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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verbringe. Sie beide wußten, daß es eine Lüge war, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, was die Weisen Frauen auf diese Art eigentlich herausfinden wollten. Sie ächzte hier und da ein wenig, als sie an etwas zog oder riß, und dann knurrte sie in sich hinein.
    Um die leisen Geräusche zu übertönen und zu vergessen, was sie bedeuteten, sagte er: »Melaines Hochzeit war beeindruckend. Hat Bael wirklich nichts davon gewußt, bis Melaine und Dorindha ihn aufklärten?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie verächtlich. Dann hielt sie inne und er glaubte, sie ziehe gerade einen Strumpf aus. »Warum sollte er es erfahren, bevor Melaine ihm den Brautkranz vor die Füße legte und ihr um seine Hand bat?« Unvermittelt lachte sie auf. »Melaine hat sich selbst und Dorindha beinahe verrückt gemacht, weil sie für den Brautkranz unbedingt Segadeblüten haben wollte. So nahe an der Drachenmauer wachsen nicht viele.«
    »Hat das irgendeine besondere Bedeutung? Segadeblüten?« Die hatte er ihr auch bringen lassen, doch sie hatte nie ein Wort darüber verloren.
    »Daß sie von Natur aus reizbar ist und auch so bleiben will.« Wieder legte sie eine Pause ein und murmelte lediglich etwas vor sich hin. »Hätte sie Blätter oder Blumen der Süßwurzel gesandt, dann hätte das bedeutet, daß sie einen süßen und lieben Charakter habe. Taubeere bedeutet dagegen, sie sei unterwürfig, und... Es ist einfach zuviel, um es aufzuzählen. Ich würde Tage brauchen, Euch alle möglichen Kombinationen beizubringen, und Ihr müßt sie auch gar nicht wissen. Ihr werdet keine Aiel zur Frau haben. Ihr gehört zu Elayne.«
    Er hätte sie beinahe groß angeschaut, als sie das Wort ›unterwürfig‹ gebrauchte. Er konnte sich keinen Ausdruck vorstellen, der weniger zu einer Aielfrau gepaßt hätte. Vielleicht heißt das, sie warnt dich erst, bevor sie dich erdolcht.
    Am Ende hatte ihre Stimme leicht gedämpft geklungen. Ihm wurde bewußt, daß sie gerade ihre Bluse über den Kopf zog. Er wünschte, die Lampen wären gelöscht. Aber nein, das hätte es noch schlimmer gemacht. Doch andererseits hatte er das jede Nacht mitgemacht, seit sie Rhuidean verlassen hatten, und jede Nacht war es schwerer zu ertragen. Er mußte dem ein Ende machen. Die Frau würde von nun an bei den Weisen Frauen schlafen, wo sie hingehörte. Er würde ja trotzdem von ihr lernen, was er nur konnte. Nun, die gleichen Gedanken waren ihm nun fünfzehn Nächte hintereinander gekommen.
    Er bemühte sich, die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben, und sagte: »Das ganz am Ende. Nach den gegebenen Eheversprechen.« Kaum hatten nämlich ein halbes Dutzend Weiser Frauen den Neuvermählten ihre Segenswünsche ausgesprochen, da waren hundert Blutsverwandte Melaines herangestürmt und hatten sie umringt. Alle waren mit Speeren bewaffnet gewesen. Auch Bael war von hundert seiner Verwandten umringt worden, und dann hatte er sich bis zu ihr durchkämpfen müssen. Natürlich hatte niemand den Schleier angelegt, aber auf beiden Seiten war durchaus Blut geflossen. »Ein paar Minuten früher hatte Melaine geschworen, daß sie ihn liebe, aber als er sie erreichte, hat sie gekämpft wie ein in die Enge getriebener Berglöwe.« Wenn Dorindha ihr nicht einen kräftigen Schlag in die untere Rippenpartie verpaßt hätte, wäre Bael seiner Ansicht nach nicht in der Lage gewesen, sie schließlich doch über seine Schulter zu hieven und wegzutragen. »Er humpelt immer noch und hat ein blaues Auge, so, wie sie auf ihn losgetrommelt hat.«
    »Sollte er denn ein Schwächling sein?« fragte Aviendha schläfrig. »Er mußte wissen, was sie wert ist. Sie ist doch kein billiges Anhängsel, das er so einfach in die Tasche stecken kann.« Sie gähnte, und er hörte, wie sie sich tiefer unter ihre Decken schob.
    »Was bedeutet der Ausdruck ›einem Mann das Singen beibringen‹?« Aielmänner sangen nicht, sobald sie einmal alt genug waren, einen Speer zu benützen, außer bei Schlachtgesängen natürlich und Totenklagen.
    »Denkt Ihr dabei an Mat Cauthon?« Sie kicherte doch tatsächlich. »Manchmal gibt ein Mann für eine Tochter den Speer auf.«
    »Das erfindet Ihr doch. Ich habe noch nie davon gehört.«
    »Na ja, es bedeutet auch nicht wirklich, den Speer aufzugeben.« Ihre Stimme klang jetzt benommen vor Erschöpfung. »Manchmal möchte ein Mann eine Tochter heiraten, die den Speer nicht für ihn aufgeben will, und er sorgt dafür, daß sie ihn zum Gai'schain macht. Natürlich ist das töricht. Keine

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