Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
aber sanfter sprach sie deshalb nicht: »Licht, warum denn? Leg doch lieber erst mal eine Jauchegrube an. Oder einen Misthaufen. Die sind wenigstens für etwas gut.«
    »Ich meine auch nicht unbedingt einen A'dam.« Elayne saß hoch aufgerichtet da, das Kinn in ihrer typischen kühlen Haltung. Sie klang beleidigt und sprach mit eisiger Beherrschung: »Aber es ist ein Ter'Angreal, und ich habe herausgefunden, wie er funktioniert. Ich weiß, daß du mindestens einmal auch Unterricht im Zusammenschluß mehrerer Aes Sedai hattest. Der A'dam verbindet die beiden Frauen miteinander, und deshalb muß die Sul'dam ebenfalls eine Frau sein, die mit der Macht umgehen kann.« Sie runzelte leicht die Stirn. »Es ist allerdings eine eigenartige Verbindung. Anders. Es ist kein echter Zusammenschluß von zweien oder mehreren, wo eine die Führung übernimmt, denn hier hat nur eine einzige die volle Kontrolle über die andere. Ich glaube, das ist der Grund, warum eine Damane nichts tun kann, was ihre Sul'dam nicht will. Ich glaube auch nicht, daß die Leine überhaupt benötigt wird. Halsband und Armreif funktionieren genauso ohne sie und auch auf genau dieselbe Weise.«
    »Genauso funktionieren«, wiederholte Nynaeve trocken. »Du hast dich aber ziemlich eingehend damit beschäftigt für jemanden, der nicht die Absicht hat, einen anzufertigen.« Diese Frau hatte noch nicht einmal genug Anstand, zu erröten. »Wozu könntest du ihn gebrauchen? Ich kann nicht behaupten, es sei nicht angebracht, wenn du Elaida einen um den Hals legen würdest, aber deshalb ist das Ding nicht weniger widerl...«
    »Verstehst du denn nicht?« unterbrach sie Elayne, und ihr blasiertes Gehabe war wie weggeblasen. Statt dessen beherrschten jetzt Erregung und Eifer ihre Miene. Sie beugte sich vor, legte eine Hand auf Nynaeves Knie und ihre Augen glänzten, so sehr war sie von ihrer Entdeckung gefangen. »Es ist ein Ter'Angreal, Nynaeve. Und ich glaube, einen anfertigen zu können.« Sie sprach jedes Wort langsam und überdeutlich aus, doch dann mußte sie lachen und sprudelte heraus: »Wenn ich so einen machen kann, dann kann ich auch andere anfertigen. Vielleicht kann ich sogar Angreal und Sa'Angreal herstellen. Das hat in der Burg seit Tausenden von Jahren niemand mehr geschafft!« Sie richtete sich wieder auf und schauderte sichtlich. Dann legte sie nachdenklich die Finger an ihre Lippen. »Ich hatte überhaupt nie daran gedacht, selbst etwas anzufertigen.
    Jedenfalls nichts Nützliches. Ich erinnere mich daran, wie ich einmal einem Schreiner bei der Arbeit zugesehen habe, der einige Stühle für den Palast anfertigte. Sie waren nicht einmal vergoldet oder irgendwie kunstvoll geschnitzt, da sie nur für den Speisesaal der Diener vorgesehen waren, aber ich konnte den Stolz auf seine Arbeit von seinen Augen ablesen. Stolz darauf, was er selbst angefertigt hatte, auf eine gute Arbeit. Das würde ich gern selbst empfinden, glaube ich. Oh, besäßen wir nur einen Bruchteil des Wissens der Verlorenen! All diese Kenntnisse aus dem Zeitalter der Legenden in ihren Köpfen, und sie benützen es doch nur, um dem Schatten zu dienen! Was könnten wir alles damit anfangen! Denk mal, was wir alles herstellen könnten!« Sie atmete tief durch und ließ die Hände in den Schoß fallen. Der Ausbruch hatte ihre Begeisterung nur wenig gedämpft. »Na ja, sei es, wie es sei, ich wette, ich könnte sogar herausfinden, wie die Weißbrücke gebaut wurde. Gebäude, wie aus gesponnenem Glas, aber härter als Stahl. Und Cuendillar, und...«
    »Langsam, langsam«, sagte Nynaeve. »Weißbrücke ist mindestens fünf- oder sechshundert Meilen von hier entfernt, und falls du daran denken solltest, mit Hilfe der Macht auch noch an dem Siegel herumzumachen, dann laß es sein. Wer weiß, was dann geschehen könnte? Es bleibt in der Tasche im Herd, bis wir einen sicheren Aufbewahrungsort dafür finden.«
    Elaynes Eifer kam ihr seltsam vor. Nynaeve hätte wohl auch selbst gern ein wenig von dem Wissen der Verlorenen gehabt, sicher, aber wenn sie einen Stuhl haben wollte, bezahlte sie einen Schreiner dafür. Sie hatte nie den Wunsch verspürt, etwas herzustellen, außer vielleicht Tinkturen und Salben. Als sie zwölf war, hatte ihre Mutter es aufgegeben, ihr das Nähen beibringen zu wollen, nachdem sich zeigte, daß es ihr völlig gleichgültig war, ob sie eine gerade Naht nähte oder eine krumme. Zwingen konnte man sie nie. Und was das Kochen anbetraf... Sie hielt sich durchaus für eine

Weitere Kostenlose Bücher