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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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heiß zu sein.
    In jeder Richtung erstreckten sich Reihen riesiger Sandsteinsäulen. Die Kuppeldecke war so hoch, daß sie sich in den Schatten verlor. An goldenen Ketten hingen weitere vergoldete Lampen aus der Höhe herab. Die hellen Steinfliesen unter ihren Füßen waren ausgetreten. Wohl waren die Hochlords von Tear - natürlich in der Welt der Wirklichkeit - nur hierher gekommen, wenn Gesetz und Brauch es verlangten, aber sie kamen immerhin seit der Zerstörung der Welt in diesen Saal. In der Mitte unter der Kuppel befand sich Callandor, ein glitzerndes, scheinbar ganz aus: Kristall gefertigtes Schwert, das zur Hälfte in den Steinboden hineingetrieben worden war. So, wie Rand es hinterlassen hatte.
    Sie näherte sich Callandor nicht. Rand hatte behauptet, er habe mit Hilfe Saidins Fallen darumherum gewoben, Fallen, die keine Frau sehen könne. Sie vermutete, daß es wohl ziemlich hinterhältige Fallen sein mußten, denn auch der beste aller Männer konnte gemein werden, wenn er mit gezinkten Karten spielen mußte, und sie würden vermutlich eine Frau genau wie jeden Mann treffen, der diesen Sa'Angreal benützen wollte. Er hatte es vor den Aes Sedai der Weißen Burg im gleichen Maße schützen wollen wie vor den Verlorenen. Abgesehen von Rand selbst würde wahrscheinlich jeder sterben, der Callandor berührte, oder es würde ihm noch Schlimmeres zustoßen als der Tod.
    Das war eine der Eigenschaften Tel'aran'rhiods. Was sich in der Welt der Wirklichkeit befand, fand man auch hier, aber umgekehrt galt das nicht immer. Die Welt der Träume, die Unsichtbare Welt, war ein Spiegel der Welt des Wachens. Doch dieser Spiegel verzerrte manchmal das Bild auf eigenartige Weise, und manchmal reflektierten sich in ihm auch noch andere Welten. Verin Sedai hatte Egwene erklärt, daß es ein Muster aus Welten gebe, gewoben aus unserer eigenen und anderen Wirklichkeiten, so wie das Gewebe menschlicher Leben das Muster der Zeitalter ergab. Tel'aran'rhiod berührte all diese Welten, doch nur wenige konnten es betreten, die meisten davon unfreiwillig und nur für kurze, unbewußte Augenblicke, wenn sie ihre irdischen Träume träumten. Es waren allerdings gefährliche Augenblicke für diese Träumer, auch wenn ihnen das nicht klar wurde, es sei denn, sie hatten extremes Pech. Denn eine weitere Eigenheit Tel'aran'rhiods war die Tatsache, daß alles, was hier einem Träumer zustieß, auch in der wachenden Welt mit ihm geschah. In der Welt der Träume zu sterben bedeutete, auch in der Wirklichkeit den Tod zu erleiden.
    Sie hatte das Gefühl, aus der Düsternis zwischen den Säulen heraus beobachtet zu werden, aber das beunruhigte sie nicht weiter. Es war auf keinen Fall Moghedien. Von der Phantasie erschaffene Augen. Es gibt keine Beobachter. Ich habe Elayne gesagt, sie solle es ignorieren, und jetzt habe ich selbst... Moghedien würde bestimmt mehr tun als nur beobachten. Trotzdem hätte sie lieber Zorn gespürt, um so die Macht benutzen zu können. Natürlich fürchtete sie sich nicht, nur war sie eben auch nicht zornig genug. Angst jedoch hatte sie eindeutig nicht.
    Der verdrehte Steinring fühlte sich so leicht an, als wolle er aus ihrem Hemd emporschweben. Er erinnerte sie daran, daß sie nichts anderes an Kleidung trug. Doch sobald sie daran dachte, hatte sie auch schon ein Kleid an. Das war etwas an Tel'aran'rhiod, was ihr gefiel. Oftmals war es unnötig, die Macht einzusetzen, denn sie konnte hier Dinge vollbringen, die wohl kaum jemals eine Aes Sedai mit Hilfe der Macht schaffen würde. Allerdings hatte sie nun nicht das Kleid aus guter, kräftiger Wolle von den Zwei Flüssen an, das sie erwartet hatte. Statt dessen reichte ihr der hohe, mit Jaerecruz-Spitze besetzte Stehkragen bis unter das Kinn, und darunter war sie in hellgelbe Seide gehüllt, die sich erregend an ihren Körper schmiegte. Wie viele Male hatte sie die typischen Taraboner Kleider wie dieses als unzüchtig bezeichnet, als sie eines trug, um in Tanchico nicht so aufzufallen? Wie es schien, hatte sie sich besser daran gewöhnt, als ihr bewußt geworden war.
    Sie zog hart an ihrem Zopf, um sich für ihre gedankliche Abschweifung zu bestrafen, ließ aber das Kleid, wie es war. Es mochte nicht ganz das sein, was sie wollte, doch sie war keine oberflächliche Göre, die deshalb Theater machte. Ein Kleid ist ein Kleid. Sie würde es tragen, wenn Egwene kam und diejenige der Weisen Frauen, die sie diesmal begleitete, und falls eine von ihnen auch nur ein Wort

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