Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
hatte Elaynes Fuß die letzte Stufe verlassen, da eilte auch schon Frau Jharen herbei und bot ihnen, oder besser ›Lady Morelin‹, ein getrenntes Speisezimmer an. Nynaeve warf Elayne keinen Blick zu, doch die sagte: »Ich glaube, wir essen hier. Ich habe selten Gelegenheit, in einer Schankstube zu essen, und es würde mir bestimmt Spaß machen. Laßt uns bitte von einem Eurer Mädchen etwas Erfrischendes bringen. Wenn es jetzt schon so warm ist, werden wir wohl zerlaufen, bevor wir das nächste Mal anhalten, fürchte ich.«
    Nynaeve wunderte sich immer wieder, daß sie für dieses hochnäsige Getue nicht auf die Straße gesetzt wurden. Sie hatte mittlerweile genug Lords und Ladies kennengelernt, um zu wissen, daß sich fast alle so benahmen, aber trotzdem. Sie hätte das keine Minute lang geduldet. Die Wirtin jedoch knickste lächelnd, rang die Hände ein wenig und führte sie dann an einen Tisch in der Nähe eines Fensters zur Straße hin. Sodann huschte sie davon, um Elaynes Auftrag auszuführen. Vielleicht war das ihre Rache an dem Mädchen. Sie saßen wohl allein und weit genug von den Männern an den anderen Tischen entfernt, doch jeder, der eintrat, konnte sie anstarren, und falls ihr Essen doch heiß war, was sie nicht hoffte, saßen sie so weit von der Küche entfernt wie überhaupt möglich - zu weit, um sich ohne größere Umstände beschweren zu können.
    Als sie bedient wurden, bestand das Frühstück aus würzigen Teigstücken, die in ein weißes Tuch gewickelt und noch warm waren, aber trotzdem gut schmeckten, gelben Birnen, blauen Trauben, die ein wenig verschrumpelt wirkten, und irgendwelchen roten Früchten, die von der Serviererin als ›Erdbeeren‹ bezeichnet wurden, obwohl sie keiner Beere ähnlich sahen, die Nynaeve jemals gesehen hatte. Sie schmeckten auch nicht gerade nach Erde, besonders mit geschlagener Sahne obenauf. Elayne behauptete, schon von ihnen gehört zu haben, aber das war ja typisch für sie. Zusammen mit einem leicht gewürzten Wein, der angeblich im Quellhaus gekühlt worden war -die Quelle konnte aber nicht sehr kühl sein, stellten sie nach einem Nippen fest -, ergab das ein erfrischendes Morgenmahl.
    Der nächste Mann saß drei Tische entfernt und trug einen dunkelblauen Wollmantel. Vielleicht war er ein wohlhabender Kaufmann. Sie unterhielten sich trotzdem nicht. Genug Zeit zum Unterhalten, wenn sie sich wieder auf der Straße befanden und keine Lauscher mehr in der Nähe waren. Nynaeve war erheblich früher als Elayne mit dem Essen fertig. So, wie sich das Mädchen Zeit ließ, um eine Birne aufzuschneiden, konnte man denken, sie hätten den ganzen Tag über Zeit, am Tisch zu sitzen.
    Plötzlich riß Elayne die Augen vor Schreck weit auf, und das kurze Obstmesser fiel klappernd auf den Tisch. Nynaeve fuhr herum und sah, daß ein Mann auf der gegenüberliegenden Bank an ihrem Tisch Platz nahm.
    »Ich dachte mir doch, daß du das bist, Elayne, nur hat mich das Haar zunächst etwas verwirrt.«
    Nynaeve starrte Galad an, Elaynes Halbbruder. Anstarren war der passende Ausdruck dafür. Hochgewachsen und schlank wie eine Stahlfeder, dunkelhaarig und dunkeläugig, war er der bestaussehende Mann, den sie je kennengelernt hatte. Gutaussehend war noch zu schwach ausgedrückt: Er sah phantastisch aus. Sie hatte gesehen, wie sich in der Burg die Frauen um ihn drängten, sogar Aes Sedai, und alle hatten Augen gemacht wie die Mondkälber. Sie hörte bei dem Gedanken an die anderen sofort mit Lächeln auf. Doch sie konnte nichts gegen die Beschleunigung ihres Herzschlags unternehmen oder wenigstens wieder gleichmäßig atmen. Sie empfand nicht das Geringste für ihn, aber er war derart schön! Beherrsche dich, Frau!
    »Was macht Ihr denn hier?« Sie war froh, daß es sich nicht wie erstickt anhörte. Es war nicht fair, daß ein Mann so gut aussah.
    »Und wieso trägst du so etwas?« Elaynes Stimme war leise, aber trotzdem beißend.
    Nynaeve riß noch einmal die Augen auf, denn erst jetzt wurde ihr bewußt, daß er einen hochglänzenden Harnisch trug und dazu einen weißen Umhang mit zwei goldenen Rangknoten unter der strahlenden Sonnenscheibe. Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Einen Mann so fasziniert anzustarren, daß sie noch nicht einmal seine Kleidung bemerkte! Sie hätte vor Scham am liebsten ihr Gesicht verborgen.
    Er lächelte, und Nynaeve mußte tief Luft holen. »Ich bin hier, weil ich zu den Kindern gehöre, die aus dem Norden zurückgerufen wurden. Und ich

Weitere Kostenlose Bücher