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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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an ihren Pferden vorbei und dazu Gai'schain mit Packtieren. Moiraine war überrascht, zu bemerken, daß Kaderes Wasserwagen ebenfalls schon vorbeigerumpelt sein mußten. Es war ihr nicht bewußt gewesen, daß sie so in den Anblick des Platzes versunken gewesen war.
    »So? Was meint Ihr damit?« fragte sie, wobei sie ihre Stute wenden ließ, um sich dem Strom der Menschen anzuschließen. Rand und seine Eskorte hatten bereits die Grenze der Stadt überschritten.
    »Besorgt«, sagte er geradeheraus, und auf seinem aus Stein gemeißelten Gesicht zeigte sich kein Ausdruck mehr. »Voller Angst. Ich habe noch nie gesehen, daß Ihr vor etwas Angst hattet, auch nicht, als wir von Trollocs und Myrddraal überrannt wurden, nicht einmal, als Ihr erfuhrt, daß die Verlorenen frei seien und Sammael uns beinahe schon erreicht hatte. Naht das Ende nun?«
    Sie zuckte zusammen und verwünschte das im selben Augenblick. Er blickte wohl über den Kopf seines Hengstes hinweg geradeaus nach vorn, doch dem Mann entging niemals etwas. Manchmal glaubte sie, er bemerke sogar ein Blatt, das hinter ihm vom Baum fiel. »Meint Ihr Tarmon Gai'don? Ein Rotkehlchen in Seleisin weiß genausoviel darüber wie ich. Das Licht gebe, daß es noch nicht soweit ist, daß noch immer alle Siegel halten.« Das paar Siegel, daß sie nunmehr in Besitz hatte, befand sich ebenfalls auf Kaderes Wagen, jedes einzeln verpackt in einer mit Wolle ausgestopften Kiste. Es war ein anderer Wagen als der mit dem Sandstein-Türrahmen; darauf hatte sie persönlich geachtet.
    »Was könnte ich sonst wohl meinen?« fragte er bedächtig. Er sah sie noch immer nicht an, und sie hätte sich auf die Zunge beißen mögen. »Ihr seid so... ungeduldig geworden. Ich erinnere mich daran, wie Ihr wochenlang auf eine einzige kleine Information gewartet habt, ein Wort nur, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, aber jetzt...« Nun blickte er sie an, und dieser Blick aus seinen blauen Augen hätte die meisten Frauen eingeschüchtert. Und die meisten Männer ebenso. »Der Eid, den Ihr dem Jungen geschworen habt, Moiraine. Was beim Licht hatte Euch da gepackt?«
    »Er hat sich immer weiter von mir entfernt, Lan, und ich muß ihm nahe sein. Er benötigt jedes bißchen Führung, das ich ihm geben kann, und ich werde alles tun, außer sein Bett mit ihm zu teilen, um ihm diese Führung zu geben.« Die Ringe hatten ihr gesagt, daß das zur Katastrophe führen würde. Nicht, daß sie jemals auch nur daran gedacht hätte - selbst der bloße Gedanke schockierte sie -, aber in den Ringen gehörte es zu den Dingen, die sie sich in der Zukunft überlegen könnte oder würde. Das war zweifellos ein sicheres Zeichen ihrer wachsenden Verzweiflung, und in den Ringen hatte sie gesehen, daß sie damit alles ruinieren würde - alles. Sie wünschte, sie könne sich daran erinnern, auf welche Weise. In allem, was sie über Rand al'Thor in Erfahrung bringen konnte, lag ein weiterer Schlüssel zu seiner Person. Doch nur die einfache Tatsache des drohenden Verhängnisses war ihr im Gedächtnis geblieben.
    »Vielleicht wird es Euch helfen, noch demütiger zu werden, wenn er Euch seine Pantoffeln holen und seine Pfeife anzünden läßt.«
    Sie blickte ihn mit großen Augen an. Sollte das ein Scherz gewesen sein? Wenn ja, amüsierte es sie überhaupt nicht. Sie hatte noch niemals festgestellt, daß Demut in irgendeiner Situation half. Siuan behauptete, daß die Jugend im Sonnenpalast von Cairhien Moiraine einen tiefsitzenden Hochmut mitgegeben habe, den sie selbst überhaupt nicht sehen könne - was diese energisch bestritt -, und schließlich war Siuan die Tochter eines Fischers aus Tear, die jeder Königin ins Auge blicken konnte und für die der Hochmut anderer lediglich Widerstand gegen ihre eigenen Pläne bedeutete.
    Falls Lan tatsächlich zu scherzen versucht hatte, wenn auch nur ansatzweise und am Ziel vorbei, dann änderte er sich offensichtlich. Beinahe zwanzig Jahre lang war er ihr gefolgt und hatte ihr Leben öfter gerettet, als sie noch zählen konnte, und das oft unter Einsatz seines eigenen Lebens. Immer hatte er sein eigenes Leben nur gering geachtet und nur deshalb für wertvoll, weil sie ihn brauchte. Manche behaupteten, er umwerbe den Tod wie ein Bräutigam die Braut. Sie hatte nie sein Herz besessen und war auch nie auf die Frauen eifersüchtig gewesen, die sich ihm zu Füßen zu werfen schienen. Oft hatte er von sich gesagt, er habe kein Herz. Aber im vergangenen Jahr hatte er herausgefunden, daß

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