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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Tochter des Speers würde einen Gai'schain auch nur beachten. Seine Hoffnungen werden enttäuscht. Er muß hart arbeiten und sich allzeit gehorsam fügen. Das erste, was man ihm beibringt, ist das Singen, um die Speerschwestern beim Essen zu unterhalten. ›Sie wird ihm das Singen beibringen.‹ Das sagen die Töchter, wenn ein Mann sich wegen einer der Speerschwestern zum Narren macht.« Das war schon ein eigenartiges Völkchen.
    »Aviendha?« Er hatte ja behauptet, er werde ihr diese Frage nicht mehr stellen. Lan sagte, es sei eine typische Arbeit aus Kandor - ein Muster, das man als ›Schneeflocken‹ bezeichnete. Vielleicht ein Beutestück aus einem Überfall oben im Norden. »Von wem habt Ihr diese Halskette?«
    »Es war ein Freundschaftsgeschenk, Rand al'Thor. Wir sind heute weit gezogen, und Ihr werdet uns früh am Morgen wieder aufbrechen lassen. Schlaft gut und erwacht am Morgen wieder, Rand al'Thor.« Nur ein Aiel sagte einem gute Nacht, indem er wünschte, man möge nicht im Schlaf sterben.
    Er wob mit Hilfe der Macht ein viel kleineres, aber dafür komplizierteres Wachgewebe für seine Träume, löschte die Lampen, ohne aufzustehen, und versuchte, Schlaf zu finden. Ein Freundschaftsgeschenk. Die Reyn waren aus dem Norden gekommen. Aber sie hatte die Halskette doch schon in Rhuidean gehabt. Warum machte er sich darüber überhaupt Gedanken? Aviendhas langsame und gleichmäßige Atemzüge schienen ihm überlaut, bis er selbst einschlief. Dann träumte er einen wirren Traum von Min und Elayne, die ihm halfen, eine bis auf diese Halskette nackte Aviendha über seine Schulter zu legen, während sie ihm mit einem Brautkranz aus Segadeblüten auf den Kopf hieb.

KAPITEL
22

    Gezwitscher in der Nacht
    M at lag mit geschlossenen Augen und dem Gesicht nach unten auf seinen Decken. Er genoß das Gefühl von Melindhras Daumen, wie sie seinen Rücken massierten. Nichts war angenehmer als eine Massage nach einem langen Tag im Sattel. Nun gut, vielleicht gab es doch noch Besseres, aber in diesem Augenblick war ihm die Massage lieber.
    »Du hast starke Muskeln für einen so kleinen Mann, Matrim Cauthon.«
    Er öffnete ein Auge und blickte zu ihr, wie sie auf seinen Hüften hockte. Sie hatte das Feuer doppelt so stark aufflammen lassen wie notwendig, und an ihrem Körper lief der Schweiß herunter. Ihr dünnes goldenes Haar, bis auf diesen für die Aiel typischen Pferdeschwanz im Nacken, klebte an ihrer Kopfhaut. »Wenn ich dir zu klein bin, kannst du dir ja einen anderen suchen.«
    »Für meinen Geschmack bist du keineswegs zu klein.« Sie lachte und zerzauste seine Haare. Die waren länger als ihre eigenen. »Und du bist außerdem noch süß. Entspanne dich. Die Massage hilft dir nicht, wenn du verspannt bist.«
    Zufrieden knurrend schloß er die Augen wieder. Süß? Licht! Und klein. Nur Aiel würden ihn als klein bezeichnen. In jedem anderen Land, das er bisher besucht hatte, war er größer als der Durchschnitt der Männer, wenn auch nur ein wenig. Er erinnerte sich daran, hochgewachsen gewesen zu sein. Größer als Rand, damals, als er gegen Artur Falkenflügel ritt. Und eine Handbreit kleiner, als er neben Maecine gegen die Aelgari stritt. Er hatte sich mit Lan darüber unterhalten, wobei er behauptete, er habe einige Namen erwähnen hören. Der Behüter sagte ihm, Maecine sei König von Eharon gewesen, einer der Zehn Nationen - was Mat nicht neu war - vier- oder fünfhundert Jahre vor den Trolloc-Kriegen. Lan bezweifelte, daß selbst die Braunen Ajah mehr darüber wußten. Viel Wissen war in den Trolloc-Kriegen untergegangen und noch mehr im Hundertjährigen Krieg. Von dort stammten die ersten und die zeitlich nächstgelegenen jener Erinnerungen, die man ihm in den Kopf gepflanzt hatte. Nichts mehr später als Artur Paendrag Tanreall und nichts aus der Zeit vor Maecine von Eharon.
    »Ist dir kalt?« fragte Melindhra ungläubig. »Du zitterst ja.« Sie kletterte von ihm herunter, und er hörte, wie sie Holz nachlegte. Hier lagen genug vertrocknete Holzreste herum, die sie verbrennen konnten. Sie klatschte ihm hart auf den Po, bevor sie wieder auf ihn kletterte. Dabei murmelte sie: »Gute Muskulatur.«
    »Wenn du so weitermachst«, knurrte er, »glaube ich bald, daß du mich zum Abendessen am Spieß braten willst, wie die Trollocs es machen.« Er genoß das Zusammenleben mit Melindhra ja sehr, solange sie nicht ständig darauf beharrte, daß sie größer sei als er, doch war ihm die Situation im Augenblick nicht

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