Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
Vom Netzwerk:
und von der Jagd nach der mächtigen Elenantilope, die, selbst noch im Angesicht des Todes, einen Menschen mit ihren Hörnern durchbohren konnte. In der Wüste waren Skelette von Elenantilopen gefunden worden, an deren Hörnern noch die knöchernen Überreste eines Löwen hingen. Die Verehrung der Elenantilope, die, so groß wie ein Ochse die größte ihrer Art war, stand im Mittelpunkt der Lebenskultur der Buschmänner. Sie priesen das Tier in ihren Tänzen, ihrer Musik und in Bildern. Eine der vielen Schöpfungsgeschichten der Buschmänner besagte, dass der Insektengott Mantis die Welt erschaffen hatte und die Elenantilope als erstes Lebewesen erkor.
    Während Max die Geschichte an der Felswand verfolgte, leuchtete ihm ! Koga mit der Fackel, zeigte auf die Bilder und erklärte in der Buschmann-Sprache, was sie bedeuteten. Und obwohl Max nicht verstand, was ! Koga sagte, wirkte die sanfte Melodie des Singsangs beruhigend wie ein Wiegenlied, und die Szenen schienen lebendig zu werden. Löwe und Giraffe, Antilope und Pavian, Hyäne und Schlange. Die ganze Familie der Wildnis war versammelt.
    Die geistergleichen Jäger rannten und töteten die Antilope, die ihnen das Überleben sicherte. Sie tanzten zum Dank und lobpreistendas Tier. Max glaubte fast, ihren Gesang hören zu können. Figuren tanzten sich in Trance, während ihnen ockerfarbenes Blut aus der Nase lief.
    Die Flamme der Fackel flackerte, und Schatten zogen einen Vorhang über die Szene. Max erhaschte einen Blick auf eine Zeichnung, die im hinteren Teil der Höhle verborgen war und nicht zu den anderen Bildern gehörte. Sie zeigte Anubis, den ägyptischen Schakal und Gott der Unterwelt. Der Körper des Schakals wies nach links und bedeutete dem Betrachter, noch tiefer ins Dunkel hineinzusehen.
    »Max«, flüsterte !Koga. So als wäre der Name eine Feststellung, eine Tatsache. Im schwachen Schein des Feuers erkannte Max die Zeichnung eines Jungen; er war mit weißer Farbe gemalt und hatte gelbes Haar. ! Koga zeigte auf die Zeichnung und auf Max. Er sagte noch einmal: »Max.«
    Wie die Figuren der Jäger war auch der Junge in einer Laufbewegung dargestellt. Wohin lief er?
    Max entdeckte weitere Bilder, die sich wie ein langes Fries über die Granitwand erstreckten. Ein Krokodilmaul voller blutbeschmierter Zähne – das waren die Berge, die Max gesehen hatte. Eine Figur, die stolperte – kein speerschwingender Jäger, sondern ein Mann, der sich auf einen Stab stützte. Am Ende seines ausgestreckten Zeigefingers hing ein Stern mit vielen Zacken.
    Als Max mit der Hand über die Figuren an der Wand fuhr, stieß er auf eine Anhäufung von Kratzern, die Dornenbäume symbolisierten, dürr und kahl; und doch boten sie einer Taube Schutz, die mit ausgestreckten Flügeln auf dem Boden dieses Bildes lag. Max konnte sich keinen Reim darauf machen. Was sollte das bedeuten?
    Die nächste Zeichnung zeigte ein klaffendes Loch, darinstrudelte es wie in einem Whirlpool, und darüber schwebte eine Wolke. Max war ratlos. Was sollte das Bild darstellen?
    Aber die letzte Figur erkannte er. Bei ihrem Anblick fuhr ihm ein Schmerz in die Brust, und er streckte die Hand aus, um sie zu berühren. Es war wieder der Mann mit dem Stern, doch jetzt lag er am Boden, und eine rote Linie zog sich an seinem Bein entlang. Max wusste, dass das sein Vater war, und er sich verletzt hatte. Lag er irgendwo da draußen hilflos im Busch?
    »Oh, Dad«, flüsterte er. »Wo bist du?«
    Die Flamme wurden immer schwächer, und die Fackel spendete kaum noch Licht. ! Koga berührte Max vorsichtig am Arm und wies auf die letzte Darstellung. Die Figur des blonden, weißhäutigen Jungen sprang über einen Abgrund, und ihm folgten ein Dutzend Buschmänner, auch Frauen und Kinder. Es sah so aus, als würden sie andere Buschmänner zurücklassen, die bäuchlings auf dem Boden lagen.
    Was dieses Bild bedeutete, war klar: Max führte eine Gruppe Buschmänner an, die überlebt hatte, und es sah aus, als würde er sie außer Gefahr bringen.
    Und von dieser Bedrohung wusste auch Max’ Vater, so viel stand fest.
    Max hatte schon oft gesehen, wie sein Vater ein Skizzenbuch zur Hand nahm und das, was er in seiner Umgebung sah, mit Pinsel und Bleistift auf Papier festhielt. Es war nicht ungewöhnlich, dass Feldforscher geübte Künstler waren, die Skizzen von Tieren und Pflanzen machten, und für Max bestand kein Zweifel, dass er vor ebensolchen Zeichnungen stand. Das war keine Prophezeiung, die vor Hunderten oder gar

Weitere Kostenlose Bücher