Die Festung des Teufels
hatte sich gelichtet, und Ferdie van Reenen war wieder ein glücklicher Mann. Die Sonne schien, er saß im Cockpit seiner Maschine und hatte zahlende Gäste an Bord. Er wedelte zum Abschied mit den Tragflächen, und Kallie winkte vom Flugfeld zurück. Das Einzige, was ihm Sorgen machte, während er jetzt die Maschine in die Kurve legte und einer seiner Passagiere ängstlich nach Luft schnappte, war die Tatsache, dass seine Tochter nicht auf ihn hören würde.
»Hör zu, wenn auch nur der leiseste Hauch von Ärger in der Luft liegt oder wenn irgendwelche windigen Typen auftauchen, holst du Mike Kapuo zu Hilfe. Das ist ein guter Mann. Der lässt nicht zu, dass in seinem Revier irgendwas aus dem Ruder läuft.«
Natürlich hatte Kallie genickt. Kapuo war in der Tat ein guter Polizist, allerdings umfasste sein Revier immerhin eine Fläche von mehreren Hunderttausend Quadratkilometern. Kapuo hatte unter den Wildtierschmugglern ordentlich aufgeräumt und die Polizeistation in Walvis Bay mit einer fähigen, von ihm persönlich ausgebildeten Mannschaft besetzt; schließlich hatten sie es mit Kriminellen aus aller Herren Länder zu tun.
Aber egal, wie tüchtig Mike Kapuo auch war, im Moment trennten ihn vierhundert Kilometer von Kallie, die zuschaute, wie die Maschine ihres Vaters in den blauen Himmel aufstieg.
Kallie hatte eigentlich auf direktem Weg nach Hause fliegen sollen, aber die Benzinleitung machte noch immer Probleme, und so hatte ihr Vater entschieden, dass sie dableiben und warten sollte, bis die Mechaniker ihrer alten Cessna grünes Licht erteilten. Allzu traurig war Kallie deswegen nicht. So blieb ihr wenigstens etwas Zeit, erneut Max anzufunken, außerdem wollte sie diesen Sayid in England erreichen. Vielleicht wäre es auch nicht verkehrt, bei Mike Kapuo anzurufen, denn jeder schwere Unfall würde früher oder später bei der Polizei gemeldet werden. Es sei denn, die Opfer waren bereits von wilden Tieren gefressen worden. Warum nur ging Max nicht ans Funkgerät?
In dem kleinen Gebäude, das den Flugsafaris als Zwischenstation diente, bestellte Kallie an der Bar etwas Kaltes zu trinken und zog das altmodische Telefon zu sich heran, den einzigen Apparat weit und breit mit Festnetzanschluss. Von hier aus würde sie versuchen, England anzuwählen. Tobias, der Mann hinter dem Tresen, lächelte ständig. Ein Lächeln, das genauso fröhlich wirkte wie die knallbunten T-Shirts, die er immer trug. Er lebte nach der afrikanischen Philosophie ubuntu , die besagte, dass genug für alle da war und Teilen die einzige zivilisierte Lebensform darstellte. Aber kostenlose Anrufe nach England zählten nicht dazu. Er zog den Apparat vorsichtig über den Tresen zurück.
»Tobias, komm schon, Alter. Ein Anruf.«
»Und wie soll ich das erklären? Nein.«
»Du kannst es meinem Vater auf die Rechnung setzen.« »Ich? Ich soll das deinem Vater in Rechnung stellen? Wohl kaum.«
»Er prüft die Rechnungen doch ohnehin nie nach, das mach immer ich.«
»Aber ich wäre derjenige, der deinen Vater betrügt. Nein.« Tobias wischte die Theke mit einem feuchten Lappen ab, obwohl das gar nicht nötig war. Er hatte es gern, wenn alles vor Sauberkeit blitzte. Kallie versuchte, nicht auf die feuchten Stellen zu fassen.
»Tobias, das wäre doch kein Betrug. Jedenfalls kein richtiger. Höchstens ein klitzekleiner. Oder wir lassen den Anruf einfach über die Vermittlung laufen. Die rufen zurück und sagen dir, wie viel der Anruf gekostet hat. Ich bezahl das dann, und du gibst mir eine Rechnung. Na, wie klingt das? Es ist wirklich wichtig, ehrlich.«
Irgendetwas erschien ihm faul an der Sache, aber Tobias kam nicht drauf, was es war. Nur zögerlich nickte er. Kallie nahm den Hörer ab und gab ihm mit einem Blick zu verstehen, dass dies eine Privatangelegenheit war und er gefälligst abschwirren sollte. Tobias verzog sich ans andere Ende der Bar.
In der Abgeschiedenheit seines Zimmers öffnete Sayid den großen gepolsterten Umschlag, holte eine kleine Schachtel heraus und balancierte kurz darauf ein knopfähnliches Stück Metall auf seiner Fingerspitze. Es war nicht größer als die Batterie seiner Armbanduhr, aber wenn er es schaffen sollte, das Ding in Mr Petersons Telefon zu platzieren, konnte er sämtliche Gespräche mithören. Aus seinem Handy plärrte die Erkennungsmelodie von Mission Impossible . Das Display zeigte Anrufer unbekannt .
»Hallo?«
Die Leitung knackte und rauschte. »Sayid?«
»Ja«, antwortete Sayid
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