Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
können ihn nicht immer an der Hand halten, Egwene. Er hat das Laufen gelernt. Und er lernt auch das Davonlaufen. Wir können nur hoffen, er lernt es rechtzeitig, bevor ihn seine Feinde fassen. Und natürlich werden wir ihn weiterhin beraten. Ihn führen, wenn er es uns gestattet.« Sie richtete sich auf, streckte sich und unterdrückte hinter der vorgehaltenen Hand ein Gähnen. »Es ist spät, Egwene. Und ich rechne damit, daß uns Rand in ein paar Stunden bereits wieder aufscheucht, auch wenn er selbst kaum zum Schlafen kommt. Ich würde aber gern wenigstens soviel Schlaf bekommen, daß ich nachher nicht vom Pferd falle.«
    Egwene stand auf, um zu gehen, aber eine Frage mußte sie vorher noch loswerden: »Moiraine, warum habt Ihr begonnen, alles zu tun, was Euch Rand befiehlt? Selbst Nynaeve hält das nicht für richtig.«
    »So, sie hält es nicht für richtig?« murmelte Moiraine schläfrig. »Sie wird schon auch eine Aes Sedai, was sie auch sonst wünschen mag. Warum? Weil ich mich daran erinnert habe, wie man Saidar beherrscht.«
    Nach einem Augenblick nickte Egwene. Um Saidar zu beherrschen, mußte man sich ihm zuerst ergeben.
    Erst, als sie vor Kälte zitternd zu ihrem eigenen Zelt zurückging, wurde ihr bewußt, daß Moiraine zu ihr wie zu einer Gleichgestellten gesprochen hatte. Vielleicht war sie dem Zeitpunkt, an dem sie ihre Ajah wählen mußte, doch näher, als sie selbst geglaubt hatte.

KAPITEL
16

    Ein unerwartetes Angebot
    S onnenschein, der durch das Fenster auf ihr Gesicht fiel, weckte Nynaeve. Einen Moment lang lag sie bequem ausgestreckt auf der gestreiften Bettdecke. Elayne lag schlafend im anderen Bett. Es war bereits warm an diesem frühen Morgen, und in der Nacht war es nicht viel besser gewesen, doch das war nicht der Grund dafür, warum Nynaeves Hemd verknittert und verschwitzt war. Sie hatte keine guten Träume gehabt, nachdem sie das Erfahrene mit Elayne besprochen hatte. In den meisten dieser Träume war sie wieder in der Burg gewesen und vor die Amyrlin gezerrt worden. Manchmal war Elaida Amyrlin und manchmal Moghedien. In ein paar Träumen hatte Rand wie ein Hund neben dem Schreibtisch der Amyrlin gelegen, mit Halsband, Leine und Maulkorb. Auf gewisse Weise waren auch die Träume von Egwene so schlimm gewesen, denn gekochter Katzenfarn und zerstoßene Asblätter darin schmeckten im Traum genauso schlecht wie im wachen Zustand.
    Sie schlich müde zum Waschtisch, säuberte ihr Gesicht und putzte die Zähne mit Salz und Soda. Das Wasser war wohl nicht heiß, kühl konnte man das aber auch nicht nennen. Das durchnäßte Hemd zog sie aus und zog aus einem der Reisekoffer ein frisches hervor, zusammen mit einer Haarbürste und einem Spiegel. Als sie ihr eigenes Spiegelbild musterte, bereute sie bereits, den Zopf aufgeflochten zu haben, damit sie bequemer schlafen konnte. Es hatte nicht geholfen, und nun hing ihr Haar verfilzt bis an die Hüfte herunter. So setzte sie sich auf einen Koffer und löste mühsam die verfilzten Stellen, bevor sie es ausgiebig bürstete.
    Sie hatte drei lange Kratzer, die vom Hals her bis unter ihr Hemd verliefen. Sie waren nicht so stark gerötet, wie sie befürchtet hatte, dank einer Tinktur - einem wahren Allheilmittel -, die sie von dieser Macura mitgenommen hatte. Elayne hatte sie erzählt, sie habe sich an Brombeersträuchern aufgekratzt. Töricht, denn sie vermutete, Elayne habe das so oder so für unwahr gehalten. Sie hatte ihr wohl erzählt, sie habe sich nach Egwenes Abgang noch auf dem Burggelände umgesehen, aber wäre sie nicht so verwirrt gewesen, hätte sie eine solche Ausrede gar nicht erfunden. Mehrmals hatte sie die andere wütend angefahren, obwohl sie keinen Grund dazu gehabt hatte. Sie regte sich lediglich über die unfaire Behandlung durch Melaine und Egwene auf. Nicht, daß es ihr nicht gut täte, gelegentlich daran erinnert zu werden, daß sie hier nicht die Tochter-Erbin ist! Trotzdem war das Mädchen nicht schuld gewesen, und sie würde es wiedergutmachen müssen.
    Im Spiegel beobachtete sie, wie Elayne aufstand und sich zu waschen begann. »Ich glaube nach wie vor, daß mein Plan der beste ist«, sagte das Mädchen, während sie ihr Gesicht abrieb. Ihr rabenschwarz gefärbtes Haar schien keine einzige verfilzte Stelle aufzuweisen, und das trotz ihrer Locken. »Wir könnten auf meinem Weg viel schneller in Tear sein.«
    Ihr Plan bestand darin, die Kutsche stehenzulassen, sobald sie den Eldar erreichten. Das würde in einem kleinen Dorf

Weitere Kostenlose Bücher