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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Pferd neben seinem stehenbleiben, weil sie sich nach Aviendha umsah.
    »Er hat ihr gesagt, sie solle ruhig sein, und sie hat ihm tatsächlich gehorcht«, sagte er, als ihre Stute stehenblieb. Er nickte in Richtung Moiraine und Lan. Sie war in hellblaue Seide gekleidet und hielt die Zügel ihrer weißen Stute fest in der Hand, und Lan stand in seinen Behüterumhang gehüllt neben seinem großen, schwarzen Schlachtroß. Lan beobachtete Moiraine eindringlich, wie immer mit ausdrucksloser Miene, während sie aussah, als wolle sie vor Ungeduld platzen, und dabei Rand anfunkelte. »Sie hat angefangen, ihm zu erklären, daß dies alles völlig falsch sei. In meinen Ohren klang das, als habe sie es ihm schon hundertmal gesagt. Und er sagte einfach: ›Ich habe die Entscheidung getroffen, Moiraine. Bleibt dort drüben und schweigt, bis ich Zeit für Euch habe.‹ Als erwarte er von ihr, daß sie gehorche. Und tatsächlich hat sie gehorcht! Ist das Dampf, was ihr aus den Ohren kommt?«
    Sein schnaubendes Lachen klang so erfreut und so selbstgefällig, daß sie beinahe Saidar ergriffen und ihm offen vor jedermann eine Lektion erteilt hätte. Statt dessen schnaubte sie vernehmlich, laut genug jedenfalls, um ihm zu verstehen zu geben, daß es ihm galt und seinem ›geistvollen‹ Humor. Er warf ihr einen amüsierten Seitenblick zu und schmunzelte erneut, was ihre Laune nicht gerade verbesserte.
    Einen Augenblick lang sah sie erstaunt zu Moiraine hinüber. Die Aes Sedai hatte getan, was Rand wollte? Ohne zu protestieren? Das war genauso, als gehorche eine der Weisen Frauen oder als gehe die Sonne um Mitternacht auf. Sie hatte natürlich von dem Angriff gehört. Überall waren heute morgen Gerüchte über riesige Hunde umgegangen, die ihre Fußspuren auf Steinen hinterließen. Sie sah allerdings nicht ein, was das mit dem hier zu tun haben sollte, doch von den Nachrichten über die Shaido abgesehen war das das einzig wirklich Neue, und es reichte doch wohl nicht, um eine solche Reaktion hervorzurufen. Nichts von alledem, was ihr einfiel, würde Moiraine derart verändern. Zweifellos würde sie ihr wieder sagen, es gehe sie nichts an, aber auf die eine oder andere Weise würde sie der Sache schon auf den Grund kommen. Es paßte ihr nicht, Dinge nicht zu verstehen.
    Sie entdeckte Aviendha, die auf der obersten Stufe der Treppe zum Dach der Töchter stand, und lenkte daraufhin ihr Pferd zur anderen Seite der Gruppe in Rands Umgebung. Die Aielfrau musterte ihn genauso eindringlich wie die Aes Sedai, doch in ihrem Gesicht stand nicht der geringste erkennbare Ausdruck. Sie drehte ständig an dem elfenbeinernen Armreif um ihr Handgelenk, spielte offensichtlich daran herum, ohne sich dessen bewußt zu sein. Auf irgendeine Weise hatte dieser Armreif mit den Schwierigkeiten zu tun, die Aviendha mit Rand hatte. Egwene verstand das alles nicht. Aviendha weigerte sich, darüber zu sprechen, und jemand anderen konnte sie nicht dazu befragen, nicht, wenn es ihrer Freundin peinlich wäre. Ihr eigenes flammenverziertes Elfenbeinarmband war ein Geschenk von Aviendha, um ihren Bund als Nächstschwestern zu besiegeln. Als Gegengeschenk hatte sie der anderen Frau die silberne Halskette gegeben, die sie jetzt trug. Kadere hatte behauptet, sie sei nach einem Muster aus Kandor gearbeitet, das man als Schneeflocken bezeichnete. Sie hatte Moiraine um Geld dafür bitten müssen, doch es war ihr passend erschienen für eine Frau, die niemals Schnee kennenlernen würde. Oder ihn nicht kennengelernt hätte, würde sie jetzt nicht die Wüste verlassen. Sie würden wohl kaum vor Anbruch des Winters hierher zurückkehren. Was das Armband auch zu bedeuten hatte, Egwene vertraute ihrer Hartnäckigkeit, herauszufinden, was es damit auf sich hatte.
    »Geht es dir gut?« fragte sie. Als sie sich aus dem vorn und hinten hochgezogenen Sattel beugte, rutschte ihr Rock hoch, bis ihre Beine sichtbar waren, doch sie war so mit ihrer Freundin beschäftigt, daß sie es kaum bemerkte.
    Sie mußte ihre Frage wiederholen, bevor Aviendha zusammenzuckte und zu ihr aufblickte. »Gut? Ja, sicher.«
    »Laß mich mit den Weisen Frauen sprechen, Aviendha. Ich bin sicher, ich kann sie überzeugen, daß sie dich nicht einfach...« Sie brachte es nicht fertig, weiterzusprechen, jedenfalls nicht hier draußen, wo jeder aus der Menge ihre Worte aufschnappen könnte.
    »Machst du dir darüber immer noch Gedanken?« Aviendha rückte ihren grauen Schal zurecht und schüttelte leicht den Kopf.

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