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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Händlerin, die vom Pferd stürzte. Das feuerrote Schwert, das leicht in seiner Hand lag. Sie war zusammen mit einer Handvoll von Schattenfreunden gekommen, um ihn zu töten. Mats schmerzerfüllter Blick. Ich habe sie getötet. Eine Frau mit goldenen Haaren, die in einem zerstörten Korridor lag, dessen Wände geschmolzen und zerflossen waren. Ilyena, vergib mir! In dem Schrei lag pure Verzweiflung.
    Er könnte es beenden. Nur brachte er das nicht fertig. Er würde sterben, vielleicht würde sogar die ganze Welt sterben, doch er konnte sich nicht dazu überwinden, noch einmal eine Frau zu töten. Irgendwie erschien ihm das der beste Witz, den die Welt je gehört hatte.
    Moiraine wischte sich Blut vorn Mund und kroch unter dem hinteren Ende des Wagens hervor. Sie erhob sich unsicher, das Gelächter eines Mannes im Ohr. Unwillkürlich huschte ihr Blick hinüber und suchte nach Lan. Sie fand ihn, wo er beinahe an der milchigen grauen Wand der Kuppel lag, die sich über ihnen wölbte. Er zuckte, vielleicht bei dem Versuch, die Kräfte zum Aufstehen zu sammeln, vielleicht auch im Todeskampf. Sie verdrängte ihn aus ihrem Verstand. Er hatte ihr Leben so oft gerettet, daß es längst ihm gehören sollte, aber sie hatte schon lange alle Maßnahmen getroffen, um dafür zu sorgen, daß er seinen einsamen Krieg gegen den Schatten überlebte. Nun mußte er ohne sie weiterleben oder sterben.
    Es war Rand, der so lachte. Er lag auf den Knien auf den Pflastersteinen des Kais. Er lachte, und dabei strömten ihm die Tränen über ein Gesicht, das verzerrt war, als habe man ihn gefoltert. Moiraine lief es kalt den Rücken hinab. Falls der Wahnsinn ihn gepackt hatte, konnte sie ihm nicht mehr helfen. Sie konnte nur das vollbringen, was in ihrer Macht lag. Was sie tun mußte.
    Der Anblick Lanfears traf sie wie ein Schlag. Es war nicht die Überraschung, sondern der lahmende Schock, das wirklich vor sich zu sehen, was sie seit Rhuidean so oft im Traum gesehen hatte. Lanfear, wie sie auf dem Wagen stand, vom sonnenhellen Strahlen Saidars erfüllt, so stand sie vor dem verdrehten Sandstein ... Ter'Angreal und blickte auf Rand hinab, ein erbarmungsloses Lächeln um die Lippen. Sie spielte mit einem Armreif, den sie in der Hand hielt. Ein Angreal. Sollte Rand seinen eigenen Angreal nicht dabeihaben, dürfte sie mit Hilfe dieses Armreifs in der Lage sein, ihn zu zerquetschen. Entweder hatte er seinen dabei, oder Lanfear spielte mit ihm. Es spielte keine Rolle. Moiraine gefiel dieser altersdunkle, aus Elfenbein geschnitzte Reif überhaupt nicht. Auf den ersten Blick schien er einen Akrobaten darzustellen, der sich rückwärts beugte und seine eigenen Fußknöchel umfaßte. Nur ein genauerer Blick enthüllte, daß seine Arme und Beine aneinander gefesselt waren. Er gefiel ihr nicht, aber sie hatte ihn aus Rhuidean mitgebracht. Gestern erst hatte sie den Armreif aus einem Sack mit vielen anderen Kleinigkeiten geholt und ihn dann am Fuß des Türrahmens liegen lassen.
    Moiraine war eine zierliche, kleine Frau. Ihr Gewicht ließ den Wagen überhaupt nicht schwanken, als sie sich emporzog. Sie verzog das Gesicht als ihr Kleid an einem Splitter hängenblieb und der Stoff riß, aber Lanfear blickte sich nicht um. Die Frau war mit jeder Bedrohung bis auf Rand fertiggeworden; er war im Augenblick das einzige auf der Welt, was sie wahrnahm.
    Sie unterdrückte einen kleinen Hoffnungsfunken, denn einen solchen Luxus konnte sie sich nicht leisten, und balancierte einen Moment lang aufrecht auf dem hinteren Wagenende, und dann griff sie nach der Wahren Quelle und warf sich Lanfear entgegen. Die Verlorene merkte im letzten Moment etwas und wirbelte herum, doch da prallte Moiraine auch schon gegen sie und entriß ihr den Armreif. Auge in Auge stürzten sie durch den Türrahmen des Ter'Angreal. Weißes, gleißendes Licht verschlang alles.

KAPITEL
53

    Verblassende Worte
    I n den Tiefen des schrumpfenden Nichts sah Rand, wie Moiraine urplötzlich erschien und sich auf Lanfear warf und mit ihr rang. Der Angriff auf ihn hörte schlagartig auf, als die beiden Frauen in einem nicht enden wollenden grellweißen Lichtschein durch den Türrahmen des Ter'Angreal stürzten. Das Licht ließ das seltsam verdrehte Sandsteinrechteck hell erstrahlen. Es war, als wolle es hindurchfluten und werde nur von einer unsichtbaren Wand zurückgehalten. Silberne und blaue Blitze sprühten immer wilder um den Ter'Angreal, knisterten und prasselten ohrenbetäubend.
    Rand taumelte hoch.

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