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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Menschen, begann ihre Haut zu jucken. Das war eine Welt, die sie in der Wildnis nie zu sehen bekam.
    Endlich erschien Mike Kapuo, führte sie in sein Büro und machte die Tür zu.
    Der Polizeichef von Walvis Bay war ein Schrank von einem Mann, und er aß für sein Leben gern. Sein Bauch hing ihm über die Hose, und in seinen Händen mit den dicken Wurstfingern sah seine große Dienstwaffe aus wie ein Kinderspielzeug. Trotz seiner Körperfülle war er aber sehr wendig, wenn es die Situation verlangte, und er hatte, bis er vierzig war, für die Polizei geboxt – ein Rekordalter für einen Schwergewichtler. Beim Boxen hatte er auch Ferdie van Reenen kennengelernt.Sie waren sich als Gegner im Ring begegnet. Kallies Vater war es auch gewesen, der seine Erfolgsserie durchbrochen hatte, als er ihn in der vierten Runde k.o. schlug. Dennoch waren die beiden Männer damals gute Freunde geworden.
    Heute überließ Kapuo die körperlich anstrengenderen Aufgaben, zum Beispiel Verbrecher zu Fuß zu verfolgen, jüngeren Kollegen. Mit siebenundfünfzig hätte er auch bereits in Rente gehen können, doch er liebte seine Arbeit, und seine Mitarbeiter liebten ihn, obwohl er ein strenger Vorgesetzter war. Es litten nur die Verbrecher darunter, dass er noch immer bei der Polizei war.
    »Du solltest so spät abends gar nicht hier sein«, sagte er zu Kallie.
    »Wo hätte ich Sie denn sonst finden sollen?«
    Er lächelte. Das Mädchen war ein Dickkopf. Vermutlich würde es ihm auch noch zum Tiefseefischen folgen, wenn es etwas Wichtiges loswerden wollte. Da Kallie nun hierherkam, musste es sich um etwas Wichtiges handeln.
    »Du bist nicht bloß zufällig vorbeigekommen, hm?«, neckte er sie.
    Er schenkte ihr eine Tasse Kaffee mit Zucker ein – eine dunkle Plörre, aber heiß und süß und daher genau das, was sie brauchte.
    »Ist bei deinem Vater alles in Ordnung?«, fragte er. Es wäre nicht das erste Mal, dass Kapuo Ferdie van Reenen zu Hilfe kommen müsste. Das letzte Mal, als sich Kallies Vater eine Bande von Wilddieben vorgeknöpft hatte – er hatte sie mit vollem Einsatz und einer Flinte gejagt –, war er selbst schwer verletzt worden. Hätte Kallie damals nicht Kapuo eingeschaltet, und hätte der van Reenen nicht rechtzeitig gefunden, dann wären die Wilderer jetzt vermutlich Mörder.
    »Ihm geht’s gut. Er ist mit ein paar Vogelkundlern oben am Kunene.«
    »Aha, hm.« Kapuo wartete. Sie trank kleine Schlucke von ihrem Kaffee, sah ihn an und ließ dann ihren Blick durch den unordentlichen Raum schweifen.
    »Ich glaub, ich hab ein Problem«, sagte Kallie schließlich. »Ein größeres Problem als meinen lausigen Kaffee?« »Schlimmer.«
    Sie zögerte. Er wartete.
    »Ich glaube, jemand will einen Jungen, den ich kenne, umbringen«, sagte sie vorsichtig.
    Kapuo sah sie an. Kallie van Reenen war ihrem Vater sehr ähnlich und würde sich, genau wie er, niemals einfach nur wichtigmachen wollen. »Wie kommst du darauf?«
    »Weil ich glaube, dass die mich auch gerade umbringen wollten.«
     
    Lucius Slye war ein ordentlicher Mensch. Er legte Wert darauf, sein Bett morgens selbst zu machen, weil die Diener die Laken an den Kanten nicht korrekt falteten. Zahnbürste, Rasierer, Kamm und Zahnpastatube lagen fein säuberlich aufgereiht neben seinem fleckenlosen Waschbecken. Sauberkeit, Akkuratesse und Ordnung, genau das brauchte Slye, um funktionieren zu können. Er verfügte weder über Shaka Changs Instinkte noch über die Schlauheit eines Tieres, um sich blitzschnell an alle Veränderungen anpassen zu können. Nein, Slye brauchte ein stabiles Umfeld, um mit maximaler Effizienz wirken zu können.
    Und deshalb hasste er auch unerledigten Kleinkram. Seit der junge Gordon in Afrika war, gab es allerdings jede Menge unerledigten Kleinkram. Slye hatte den Vorschlag geäußert, nachdem missglückten Anschlag auf Max am Flughafen gleich einen erneuten Anlauf auf der van-Reenen-Farm zu starten. Aber Shaka Chang hatte das abgelehnt; das würde einfach zu viel Aufsehen erregen. Beim Mordanschlag am Flughafen hätte man die Tat so aussehen lassen können wie einen Raubüberfall, der außer Kontrolle geraten war. Chang wollte die Sache nicht noch komplizierter machen, indem Außenstehende mit zu Schaden kamen.
    »Lassen Sie den Dingen ihren Lauf, Mr Slye«, hatte er gesagt. »Die Wildnis oder unsere Männer, eins von beiden kriegt den Jungen schon klein.«
    Doch das war bis jetzt nicht passiert, oder? Slye war ein guter Untergebener und wusste, dass

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