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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gekennzeichneten Klinge auf Mats schwarzem Speer. Es war Metall, das mit Hilfe der Macht geschmiedet worden war und das nie splitterte oder geschärft werden mußte. Die Schwerter der meisten Schwertmeister waren nur Kopien dieser Art von Klinge. Lan konnte das ganz sicher feststellen, doch insgeheim wußte er bereits jetzt, ein solches Schwert vor sich zu haben.
    Er zog es ganz aus der Scheide heraus und beugte sich über die Feuergrube, um ihr die Scheide zu Füßen zu legen. »Ich nehme die Klinge an, um die Schuld zu begleichen, Aviendha.« Sie war lang, ein klein wenig gekrümmt und hatte nur eine Schneide. »Nur die Klinge. Ihr könnt auch das Griffstück zurückhaben.« Er konnte sich in Cairhien ein neues Heft und eine neue Scheide anfertigen lassen. Vielleicht war sogar einer der Überlebenden aus Taien ein brauchbarer Schmied.
    Sie blickte mit großen Augen von der Scheide zu ihm und wieder zurück. Ihr Mund stand offen, und zum erstenmal, seit er sie kannte, war sie völlig überrascht. »Aber diese Steine sind viel, viel mehr wert, als ich... Ihr versucht, mir wieder eine Schuld Euch gegenüber aufzudrängen, Rand al'Thor.«
    »Das stimmt nicht.« Wenn diese Klinge unberührt und ohne auch nur anzulaufen mehr als zwanzig Jahre lang in ihrer Scheide gesteckt hatte, mußte sie das sein, wofür er sie hielt. »Ich habe die Scheide nicht angenommen, also gehört sie nach wie vor Euch.« Er warf eines der Seidenkissen in die Luft und vollführte die sitzende Version von ›Ein leichter Wind erhebt sich‹. Es regnete Federn, als die Klinge glatt hindurchschnitt. »Und ich akzeptiere auch das Heft nicht, also gehört auch dies Euch immer noch. Falls Ihr einen Gewinn erzielt habt, ist das Euer eigener Verdienst.«
    Anstatt glücklich dreinzuschauen, ein so gutes Geschäft gemacht zu haben - er vermutete, sie habe all ihren Besitz für das Schwert hergeben müssen und nun könnte sie für die Scheide allein schon hundertmal soviel zurückbekommen -, anstatt also froh zu sein oder ihm zu danken, funkelte sie ihn durch die herunterschwebenden Federn hindurch an wie eine Hausfrau von den Zwei Flüssen, auf deren Fußboden jemand Abfall geworfen hatte. Mit einer abrupten Bewegung klatschte sie in die Hände, und eine der Gai'schain erschien, fiel sofort auf die Knie und begann damit, die Federn aufzusammeln.
    »Es ist mein Zelt«, sagte er betont. Aviendha schnaubte, wobei sie Egwene perfekt imitierte. Diese beiden Frauen verbrachten entschieden zuviel Zeit miteinander.
    Das Abendessen wurde bei Einbruch der Dunkelheit hereingebracht und bestand aus dem üblichen hellen Fladenbrot und einem würzigen Eintopf mit getrockneter Paprika, Bohnen und Brocken beinahe weißen Fleisches. Er grinste sie lediglich an, als er erfuhr, daß es sich um das Fleisch der Blutschlange handle. Er hatte seit seiner Ankunft in der Wüste schon öfters Schlangen und Schlimmeres gegessen. Gara, diese giftige Eidechsenart, war seiner Meinung nach das Schlimmste gewesen, nicht des Geschmacks wegen, der dem eines Huhns ähnelte, sondern weil es eben eine Eidechse gewesen war. Manchmal schien es ihm, in der Wüste gebe es mehr giftige Dinge wie Schlangen, Eidechsen, Spinnen oder auch Pflanzen als in der ganzen übrigen Welt zusammen.
    Aviendha schien enttäuscht, daß er nicht das Fleisch angeekelt wieder ausspie. Allerdings war es manchmal schon recht schwierig, ihrer Miene abzulesen, was sie empfand. Gelegentlich machte es ihr ausgesprochenen Spaß, ihn in Verlegenheit zu bringen. Hätte er jemals versucht, vorzugeben, daß er ein Aiel sei, so würde sie sich mit Sicherheit prompt bemühen, ihm zu beweisen, daß er keiner sei.
    Er war müde und sehnte sich nach Schlaf. So zog er lediglich Mantel und Stiefel aus, bevor er unter die Decken kroch und Aviendha den Rücken zuwandte. Aielmänner und -frauen mochten ja zusammen ins Dampfbad gehen, aber während seines kurzen Aufenthalts in Schienar, wo sie ähnliche Bräuche hatten, war er zu den Überzeugung gekommen, daß dies nichts für ihn war. Er würde vermutlich so rot werden, daß er daran starb. Er bemühte sich auch, nicht dem Rascheln ihrer Kleidung zu lauschen, als sie sich unter ihren eigenen Decken auszog. Wenigstens zeigte sie in dieser Hinsicht Keuschheit, doch vorsichtshalber drehte er sich nicht nach ihr um.
    Sie behauptete, bei ihm schlafen zu müssen, damit sie ihren Unterricht in Sitten und Gebräuchen der Aiel fortsetzen konnte, da er am Tage soviel Zeit mit den Häuptlingen

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