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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Straße verlief durch ein Dickicht, beinahe schon einen kleinen Wald mit Eichen, Ulmen, Kiefern und Lederblattbäumen. Der Staub, den ihr kurzer Galopp aufgewirbelt hatte, legte sich gerade langsam. Einiges davon fiel auf Joni, der mehr als sechzig Schritt entfernt neben der harten Lehmstraße leblos auf dem Boden lag. Instinktiv sprang Min hinunter und rannte zu ihm hin. Sie kniete neben dem großen, kräftigen Mann nieder. Er atmete wohl, aber seine Augen waren geschlossen, und um eine blutende Kopfwunde an der Seite schwoll die Haut bereits zu einer dunkelroten Beule an.
    Leane schubste sie beiseite und betastete mit selbstbewußter Geste seinen Kopf. »Er wird es überleben«, sagte sie knapp. »Er scheint sich nichts gebrochen zu haben, aber wenn er aufwacht, wird er noch tagelang Kopfschmerzen haben.« Sie setzte sich auf die Fersen zurück, faltete die Hände und sagte mit trauriger Stimme: »Ich kann ohnehin nichts für ihn tun. Verdammt, ich hatte mir doch vorgenommen, deshalb nicht mehr zu weinen.«
    »Die Frage ist...« Min mußte schlucken und begann noch einmal: »Die Frage ist, ob wir ihn auf den Karren laden und zum Herrenhaus bringen, oder ob wir... fliehen?« Licht, ich bin auch nicht besser als Siuan!
    »Wir könnten ihn bis zum nächsten Bauernhof bringen«, schlug Leane bedächtig vor.
    Siuan kam zurück und führte das Pferd, als habe sie Angst, von dem friedlichen Tier gebissen zu werden. Ein Blick auf den Mann am Boden, und sie runzelte die Stirn. »Die Wunde stammt nicht von einem Sturz vom Kutschbock. Ich sehe hier weder eine Wurzel, noch einen Stein, der das verursacht haben könnte.« Sie begann, den Wald in ihrer Umgebung abzusuchen, und da ritt auch schon ein Mann auf einem großen, schwarzen Hengst unter den Bäumen hervor. Er führte drei Stuten an der Leine, eine davon zerzaust und um zwei Handbreit kleiner als die anderen.
    Es war ein hochgewachsener Mann in einem blauen Seidenwams, dunkel im Teint und gut aussehend, wenn sein Gesicht auch eine Härte aufwies, als habe ihn ein Unglück tief verbittert. Und er war der allerletzte, den Min zu sehen erwartet hatte.
    »Ist das Euer Werk?« wollte Siuan von ihm wissen.
    Logain lächelte, als er sein Pferd neben dem Karren zum Stehen brachte. Es lag allerdings wenig Heiterkeit in diesem Lächeln. »Eine Schleuder ist etwas sehr Nützliches, Mara. Ihr habt Glück, daß ich hier bin. Ich hatte erwartet, daß Ihr erst in ein paar Stunden das Dorf verlaßt und dann wohl kaum zu Gehen imstande wärt. Der hiesige Lord war also nachsichtig, wie es scheint.« Mit einemmal wurde sein Gesichtsausdruck noch düsterer, und seine Stimme klang rauh und steinern. »Habt Ihr geglaubt, ich würde Euch eurem Schicksal überlassen? Vielleicht hätte ich das tun sollen. Ihr habt mir einiges versprochen, Mara. Ich will die Rache, die Ihr mir verspracht. Ich bin Euch auf dieser Suche auf dem halben Weg zum Meer der Stürme gefolgt, obwohl Ihr mir den Zweck dieser Reise nicht verratet. Ich habe Euch nicht gefragt, wie Ihr es anstellen wollt, mir zu geben, was Ihr verspracht. Aber eines sage ich Euch jetzt: Eure Zeit läuft langsam ab. Beendet Eure Suche bald und haltet Eure Versprechen, sonst gehe ich und lasse Euch allein weitersuchen. Ihr werdet schnell herausfinden, daß die meisten Dorfbewohner wenig Sympathie für mittellose Fremde empfinden. Drei hübsche Frauen ganz allein? Dieser Anblick...« - er berührte dabei das Schwert an seiner Hüfte - »... hat Eure Sicherheit schon öfter gewährleistet, als Euch klar ist. Findet bald, was Ihr sucht, Mara.«
    Zu Anfang ihrer Reise war er nicht so arrogant gewesen. Damals war er ganz demütig und dankbar für ihre Hilfe gewesen - jedenfalls so demütig, wie ein Mann von der Art Logains sein konnte. Es schien, daß die Zeit und der Mangel an Ergebnissen seine Dankbarkeit gemindert habe.
    Siuan aber wich vor seinem Blick keineswegs zurück. »Ich hoffe doch«, sagte sie entschlossen. »Doch wenn Ihr zu gehen wünscht, dann laßt unsere Pferde da und geht! Wenn Ihr nicht rudern wollt, dann springt aus dem Boot und schwimmt allein weiter. Seht nur zu, wie weit Ihr allein mit Euren Racheplänen kommt.«
    Logains große Hände verkrampften sich um die Zügel, bis Min hörte, wie seine Gelenke vor Anstrengung knackten. Er bebte, weil er sich so beherrschen mußte. »Ich bleibe noch eine Weile bei Euch, Mara«, sagte er schließlich. »Eine kleine Weile noch.«
    Vor Mins Augen flammte einen Augenblick lang um seinen Kopf

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