reifen lassen. Er war von Anfang an fest entschlossen gewesen, die Sache durchzuziehen und alles dranzusetzen, seinen Vater zu finden. Doch jetzt wusste er, dass er es mit allem aufnehmen konnte, was sich ihm in den Weg stellen würde. Irgendwo tief in seinem Inneren war eine Kraftquelle verborgen, aus der er schöpfen konnte.
    Die Höhle vor ihnen war der perfekte Zufluchtsort vor der brütenden Tageshitze, die den Felsen fest im Griff hatte. Die Jungen hangelten sich schon mehrere Stunden den Berg hinauf, kämpften sich auf schmalen, von Tieren ausgetretenen Pfaden vorwärts, während sich das Tal, das unter ihnen immer weiter in die Ferne rückte, in das Trugbild eines glitzernden Sees verwandelte.
    !Koga erreichte die Höhlenöffnung als Erster und streckte Max die Hand hin, um ihn über den felsigen Rand des kleinen Plateaus zu ziehen, auf dem die Höhle lag. Es war an der Zeit auszuruhen, und sie belohnten sich mit einem Schluck von dem kostbaren Wasser. Über ihren Köpfen prangte ein Überhang aus dem Fels, der Schutz bot vor der heißen Sonne. Max war, als blickte er aus einem schwebenden Heißluftballon über die sanft hügelige Landschaft, die sich vor ihm ausbreitete, so weit das Auge reichte. Dieses Land war unerbittlich und rau.
    Er zog sein Fernglas unter dem Hemd hervor. Die Linsen waren verstaubt und schweißverschmiert, und er wischte sie mit etwas Spucke sauber. Dann hielt er es sich vor die Augen und schaute umher. Kleine Staubwirbel zogen durch die Ebene, der Horizont verschwamm im Hitzedunst, und dunkle Wolkengrüppchen trieben langsam über der Linie dahin, die Himmel und Land trennte. Sie waren noch zu weit weg, um bald Regenfälle zu bringen.
    Die untergehende Sonne tauchte die scharf gezackten Berggipfel im Osten in ein tiefes Rot. Max fand, dass sie wie blutverschmierte Krokodilzähne aussahen. Er wusste, dass er damit aufhören musste, andauernd diese grausigen Gedankenbilder zu entwerfen, doch es war nicht von der Hand zu weisen, dass diese Berge etwas Ungezähmtes, Wildes hatten, ganz anders als die sanften Granitriesen zu Hause in

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