Die Feuer des Himmels
nach Caemlyn zurückgerufen worden, Generalhauptmann?« schnaufte er.
»Nein«, antwortete Bryne in etwas zu scharfem Ton. »Was soll denn das bedeuten, daß Ihr hier hereinreitet, als sei Euch die ganze Kavallerie von Cairhien auf den Fersen?« Einige der anderen Pferde begannen, herumzutänzeln, von der Nervosität des Braunen angesteckt.
»Solch einen harten Ritt habe ich nur hinter mich gebracht, wenn wir ihnen auf den Fersen waren, mein Lord.« Barims Grinsen verflog, als er sah, daß der Angesprochene keineswegs lachte.
»Ja, also, mein Lord, ich habe die Pferde gesehen und ich dachte mir...« Der Mann riskierte einen weiteren Blick auf Brynes Miene und ließ das Thema sein. »Also, ich meine, ich habe auch ein paar Neuigkeiten. Ich war drüben in Neubräm, um meine Schwester zu besuchen, und da habe ich eine Menge vernommen.«
Neubräm war älter als Andor. Das ›alte‹ Bräm war während der Trolloc-Kriege zerstört worden, tausend Jahre vor Artur Falkenflügel. In Neubräm konnte man immer die allerletzten Neuigkeiten und Gerüchte erfahren. Es war eine mittelgroße Grenzstadt weit im Osten seiner Güter an der Straße von Caemlyn nach Tar Valon. Trotz Morgases augenblicklicher Zurückhaltung Tar Valon gegenüber war die Straße durch die vielen Kaufleute stark belebt. »Nun, heraus damit, Mann. Wenn es Neuigkeiten gibt, dann laßt sie hören!«
»Ach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, mein Lord.« Barim richtete sich unbewußt gerade auf, als liefere er einen Rapport ab. »Ich denke, die wichtigste Neuigkeit ist, daß Tear gefallen sei. Aielmänner haben den Stein eingenommen, und das Unberührbare Schwert ist nun halt doch berührt worden. Jemand hat es herausgezogen, wird behauptet.«
»Ein Aielmann hat es gezogen?« fragte Bryne ungläubig. Ein Aiel würde lieber sterben, als ein Schwert zu berühren. Das hatte er selbst während des Aielkriegs erlebt. Obwohl man ja sagte, Callandor sei überhaupt kein richtiges Schwert. Was das nun wieder zu bedeuten hatte...
»Das haben sie nicht behauptet, mein Lord. Ich hörte Namen, am häufigsten Ran oder wie der auch heißen mag. Aber sie haben es als Tatsache weitergegeben, nicht als Gerücht. Als ob jedermann Bescheid wisse.«
Bryne runzelte besorgt die Stirn. Falls etwas daran war, war es mehr als nur beunruhigend. Falls Callandor herausgezogen worden war, war der Drache wiedergeboren. Den Prophezeiungen nach bedeutete das, das man sich der Letzten Schlacht näherte und der Dunkle König bald freikommen werde. Der Wiedergeborene Drache werde die Welt wohl retten, war geweissagt worden, aber sie auch zerstören. Allein schon diese Überlegungen waren es wert gewesen, daß sich Halle so beeilte, falls ihm das klar war.
Aber der wettergegerbte Bursche war noch nicht fertig. »Die Nachricht, die aus Tar Valon heruntergekommen ist, steht der anderen nicht viel nach, mein Lord. Sie sagen, es gebe eine neue Amyrlin dort. Elaida, Lord Gareth, die Ratgeberin der Königin.« Halle zuckte selbst kurz zusammen, weil er dieses Thema berührt hatte, und fuhr dann schnell fort. Morgase durfte nicht erwähnt werden. Das wußte jeder auf den Gütern, obwohl Bryne es nie verboten hatte. »Sie behaupten, die alte Amyrlin, Siuan Sanche, sei einer Dämpfung unterzogen und hingerichtet worden. Und Logain sei ebenfalls gestorben. Dieser falsche Drache, den sie letztes Jahr gefangen und auch einer Dämpfung unterzogen hatten. Sie haben so darüber gesprochen, als sei es wahr, mein Lord. Ein paar von ihnen haben behauptet, sie seien in Tar Valon gewesen, als alles geschah.«
Das mit Logain war nicht so wichtig, obwohl er ja in Ghealdan einen Krieg ausgelöst hatte, als er behauptete, der Wiedergeborene Drache zu sein. Es hatte in den letzten Jahren mehrere falsche Drachen gegeben. Allerdings beherrschte er die Macht. Das war eine unbestreitbare Tatsache - bis ihn die Aes Sedai der Dämpfung unterzogen. Nun ja, er war wirklich nicht der erste Mann, den man gefangen und dem man seine Kräfte genommen hatte, damit er nie wieder die Macht lenken konnte. Man sagte, daß solche Männer, ob sie nun falsche Drachen waren oder nur arme Narren, die den Roten Ajah in die Hände gefallen waren, fast niemals mehr lange lebten. Es hieß, sie wollten danach einfach nicht mehr leben.
Mit Siuan Sanche war das etwas ganz anderes. Er hatte sie vor fast drei Jahren einmal kennengelernt. Eine Frau, die absoluten Gehorsam verlangte und keinem Rechenschaft ablegte. So zäh wie ein alter
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