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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schwertgürtel und nahm seinen Samthut mit der hoch gestellten Krempe vom Schreibtisch. Der Hut entsprach der neuesten Mode in Caemlyn. Caralin hatte dafür gesorgt. Ihm waren Moderichtungen völlig egal, aber sie war der Meinung, er müsse sich seinem Rang entsprechend kleiden, und deshalb legte sie morgens Samt und Seide für ihn bereit.
    Als er den hohen Hut aufsetzte, bemerkte er sein verschwommenes Spiegelbild in einem der Fenster seines Arbeitszimmers. Es paßte, daß es so verschwommen und dünn wirkte. Und wenn er noch so sehr blinzelte - der graue Hut und das graue Seidenwams mit den silbernen Dekorationen an den Ärmeln und am Kragen konnten einfach Helm und Rüstung nicht ersetzen, an die er gewöhnt war. Doch das war nun vorbei und erledigt. Und dies jetzt... Es war nur eine Beschäftigung für die unausgefüllten Stunden. Das war alles.
    »Seid Ihr sicher, daß Ihr das tun wollt, Lord Gareth?«
    Er wandte sich vom Fenster ab und Caralin zu, die neben ihrem eigenen Schreibtisch stand, dem seinen gegenüber. Vor ihr lag ein ganzer Stapel von Büchern mit Abrechnungen und ähnlichem. Sie hatte in all den Jahren seiner Abwesenheit seine Güter verwaltet, und zweifellos tat sie das viel besser, als er es vermochte.
    »Wenn Ihr sie zu Admer Nem geschickt hättet, um ihre Schuld abzuarbeiten, wie es das Gesetz verlangt«, fuhr sie fort, »wäre das jetzt überhaupt nicht mehr Eure Angelegenheit.«
    »Aber das habe ich nicht«, sagte er zu ihr. »Und ich würde es nicht tun, wenn ich erneut vor derselben Entscheidung stünde. Ihr wißt doch genau wie ich, daß Nem und seine männliche Verwandtschaft Tag und Nacht versuchen würden, die Mädchen zu belästigen. Und Maigan und die anderen Frauen würden ihnen das Leben zur Hölle machen, wenn nicht gar alle drei Mädchen auf einmal zufällig in einen Brunnen fielen und ums Leben kämen.«
    »Selbst Maigan würde dazu keinen Brunnen benutzen«, sagte Caralin trocken, »jedenfalls nicht bei dem Wetter, das wir gerade erleben. Ja, ich sehe es ein, Lord Gareth. Aber sie haben jetzt fast einen Tag und eine Nacht lang Zeit gehabt, um in jedwede Richtung davonzulaufen. Wohin sie geflohen sind, könnt Ihr genauso schnell erfahren, wenn Ihr Boten aussendet. Falls sie überhaupt auffindbar sind.«
    »Thad kann sie aufspüren.« Thad war über siebzig, aber er konnte immer noch den Wind von gestern bei Mondschein über eine Steinebene verfolgen. Er war mehr als glücklich gewesen, die Ziegelei seinem Sohn zu überlassen.
    »Wenn Ihr meint, Lord Gareth.« Sie kam mit Thad nicht gut aus. »Nun ja, wenn Ihr sie zurückbringt, kann ich ganz sicher ihre Hilfe im Haus gebrauchen.«
    Etwas an ihrem Tonfall, so nebensächlich alles auch klang, erregte seine Aufmerksamkeit. Praktisch vom ersten Tag nach seiner Rückkehr an hatte Caralin eine schier endlose Reihe hübscher Dienstmädchen und Bauerntöchter ins Herrenhaus geschleppt, die gewillt und eifrig waren, dem Lord zu helfen, sein Elend zu vergessen. »Sie sind Meineidige, Caralin. Ich fürchte, sie müssen auf den Feldern schuften.«
    Ein kurzes, frustriertes Anspannen ihrer Mundpartie bestätigte seinen Verdacht, doch sie behielt ihren nichtssagenden Tonfall bei. »Die anderen beiden vielleicht, Lord Gareth, aber die Schönheit des Domani-Mädchens wäre auf den Feldern verschwendet, während sie gut hierher passen würde, um bei Tisch zu bedienen. Eine außergewöhnlich hübsche junge Frau. Nun, es wird selbstverständlich so geschehen, wie Ihr es wünscht.«
    Also die hatte Caralin erwählt. Tatsächlich eine außergewöhnlich hübsche junge Frau. Wenn auch auf eigenartige Weise anders als die Domanifrauen, die er kennengelernt hatte. Ein wenig zögerlich hier, ein wenig überhastet dort. Beinahe, als probiere sie ihre Kunst zum erstenmal. Das war natürlich unmöglich. Domanifrauen lehrten ihre Töchter beinahe von der Wiege an, wie man Männer um den Finger wickelt. Sie hatte damit auch durchaus Erfolg gehabt, gab er innerlich zu. Falls Caralin sie mit den Bauernmädchen bei ihm eingeführt hätte... Bemerkenswert hübsch.
    Warum aber hatte er nicht dieses Gesicht vor Augen? Warum dachte er statt dessen an ein blaues Augenpaar? Es forderte ihn heraus, als wünsche sie, ein Schwert in Händen zu halten, angsterfüllt, und doch weigerte sie sich, der Angst nachzugeben. Mara Tomanes. Er war sich so sicher gewesen, daß zumindest sie ihr Wort halten werde, auch ohne einen Eid. »Ich hole sie zurück«, murmelte er in sich

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