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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nahm ihren Bogen auf und fügte hinzu: »Ich muß jetzt gehen. Ich will nicht riskieren, von den anderen gesehen zu werden, wenn sie kommen.«
    Nynaeve legte ihr eine Hand auf den Arm, um sie aufzuhalten. »Es wäre eine Hilfe, wenn Ihr mich ihnen alles berichten ließet. So könnte ich mich über das, was Ihr mir über die Verlorenen gesagt habt, mit Egwene und den Weisen Frauen beraten, und sie könnten es Rand berichten. Birgitte, er muß doch erfahren... «
    »Ihr habt mir Euer Wort gegeben, Nynaeve.« Diese strahlend blauen Augen blickten unnachgiebig wie Eis. »Die Anweisungen besagen, wir dürfen niemanden wissen lassen, daß wir uns in Tel'aran'rhiod aufhalten. Ich habe schon genug Vorschriften gebrochen, indem ich mit Euch darüber sprach, und noch mehr, wenn ich Euch half, denn ich kann nicht untätig herumstehen und Euch zusehen, wie Ihr gegen den Schatten kämpft. Diese Schlacht habe ich schon in mehr Leben geschlagen, als ich mich erinnern kann. Doch ich werde mich an so viele Vorschriften wie möglich halten. Ihr müßt Euer Versprechen ebenfalls halten.«
    »Natürlich werde ich das«, sagte sie eingeschnappt, »es sei denn, Ihr befreit mich davon. Und ich bitte Euch um... «
    »Nein.«
    Damit war Birgitte verschwunden. Im ersten Moment ruhte Nynaeves Hand noch auf einem weißen Ärmel, im nächsten jedoch nur noch in der leeren Luft. Eine Reihe von Flüchen gingen ihr durch den Kopf, die sie bei Thom und Juilin gehört hatte. Natürlich hätte sie Elayne gescholten, wenn sie sie beim Belauschen derartiger Flüche ertappt hätte oder gar dabei daß sie diese schmutzigen Ausdrücke auch noch benützte. Es hatte keinen Zweck, Birgitte noch einmal zu rufen. Sie würde wahrscheinlich nicht kommen. Nynaeve konnte nur hoffen, sie werde beim nächsten Mal, wenn sie oder Elayne nach ihr riefen, doch wieder erscheinen. »Birgitte! Ich werde mein Versprechen halten, Birgitte!«
    Das hatte sie bestimmt gehört. Vielleicht wußte sie bei ihrem nächsten Treffen etwas über Moghediens Unternehmungen. Fast hoffte Nynaeve allerdings, sie werde nichts in Erfahrung bringen. Denn sollte sie etwas wissen, bedeutete das, Moghedien lauere ebenfalls in Tel'aran'rhiod.
    Törichte Frau! Wenn du nicht nach Schlangen Ausschau hältst, kannst du dich auch nicht beklagen, falls dich eine beißt. ‹ Sie hätte wirklich gern Elaynes Lini eines Tages kennengelernt.
    Die Leere der riesigen Halle bedrückte sie. All diese großen, schimmernden Sandsteinsäulen und dieses Gefühl, aus der Düsternis dazwischen beobachtet zu werden. Falls wirklich jemand da ist, hätte es Birgitte gewußt.
    Sie ertappte sich dabei, wie sie das Seidenkleid an den Hüften glattstrich, und um sich von den Augen abzulenken, die gar nicht da waren, konzentrierte sie sich auf das Kleid. Als Lan sie kennengelernt hatte, trug sie ein gutes Wollkleid von den Zwei Flüssen, und als er ihr seine Liebe gestand, ein einfaches, besticktes Kleid. Doch sie wünschte, er könne sie in einem Kleid wie diesem sehen. Es wäre ja nicht unzüchtig, wenn er derjenige war, der sie darin sah.
    Ein hoher Spiegel in einem Ständer erschien vor ihr. Sie musterte ihr Spiegelbild, während sie sich hin und her drehte und sogar nach hinten über ihre Schulter blickte. Der gelbe Stoff lag eng an und deutete mehr an, als er verbarg. Die Versammlung der Frauen in Emondsfeld hätte sie bestimmt bei dem Anblick zu einem ernsthaften, internen Gespräch bestellt, ob sie nun die Seherin war oder nicht. Aber es war wirklich schön. Hier und ganz im stillen konnte sie zugeben, daß sie sich nicht nur einfach daran gewöhnt hatte, so etwas in der Öffentlichkeit zu tragen. Du hast es genossen, schalt sie sich. Du bist mindestens ein ebenso schlimmes Flittchen wie Elayne in letzter Zeit geworden ist! Aber es war einfach schön. Und vielleicht auch nicht ganz so unkeusch, wie sie immer behauptet hatte. Es hatte ja keinen Ausschnitt bis zu den Knien wie bei dieser Ersten von Mayene beispielsweise. Nun, vielleicht war er auch bei Berelain nicht so tief, aber immer noch viel tiefer als ihrem Ansehen eigentlich zuträglich.
    Sie hatte davon gehört, was die Domanifrauen so alles trugen. Selbst die Taraboner bezeichneten das als unanständig. Bei diesem Gedanken wandelte sich der gelbe Seidenstoff zu etwas Weiterem, Fließenden, mit einem schmalen Gürtel aus verwebten Goldfäden. Und dünn war dieser Stoff! Sie lief rot an. Sehr dünn. Man konnte das nicht einmal mehr durchscheinend nennen. Dieses

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