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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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eine kräftige Frau, nicht schön, aber immerhin gutaussehend, und sie wirkte höchstens ein paar Jahre älter als Min, doch diese scharfen, blauen Augen verströmten eine Autorität, wie sie so gar nicht zu einer jungen Frau paßte, die in einem Hinterwäldlerschuppen auf ihre Verurteilung wartete. Manchmal war Siuan genauso schlimm wie Logain, wenn sie sich vergaß, oder vielleicht noch schlimmer. »Wenn man verprügelt wird«, sagte sie in einem ›Red-keinen-Unsinn-und-bleib-auf-dem-Teppich‹-Tonfall, »dann ist es schnell vorbei, und wir können uns wieder auf den Weg machen. Dabei versäumen wir weniger Zeit, als bei jeder anderen Strafe, die ich mir vorstellen kann. Erheblich weniger als durch Hängen, beispielsweise. Aber ich glaube nicht, daß es dazu kommen wird, jedenfalls, soweit ich die Gesetze in Andor kenne.«
    Min wurde einen Augenblick lang von Lachen durchgeschüttelt, aber sonst wäre sie vermutlich in Tränen ausgebrochen. »Zeit? Wo wir hingehen, haben wir alle Zeit der Welt. Ich schwöre, daß wir jedes Dorf zwischen Tar Valon und dem hier abgeklappert haben, und doch haben wir nichts gefunden. Keinen Schimmer, nicht einmal ein Gerücht. Ich glaube nicht, daß es tatsächlich einen Treffpunkt gibt. Und wir sind jetzt auch noch zu Fuß. Nach dem zu schließen, was ich aufschnappen konnte, hat Logain die Pferde mitgenommen. Zu Fuß, in einen Schuppen gesperrt, und dann noch auf das Licht weiß was warten müssen!«
    »Sprecht keine Namen aus!« flüsterte Siuan scharf. Sie warf einen warnenden Blick in Richtung der grob gezimmerten Tür, hinter der ein Wächter wartete. »Eine lose Zunge, und Ihr zappelt selbst im Netz anstatt des Fisches.«
    Min verzog das Gesicht, teils, weil sie die Fischerweisheiten Siuans aus ihrer tairenischen Heimat langsam nicht mehr hören konnte, teils, weil die Frau auch noch dazu recht hatte. Bisher waren sie schneller gewesen als mögliche Berichte über sie, die sie in Verlegenheit bringen konnten - nun ja, tödliche Berichte, um ehrlich zu sein -, aber es gab eben Dinge, die irgendwie an einem Tag hundert Meilen zurücklegen konnten. Siuan war als ›Mara‹ gereist, Leane als ›Amaena‹, und Logain hatte den Namen ›Dalyn‹ angenommen, nachdem ihn Siuan davon überzeugt hatte, daß ›Guaire‹ absolut närrisch gewesen wäre. Min glaubte nach wie vor, niemand werde ihren richtigen Namen herausfinden, doch Siuan bestand darauf, sie ›Serenla‹ zu nennen. Selbst Logain kannte ihre wirklichen Namen nicht.
    Das Schlimmste war, daß Siuan nicht daran dachte, aufzugeben. Wochenlang nichts als Mißerfolge, und nun das, aber wenn sie auch nur Tear erwähnte - das vernünftigste Ziel -, dann explodierte sie und schüchterte selbst Logain durch ihre Heftigkeit ein. Je länger sie suchten, ohne zu finden, was immer Siuan zu finden hoffte, desto schlimmer wurden deren Launen. Na ja, vorher war sie auch schon schlimm genug. Min war aber klug genug, so etwas nicht auszusprechen.
    Leane beendete endlich die Arbeit an ihrem Kleid, zog es sich über den Kopf und faßte dann mit beiden Händen nach hinten, um es zuzuknöpfen. Min begriff nicht, warum sie sich soviel Mühe damit machte; sie selbst haßte die Stopferei oder überhaupt alle Handarbeiten. Der Ausschnitt war jetzt ein wenig tiefer und zeigte etwas von Leanes Busen. Außerdem saß das Kleid jetzt ein bißchen enger an der Brust wie um die Hüften. Aber was wollte sie ausgerechnet hier damit erreichen? In diesem Backofen von Schuppen würde niemand sie zum Tanzen auffordern.
    Leane kramte in Mins Satteltaschen herum und zog schließlich das Holzkästchen mit Farbstoffen und Pudern und allen möglichen Kosmetika heraus, das Laras Min noch aufgedrängt hatte, bevor sie aufbrachen. Min hatte es die ganze Zeit über wegwerfen wollen, aber irgendwie hatte sie sich dann doch nie dazu durchringen können. In dem Deckel des Kästchens war ein kleiner Spiegel angebracht, und nach wenigen Augenblicken machte sich Leane mit kleinen Pinseln aus Kaninchenfell an ihrem Gesicht zu schaffen. Zuvor hatte sie sich nie für so etwas interessiert. Jetzt schien sie sich sogar aufzuregen, weil nur eine Ebenholz-Haarbürste vorhanden war und dazu ein kleiner Elfenbeinkamm. Und sie knurrte empört, weil es keine Möglichkeit gab, den Lockenstab zu erhitzen! Ihr dunkles Haar war ein ganzes Stück gewachsen, seit Siuan ihre Suche begonnen hatte, doch es hatte ihre Schultern noch nicht erreicht.
    Nachdem sie eine Weile zugesehen hatte,

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