Die Feuer des Himmels
gehöre zu den Kindern des Lichts, weil es der richtige Weg zu sein schien. Elayne, als du und Egwene verschwunden wart, haben Gawyn und ich nicht lange gebraucht, um herauszufinden, daß ihr keineswegs Strafdienst auf einem Bauernhof leisten mußtet, auch wenn man uns das weismachen wollte. Sie hatten kein Recht, dich in ihre Intrigen einzubeziehen, Elayne. Keine von Euch.«
»Ihr scheint sehr schnell einen Offiziersrang erreicht zu haben«, sagte Nynaeve. War dem törichten Mann nicht klar, daß dieses Geschwätz von den Intrigen der Aes Sedai ihnen beiden hier ganz leicht den Tod einbringen konnte?
»Eamon Valda schien zu glauben, daß meine Erfahrung es rechtfertige, gleich, wo ich sie gewonnen hatte.« Sein Achselzucken ließ den Rang als unwichtig erscheinen. Es war, genau gesprochen, keine Bescheidenheit, aber auch kein Vorwand. Er war unter den Schülern der Behüter in der Burg der beste Schwertkämpfer gewesen, aber auch sehr gut in Strategie und Kampftaktik, doch Nynaeve konnte sich nicht daran erinnern, daß er je mit seinen Fähigkeiten angegeben hätte, noch nicht einmal im Scherz. Das Erreichte bedeutete ihm nichts, vielleicht, weil es ihm so leicht fiel.
»Weiß Mutter davon?« wollte Elayne wissen, immer noch mit gefährlich leiser Stimme. Ihre Miene hätte allerdings auch einem wilden Keiler Angst eingejagt.
Galad rutschte nur ein ganz klein wenig nervös auf der Bank umher. »Ich hatte noch gar keine Zeit, ihr zu schreiben. Aber sei nicht so sicher, daß sie etwas dagegen haben wird, Elayne. Sie steht nicht mehr auf so gutem Fuße mit dem Norden wie früher. Ich hörte sogar, daß ein gesetzlicher Bannspruch im Gespräch sei.«
»Ich habe ihr einen Brief mit Erklärungen geschrieben.« Elaynes zorniges Funkeln hatte einem fragenden Blick platzgemacht. »Sie muß es doch verstehen. Sie wurde doch selbst auch in der Burg ausgebildet.«
»Sprich leiser«, sagte er mit leiser und harter Stimme. »Vergiß nicht, wo du dich befindest.« Elayne lief dunkelrot an, aber Nynaeve wußte nicht, ob aus Ärger oder Verlegenheit.
Mit einemmal wurde ihr bewußt, daß er genauso leise wie sie gesprochen hatte und sich auch vorsichtig ausdrückte. Er hatte nicht ein einziges Mal die Burg erwähnt oder die Aes Sedai.
»Ist Egwene bei Euch?« fuhr er fort.
»Nein«, erwiderte sie, und er seufzte tief.
»Ich hatte gehofft... Gawyn war beinahe außer sich vor Sorge, als sie verschwand. Ihm liegt auch viel an ihr. Sagt Ihr mir, wo sie sich aufhält?«
Nynaeve bemerkte das ›auch‹ sehr wohl. Der Mann war wohl ein Weißmantel geworden, aber ›ihm lag viel‹ an einer Frau, die eine Aes Sedai werden wollte. Männer waren so seltsam, daß sie ihr manchmal kaum menschlich vorkamen.
»Das werden wir nicht«, sagte Elayne mit fester Stimme. Das Rot wich langsam aus ihren Wangen. »Ist Gawyn auch hier? Ich will nicht glauben, daß er...« Sie senkte die Stimme noch weiter, sprach es aber trotzdem aus: »... ein Weißmantel geworden ist!«
»Er bleibt im Norden, Elayne.« Nynaeve vermutete, er meine damit Tar Valon, aber sicher war Gawyn doch von dort weggegangen. Er konnte doch wohl nicht Elaida unterstützen. »Du kannst ja nicht wissen, was dort alles geschehen ist, Elayne«, fuhr er fort. »All die Verderbtheit und Bösartigkeit an diesem Ort ist schließlich an die Oberfläche gekommen. Das mußte wohl so kommen. Die Frau, die Euch wegschickte, wurde beseitigt.« Er sah sich um und senkte die Stimme bis zu einem Flüstern, obwohl sich niemand nahe genug befand, um sie zu belauschen. »Einer Dämpfung unterzogen und dann hingerichtet.« Er holte tief Luft und gab einen angewiderten Laut von sich. »Das war nie der richtige Ort für dich. Oder für Egwene. Ich bin noch nicht lange bei den Kindern des Lichts, aber ich bin sicher, mein Hauptmann gibt mir die Genehmigung, meine Schwester heimzugeleiten. Dort solltest du dich befinden, bei Mutter. Sag mir, wo Egwene ist, und ich werde dafür sorgen, daß auch sie nach Caemlyn gebracht wird. Dort seid ihr beide in Sicherheit.«
Nynaeves Gesicht war aschfahl. Dämpfung. Und hingerichtet. Also kein Unfall und keine Krankheit. Daß sie auch diese Möglichkeit in Erwägung gezogen hatte, machte den Schock nicht geringer. Rand mußte der Grund dafür sein. Falls es je eine schwache Hoffnung gegeben hatte, daß sich die Burg doch nicht gegen ihn stellen werde, war die nun gestorben. Elayne blickte ausdruckslos drein. Ihre Augen blickten ins Leere.
»Wie ich sehe, hat
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