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Die Festung

Die Festung

Titel: Die Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meša Selimović
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Šehaga?«
    »Ich mag jetzt nicht.«
    »Warum? Wenn du mir böse bist, na
schön, aber was hat dir Šehaga getan? Komm, mach ein freundliches Gesicht, und
gib mir die Hand. Für heute habe ich genug Ärger gehabt.«
    »Den Ärger bereitest du dir selbst.«
    »Aber nein, Mann Gottes! Gestern
habe ich gewürfelt. Ein Kaufmann kam zu mir, gegen den ich vorgestern gewonnen
hatte, und sagte: ›Heute morgen ist einer aus Brčko angekommen, ein
Landedelmann, seine verstorbene Tante hat ihm ein reiches Erbe hinterlassen,
und der dumme Kerl will es in Sarajevo verprassen. Wenn es
dir nichts ausmacht, einen Narren übers Ohr zu hauen, nimm dich seiner an.‹
– ›Es macht mir nichts aus‹, sage ich. ›Wenn ich es nicht tue, werden
es andere tun.‹ Also gehe ich zu Muharem Pjevo. Ein gefährlicher Spieler,
gegen ihn bin ich ein Waisenknabe. ›So und so‹, sage ich zu ihm.
›Bring etwas Geld mit, am Anfang werden wir ein wenig verlieren, damit der
Edelmann Geschmack daran findet, und dann mag ihm Gott helfen. Ich glaube
nicht, daß du ihm das Reisegeld bis Brčko lassen wirst.‹ – ›Er kann
auch zu Fuß gehen‹, sagt Pjevo und lacht. ›Den Gewinn teilen wir.‹
Also wir treffen uns im Kameni Han. Da war auch der Junker, er sah nach nichts
aus. ›Spielst du oft?‹ frage ich ihn. ›Nicht gerade oft, aber wenn,
dann habe ich Glück. Wenn es mir treu ist wie in den letzten Tagen, dann hütet
euch. Sollte ich auch ein bißchen verlieren, es wäre keine Tragödie.‹ Bei
Gott, denke ich, du wirst nicht ein bißchen verlieren, sondern alles, was du
hast. Und er, als könnte er meine Gedanken lesen: ›Ich habe etwa hundert
Dukaten, mehr führe ich nicht bei mir. Wieviel habt ihr?‹ Wir waren
entsetzt, hundert Dukaten, das ist ein Vermögen. Ich sehe, Pjevo ist
ungeduldig, er starrt den Haufen Dukaten an und findet keine Worte.
›Los‹, sagt er, ›worauf warten wir?‹ – ›Langsam‹, sagt der aus Brčko, ›laßt uns reden wie Menschen. Ich möchte sehen, wieviel ihr
habt!‹ Kaum fünfzig Dukaten haben wir zusammengebracht. Pjevo läuft hin und
leiht sich etwas vom Wirt, und wir fangen an, mit Pjevos Würfeln. Ich sehe, der
Mann ist naiv, gut, aber dumm, er verliert, doch es macht ihm nichts, er lacht
noch und bestellt für uns zu essen und zu trinken. ›Für gute Menschen ist
mir nichts zu schade‹, sagt er. Mir hat es fast leid getan, ich nehme gern
Geld ein, aber ich liebe auch das Spiel. Doch wie es aussah, würde es bald zu
Ende sein. Und es war bald zu Ende. Auf einmal ist etwas geschehen, und der aus
Brčko hörte auf zu verlieren, dafür ging es uns an den Kragen. ›Was ist
das?‹ fragt der Junker fröhlich. ›Das Glück hat sich gewendet.‹ Und
tatsächlich. Was wir auch warfen, er warf besser. ›So ein Wunder!‹ ruft
er unaufhörlich. Und unaufhörlich streicht er ein. Umsonst haben wir auf den
Würfel geblasen, ihn um den Kopf geführt, in der hohlen Hand geschüttelt. Der
aus Brčko nickt nur und ermuntert uns: ›Man muß alles versuchen.‹ Und er streicht seinen Gewinn ein.
Mir hat er in einer halben Stunde alles abgenommen. Pjevo in einer Stunde. Und
am Ende läßt er uns noch eine Kleinigkeit, damit wir einen Schluck trinken
können, sagt er, und er fragt, wann wir uns wieder treffen. Pjevo und ich sehen
uns an, wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Was war das, was hat der Dummkopf
aus uns gemacht? Pjevo beißt sich auf die Lippen, verdreht die Augen, daß er
verloren hat, ärgert ihn nicht so sehr, aber daß man davon hören wird. Und ich
fange an zu lachen wie verrückt. ›Was ist? Warum lachst du?‹ fragt Pjevo.
›Was soll ich sonst tun? Siehst du nicht, daß wir die Dummen sind? Was heißt
hier Tante und reiches Erbe? Das ist ein richtiger Spieler, ein besserer als
wir!‹ – ›Manchmal mache ich mir so einen Spaß‹, sagt der Junker und
lacht gutmütig. ›In Ordnung‹, sage ich zu ihm. ›Du hast uns schön
übers Ohr gehauen, aber nun zeig uns wenigstens ein paar Tricks. Wie bekommst
du es fertig, immer zu werfen, was du willst?‹ – ›Ehrlich gesagt, ich
habe gleich gemerkt, daß Blei im Würfel ist und daß immer die großen Zahlen
fallen. Bis ich den Dreh heraushatte, habe ich verloren, und dann wart ihr an
der Reihe. Hauptsache, es gibt keinen Betrug.‹ So hat uns der Junker
hereingelegt, und er hat noch zugegeben, daß jener Kaufmann sich angeboten
hatte, uns ihm zuzutreiben, wie das Wild dem Jäger. Wir haben ihn gebeten, über
all das zu schweigen, und wir

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