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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Kleid deutete nicht nur an. Falls Lan sie darin sah, würde er nichts mehr davon herausbringen, daß seine Liebe zu ihr hoffnungslos sei und daß er ihr keinen Witwenschleier als Brautgeschenk bringen wolle. Ein Blick, und sein Blut würde Feuer fangen. Er würde...
    »Was unter dem Licht hast du denn da an, Nynaeve?« fragte Egwene in empörtem Tonfall.
    Nynaeve sprang vor Schreck hoch, drehte sich dabei noch, und als sie wieder sicher stand, sah sie sich Egwene und Melaine gegenüber. Es mußte ausgerechnet Melaine sein, obwohl ihr auch die anderen Weisen Frauen in diesem Augenblick nicht lieber gewesen wären. Doch der Spiegel war weg, und sie trug ein dunkles Wollkleid im Stil der Zwei Flüsse, dick genug für den tiefsten Winter. Zu Tode erschrocken, daß sie sich so hatte überraschen lassen - das war tatsächlich der Hauptgrund -, änderte sie sofort das Kleid wieder ab, kehrte ohne nachzudenken zu dem durchsichtigen Domanikleid zurück und genauso schnell wieder zu dem gelben Kleid im Taraboner Stil.
    Ihr Gesicht glühte. Sie hielten sie wahrscheinlich nun für eine komplette Idiotin. Und das vor Melaine. Die Weise Frau war eine Schönheit mit dem langen, rotgoldenen Haar und den klaren, grünen Augen. Nicht, daß es sie auch nur im geringsten interessierte, wie die Frau aussah. Aber Melaine war auch bei ihrem letzten Zusammentreffen mit Egwene zugegen gewesen und hatte sie Lans wegen geneckt. Nynaeve war deshalb beinahe explodiert. Egwene hatte wohl behauptet, das sei kein Necken gewesen, nicht unter den Aielfrauen, aber Melaine hatte doch tatsächlich Lans Schultern bewundert, seine Hände und seine Augen. Mit welchem Recht betrachtete diese grünäugige Katze Lans Schultern? Nicht, daß sie an seiner Treue zweifelte. Aber er war ein Mann und fern von ihr und Melaine war in seiner Nähe und... Entschlossen beendete sie diesen Gedankengang.
    »Ist Lan...?« Sie glaubte, ihr Gesicht müsse verschmoren. Kannst du denn den Mund nicht halten, Frau? Aber nun wollte - konnte - sie nicht mehr zurück, nicht, wenn Melaine vor ihr stand. Egwenes nachdenkliches Lächeln war schon schlimm genug, aber Melaine wagte es doch tatsächlich, verständnisvoll dreinzublicken! »Geht es ihm gut?« Sie bemühte sich um kühle Beherrschtheit, aber ihre Stimme klang trotzdem belegt.
    »Es geht ihm bestens«, sagte Egwene. »Er macht sich Sorgen um deine Sicherheit.«
    Nynaeve atmete langgezogen aus. Es war ihr nicht einmal bewußt gewesen, daß sie die Luft angehalten hatte. Die Wüste war ein gefährlicher Ort. Dazu brauchte es nicht einmal Leute wie Couladin und die Shaido. Außerdem kannte der Mann die Bedeutung des Wortes ›Vorsicht‹ überhaupt nicht. Er machte sich Sorgen um ihre Sicherheit? Glaubte dieser Narr, sie könne nicht auf sich selbst aufpassen?
    »Wir haben endlich Amadicia erreicht«, sagte sie schnell, um von sich abzulenken. Ein loses Mundwerk und dann noch seufzen! Der Mann hat mich um den Verstand gebracht! Den Gesichtern der anderen konnte sie leider nicht ansehen, ob ihr Ablenkungsmanöver erfolgreich gewesen war. »Ein Dorf namens Sienda, östlich von Amador. Überall Weißmäntel, aber sie interessieren sich nicht weiter für uns. Es sind andere, über die wir uns Gedanken machen müssen.« Vor Melaine mußte sie vorsichtig sein und hier und da die Wahrheit ein wenig -abwandeln -, doch sie berichtete ihnen nun von Ronde Macura und ihrer eigenartigen Botschaft und wie sie versuchte, sie und Elayne zu betäuben. ›Versuchte‹, denn sie brachte es nicht fertig, vor Melaine zuzugeben, daß die Frau es tatsächlich geschafft hatte. Licht, was stelle ich nur an? Ich habe Egwene noch nie im Leben belogen!
    Der eigentliche Grund, nämlich eine weggelaufene Aufgenommene zur Burg zurückzubringen, durfte hier natürlich nicht erwähnt werden; nicht vor einer Weisen Frau. Sie hielten Elayne und sie ja für vollwertige Aes Sedai. Aber sie mußte Egwene wissen lassen, worum es eigentlich ging. »Es könnte irgendwie mit einer Intrige gegen Andor zu tun haben, aber Elayne und du und ich haben einiges miteinander gemein, Egwene, so daß ich glaube, wir sollten uns genauso in acht nehmen wie Elayne.« Das Mädchen nickte bedächtig. Sie wirkte wohl höchst überrascht, was verständlich war, aber sie schien verstanden zu haben. »Gut, daß mich der Geschmack des Tees mißtrauisch gemacht hat. Stellt Euch vor: Jemandem Spaltwurzel andrehen zu wollen, der sich so gut mit Kräutern auskennt wie ich!«
    »Komplotte über

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