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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Lan. Der ›Eine Mann‹ bedeutete das in der Alten Sprache, oder ›Ein Mann Allein‹, oder ›Der Mann, der ein ganzes Volk ist‹. Es war oft schwierig, Ausdrücke aus der Alten Sprache genau zu übersetzen. Die Aiel brachten Lan großen Respekt entgegen, dem Mann, der seinen Kampf gegen den Schatten nicht aufgeben wollte, gegen den Feind, der sein Land zerstört hatte. »Ihr kämpft mit schmutzigen Waffen«, knurrte sie.
    Melaine zog eine Augenbraue hoch. »Kämpfen wir denn? Falls ja, dann solltet Ihr wissen, daß es in einem Kampf nur Gewinner und Verlierer gibt. Regeln, die verbieten, jemanden zu verletzen, gelten nur in Spielen. Ich will Euer Versprechen, daß Ihr nichts im Traum unternehmt, ohne es zuvor mit uns abgesprochen zu haben.
    Ich weiß, daß Aes Sedai nicht lügen können, also will ich es von Euch ausgesprochen hören.«
    Nynaeve knirschte mit den Zähnen. Es wäre ja leicht, die Worte auszusprechen. Sie mußte sich nicht daran halten, weil sie ja nicht an die Drei Eide gebunden war. Aber es würde trotzdem bedeuten, Melaine recht zu geben. Sie glaubte ihr jedoch nicht und würde ihr dieses Versprechen nicht geben.
    »Sie wird es nicht versprechen, Melaine«, sagte Egwene schließlich. »Wenn sie diesen störrischen Blick an sich hat, kommt sie nicht einmal aus dem Haus, wenn Ihr beweist, daß ihr Dach in Flammen steht.«
    Nynaeve bedachte auch sie mit einem wütenden Blick. Störrisch, ja? Wenn alles, was sie wollte, darin bestand, sich nicht wie eine Puppe herumschubsen zu lassen.
    Das Schweigen zog sich in die Länge, und dann seufzte Melaine. »Also gut. Aber es wäre gut für Euch, Aes Sedai, wenn Ihr im Gedächtnis behaltet, daß Ihr in Tel'aran'rhiod nur ein Kind seid. Kommt, Egwene, wir müssen gehen.« Ein amüsiertes Zucken überflog noch Egwenes Gesicht, während die beiden verblaßten und schließlich verschwanden.
    Mit einem Mal wurde Nynaeve bewußt, daß sie schon wieder die Kleidung gewechselt hatte. Oder daß sie geändert worden war, denn die Weisen Frauen wußten genug von Tel'aran'rhiod, um auch Dinge an anderen abzuwandeln und nicht nur an sich selbst. Sie trug nun eine weiße Bluse und einen dunklen Rock, aber im Gegensatz zu den Röcken der beiden Frauen, die gerade aus dem Traum gegangen waren, reichte ihr Rock nicht einmal bis zu den Knien. Ihre Schuhe und Strümpfe waren weg und ihr Haar zu zwei Zöpfen geflochten, einem über jedem Ohr, in die gelbe Bänder eingebunden waren. Neben ihren bloßen Füßen lag eine Stoffpuppe mit geschnitztem und bemaltem Gesicht. Sie konnte tatsächlich hören, wie ihre Zähne knirschten. Das war schon einmal zuvor geschehen, und sie hatte von Egwene erfahren, daß dies die Kleidung der kleinen Aielmädchen war.
    Wütend kehrte sie zu dem gelben Taraboner Seidenkleid zurück, das diesmal noch enger anlag, und gab der Puppe einen Tritt. Sie flog davon und verschwand in der Luft. Diese Melaine hatte wahrscheinlich ein Auge auf Lan geworfen. Die Aiel schienen ihn sowieso für eine Art Helden zu halten. Aus dem hohen Stehkragen wurde ein breiter Spitzenkragen, und der tiefe, enge Ausschnitt ließ die Ansätze ihrer Brüste deutlich sichtbar werden. Wenn diese Frau ihn auch nur anlächelte...! Wenn er...! Plötzlich bemerkte sie, daß der Ausschnitt ihres Kleids immer tiefer wurde und die Schultern immer freier. Hastig zog sie das Kleid wieder hoch, nicht ganz, aber genug, um nicht erröten zu müssen. Das Kleid war mittlerweile so eng, daß sie sich kaum rühren konnte. Auch das änderte sie wieder ab.
    Also sollte sie um Erlaubnis bitten, ja? Zu den Weisen Frauen marschieren und betteln, bevor sie etwas unternahm? Hatte sie nicht Moghedien besiegt? Damals waren sie gebührend beeindruckt gewesen, aber nun schienen sie das vergessen zu haben.
    Falls sie Birgitte nicht dazu benützen konnte, herauszufinden, was sich in der Burg abspielte, gab es vielleicht einen Weg, das selbst zu erledigen.

KAPITEL
15

    Was man aus Träumen lernen kann
    S orgfältig ließ Nynaeve in ihrer Vorstellungskraft ein Bild des Arbeitszimmers der Amyrlin erstehen, so, wie sie sich vor dem Einschlafen das Herz des Steins vorgestellt hatte. Nichts geschah, und so runzelte sie die Stirn. Sie sollte sich nun eigentlich in der Weißen Burg befinden, in dem Raum, den sie sich vorgestellt hatte. Wieder versuchte sie es und sah vor ihrem geistigen Auge einen Raum, den sie schon viel öfter besucht hatte, wenn auch meist mit mulmigem Gefühl.
    Nun wurde aus dem Herzen des

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