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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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er doch eines besaß, als eine Frau es an eine Schnur band und sich um den Hals hängte.
    Er leugnete das natürlich ab. Nicht seine Liebe zu Nynaeve al'Vere, der ehemaligen Seherin aus dem Gebiet der Zwei Flüsse und jetzigen Aufgenommenen in der Weißen Burg, wohl aber, daß er sie jemals besitzen könne. Er besaß zwei Dinge, sagte er: ein Schwert, das nicht zerbrach, und einen Krieg, der nicht enden konnte. Niemals würde er diese Dinge einer Braut anbieten. Moiraine hatte da allerdings einiges bereinigt, doch er würde das nicht erfahren, bis alles vorbei war. Wenn er es erführe, würde er sehr wahrscheinlich versuchen, die Dinge zu ändern, weil er eben ein so sturer Narr von Mann war.
    »Dieses ausgetrocknete Land scheint dafür gesorgt zu haben, daß die Demut in Euch verdorrt, al'Lan Mandragoran. Ich muß Wasser auftreiben, damit sie wieder blüht.«
    »Meine Demut hat eine rasiermesserscharfe Kante«, gab er trocken zurück. »Ihr habt sie nie stumpf werden lassen.« Er befeuchtete einen weißen Schal aus seiner ledernen Wasserflasche und reichte ihr das nasse Tuch. Sie band es kommentarlos um ihre Stirn. Die Sonne stieg bereits über die Berge hinter ihnen, ein sengender Ball aus geschmolzenem Gold.
    Die breite Kolonne wand sich die unfruchtbaren Hänge des Chaendaer empor. Das Ende der Kolonne befand sich noch in Rhuidean, als die Spitze bereits den Kamm überquerte und sich hinunter in eine zerklüftete, hügelige Ebene bewegte, auf der hier und da Felsnadeln und abgeflachte Spitzkegel standen. Die vorherrschenden Farben waren Rot und Ockergelb, dazu Grau und Braun. Die Luft war so klar, daß Moiraine viele Meilen weit sehen konnte, auch dann noch, als sie die Hänge des Chaendaer längst verlassen hatten. Große, von der Natur geformte Felstore ragten vor ihnen auf, und in jeder Himmelsrichtung griffen gezackte Berge mit wilden Fingern nach dem Himmel. Ausgetrocknete Wasserläufe und Senken spalteten ein Land, auf dem nur gelegentlich niedrige Dornbüsche und blattlose, dürre Gewächse auftauchten. Die seltenen Bäume waren wie verkrüppelt, duckten sich am Boden und wiesen zumeist ebenfalls Dornen auf. Die Sonne verwandelte alles in einen Backofen. Ein hartes Land, das ein hartes Volk hervorgebracht hatte. Aber Lan war nicht der einzige, der sich änderte oder der verändert wurde. Sie wünschte, sie könne vorhersehen, was Rand am Ende aus den Aiel machen würde. Sie alle hatten noch eine lange Reise vor sich.

KAPITEL
8

    Uber die Grenze
    N ynaeve hielt sich krampfhaft mit einer Hand auf ihrem Platz im hinteren Teil des heftig schaukelnden Wagens fest, und mit der anderen sicherte sie ihren Strohhut, während sie zurückblickte, wo der tobende Staubsturm sich in der Ferne verlor. Die breite Krempe warf Schatten auf ihr Gesicht und schützte sie gegen die morgendliche Hitze, doch der Fahrtwind, den der eilig dahinrumpelnde Karren erzeugte, hätte ausgereicht, ihr den Hut vom Kopf zu wehen, und das trotz des dunkelroten Schals, den sie darübergezogen und unter ihrem Kinn verknotet hatte. Niedrige, grasbewachsene Hügel, auf denen hier und da etwas Gestrüpp dem Auge Halt bot, zogen an ihr vorüber. Das Gras lag dürr und spärlich unter der Hitze des Spätsommers. Der von den Wagenrädern aufgewirbelte Staub nahm ihr gelegentlich etwas die Sicht und reizte sie zum Husten. Die weißen Wolken am Himmel trogen. Es hatte schon seit der Zeit vor ihrer Abreise aus Tanchico nicht mehr geregnet, und das lag Wochen zurück. Es mußte auch einige Zeit hersein, seit zuletzt Wagen über die breite, früher einmal vom Verkehr fest ausgefahrene Straße gerumpelt waren.
    Kein Reiter tauchte aus diesem wie fest gemauerten Braun auf, und das konnte ihr nur recht sein. Ihr Zorn auf die Straßenräuber, die sie so kurz vor dem Verlassen des Wahnsinns, der sich in Tarabon abspielte, aufgehalten hatten, war verflogen, und solange sie nicht zornig war, konnte sie die Wahre Quelle nicht erreichen und somit die Macht nicht benützen. Sie war allerdings selbst davon überrascht worden, wie sie bei allem Zorn einen derartigen Sturm hatte erzeugen können. Sobald sie ihn einmal hochgepeitscht und mit ihrem Zorn erfüllt hatte, hatte er wie von selbst weitergewütet. Auch Elayne war von dem Ausmaß des Sturms überrascht worden, aber dankenswerterweise hatte sie das Thom und Juilin gegenüber nicht zugegeben. Doch trotz des ständigen Anwachsens ihrer Kraft, wie es ihre Lehrerinnen in der Burg vorhergesagt hatten, und von

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