Die Feuer des Himmels
gleichgültig gewesen, hätte ihm das Licht wirklich die Augen ausgebrannt.
»Das Rad webt.« Lan ging hinüber zu Mandarb und überprüfte den Sattelgurt des schwarzen Hengstes -wohl nur, damit er etwas zu tun hatte. »Sie war eine Soldatin, auf ihre eigene Art ein Krieger, genau wie ich. Dasselbe hätte in den vergangenen zwanzig Jahren zweihundert Mal geschehen können. Dir war das immer bewußt, genau wie mir. Es war ein guter Tag zum Sterben.« Seine Stimme klang so hart wie immer, doch diese kalten, blauen Augen wiesen rote Ränder auf.
»Es tut mir trotzdem leid. Ich hätte eben...« Man konnte den Mann nicht mit ›hätte‹ oder ›sollte‹ trösten, und diese Worte rissen an Rands Seele. »Ich hoffe, Ihr könnt trotzdem noch mein Freund sein, Lan, nachdem... Ich schätze Euren Rat sehr - und Eure Übungsstunden mit dem Schwert - ich werde beides in den kommenden Tagen benötigen.«
»Ich bin Euer Freund, Rand. Aber ich kann nicht bleiben.« Lan schwang sich in seinen Sattel. »Moiraine hat etwas mit mir gemacht, was schon seit Jahrhunderten nicht mehr durchgeführt wurde, jedenfalls nicht mehr seit jener Zeit, als die Aes Sedai sich noch gelegentlich einen Mann gegen seinen Willen als Behüter zuschwören ließen. Sie hat meine Verbindung zu ihr so abgeändert daß ich bei ihrem Tod zu einer anderen gehören würde. Nun muß ich diese andere finden und einer ihrer Behüter werden. Ich bin es bereits. Ich kann sie ganz schwach spüren, irgendwo, weit im Westen, und sie kann auch mich fühlen. Ich muß gehen, Rand. Es ist ein Teil dessen, was Moiraine tat. Sie sagte, sie werde nicht zulassen, daß ich sterbe, nur weil ich sie rächen will.« Er hielt die Zügel gepackt, als wolle er Mandarb zurückhalten, als halte er sich selbst davon ab, ihn die Sporen spüren zu lassen. »Falls Ihr jemals Nynaeve wiederseht, sagt ihr...« Einen Moment lang verzog sich dieses ansonsten steinerne Gesicht vor Schmerz und Qual, doch nur diesen einen Moment lang, dann bestand es wieder aus Granit. Er murmelte leise etwas, das Rand aber doch verstehen konnte: »Eine saubere Wunde heilt am schnellsten und verkürzt den Schmerz.« Laut sagte er: »Sagt ihr, ich hätte jemanden anders gefunden. Grüne Schwestern stehen manchmal ihren Behütern so nahe wie andere Frauen ihren Ehemännern. In allem. Sagt ihr, ich wäre weg, um der Geliebte und das Schwert einer Grünen Schwester zu werden. So etwas passiert. Es ist ja schließlich schon lange her, daß ich sie das letzte Mal sah.«
»Ich werde ihr ausrichten, was Ihr mir auftragt, Lan, aber ich weiß nicht, ob sie mir glauben wird.«
Lan beugte sich aus dem Sattel herunter und packte mit hartem Griff Rands Schulter. Rand dachte daran, wie er den Mann mit einem halb gezähmten Wolf verglichen hatte, aber diese Augen ließen einen Wolf gegen ihn wie ein Schoßhündchen erscheinen. »Wir sind uns in vielen Dingen ähnlich, Ihr und ich. In uns schlummert eine Dunkelheit. Dunkelheit, Schmerz, Tod. Wir strömen diese Dinge aus. Wenn Ihr je eine Frau liebt, Rand, dann verlaßt sie und laßt sie einen anderen finden. Das wird das größte Geschenk, daß Ihr dieser Frau geben könnt.« Er richtete sich auf und erhob eine Hand. »Der Friede sei Eurem Schwert gnädig. Tai'schar Manetheren.« Der uralte Gruß. ›Das wahre Blut von Manetheren‹.
Rand hob seine Hand zum Gruß. »Tai'schar Malkier.«
Lan ließ Mandarb die Fersen in den Flanken spüren, und der Hengst sprang vorwärts. Aiel und alle anderen brachten sich schnell in Sicherheit. Es war, als wolle er den letzten der Malkieri im Galopp bis an sein Ziel tragen, wo immer das auch lag.
»Die letzte Umarmung der Mutter soll Euch zu Hause willkommen heißen, Lan«, murmelte Rand, und dann überlief ihn ein Schaudern. Das war ein Teil der Beerdigungszeremonie in Schienar und überall in den Grenzlanden.
Sie beobachteten ihn noch immer, die Aiel, die Menschen auf der Stadtmauer. Die Burg würde von den heutigen Ereignissen erfahren, oder jedenfalls eine Darstellung davon erhalten, so schnell es eine Taube nur nach Tar Valon schaffen konnte. Falls Rahvin eine Möglichkeit besaß, ihn ebenfalls zu überwachen, und dazu benötigte er ja eigentlich nur einen Raben in der Stadt oder eine Ratte am Flußufer, würde er heute gewiß keinen Angriff von ihm erwarten. Elaida würde ihn für geschwächt halten und glauben, er sei vielleicht leichter zu beeinflussen, und Rahvin...
Ihm wurde bewußt, was er da tat, und er zuckte leicht
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