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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Gedächtnis. Doch Lanfears Feuerströme prallten davon ab und verloschen. Draußen konnte er verschwommen Menschen wahrnehmen. Zu viele lagen zuckend und um sich schlagend am Boden. Er hatte wohl die Flammen besiegt, doch das verbrannte Fleisch blieb; der Gestank hing noch immer in der Luft. Aber wenigstens würden nicht noch mehr Menschen dem Feuer zum Opfer fallen. Auch innerhalb der Mauer lagen Körper wie kleine Haufen verbrannter Kleidung. Ein paar rührten sich noch schwach, stöhnten. Ihr war das gleich; ihre Flammen erloschen. Die Mücken waren erschlagen, und sie würdigte sie keines Blickes mehr.
    Herzschläge. Ihn fror selbst in der Leere des Nichts, und das Gefühl der Trauer um die Toten und Sterbenden und die Verbrannten war so fern, daß es kaum zu existieren schien. Er war die Kälte selbst. Die Leere selbst. Nur der tobende Zorn Saidins erfüllte ihn.
    Bewegungen zu beiden Seiten. Aviendha und Egwene, die Blicke konzentriert auf Lanfear gerichtet. Er hatte sie aus all dem heraushalten wollen. Sie mußten gleich hinter ihm hergerannt sein. Mat und Asmodean befanden sich draußen; die Kuppel schloß die letzten Wagen der Reihe nicht mit ein. In eisiger Ruhe verwob er Stränge aus Luft um Lanfear abzulenken. Wenn ihm das gelang, konnten Egwene und Aviendha sie vielleicht abschirmen.
    Etwas zerschnitt seine Stränge. Sie peitschten so hart auf ihn zurück, daß er stöhnte.
    »Eine von ihnen?« fauchte Lanfear. »Welche ist Aviendha?« Egwene warf den Kopf in den Nacken und heulte auf. Ihre Augen quollen heraus, und aller Schmerz der Welt entfloh ihrem Mund. »Welche?« Aviendha wurde auf die Zehenspitzen hochgerissen, schauderte, und ihre Schreie jagten die Egwenes, immer höher und schriller.
    Der Gedanke stand plötzlich mitten in der Leere. Den Geist auf diese Art mit Feuer und Erde verweben.
    Da. Rand spürte, wie etwas abgeschnitten wurde, das er nicht sehen konnte, und Egwene brach bewegungslos zusammen. Aviendha sackte auf Hände und Knie nieder, den Kopf gesenkt und hin und her schwankend.
    Lanfear taumelte. Ihr Blick wandte sich von den Frauen ab und ihm zu; dunkle Seen aus schwarzem Feuer. »Du bist mein, Lews Therin! Mein!«
    »Nein.« Rands Stimme schien seine eigenen Ohren aus einem meilenlangen Tunnel zu erreichen. Lenke sie von den Mädchen ab. Er bewegte sich weiter vorwärts und blickte nicht zurück. »Ich war niemals dein, Mierin. Ich werde immer zu Ilyena gehören.« Das Nichts bebte vor Kummer und Schmerz. Und vor Verzweiflung, als er gegen noch etwas anderes als nur den brennenden Strom Saidins anzukämpfen hatte. Einen Augenblick lang hielt sich alles die Waage. Ich bin Rand al'Thor. Und: Ilyena, für immer und ewig in meinem Herzen. Ein Balanceakt auf der Schneide eines Rasiermessers. Ich bin Rand al'Thor! Andere Gedanken quollen herauf, eine ganze Fontäne, an Ilyena, an Mierin, an das, womit er sie besiegen könnte. Er unterdrückte alle, selbst diesen letzten. Falls er auf der falschen Seite herauskam... Ich bin Rand al'Thor! »Dein Name ist Lanfear und ich werde sterben, bevor ich eine der Verlorenen liebe.«
    Etwas wie Schmerz zog wie ein Schatten über ihr Gesicht, doch dann war es wieder nur mehr eine marmorne Maske. »Wenn du nicht mein bist«, sagte sie kalt, »dann bist du tot.«
    Ein entsetzlicher Schmerz in seiner Brust, als müsse sein Herz bersten, und in seinem Kopf, wo sich weißglühende Nadeln in sein Hirn bohrten, so starke Schmerzen, daß er selbst im Nichts geborgen schreien wollte. Der Tod stand neben ihm, und er wußte es. Verzweifelt - selbst im Nichts noch verzweifelt; die Leere flimmerte und schwand - verwob er Geist und Feuer und Erde und schlug damit wild um sich. Sein Herz schlug nicht mehr. Eine Faust aus dunkelstem Schmerz zerquetschte das Nichts. Ein grauer Schleier überzog seine Augen. Er spürte, wie sein Gewebe brutal das ihre durchschnitt. Der Atem brannte in seiner leeren Lunge und das Herz begann mit einem Ruck wieder, Blut durch seinen Körper zu pumpen. Er konnte wieder sehen. Silberne und schwarze Flecken tanzten zwischen ihm und einer Lanfear, die mit steinerner Miene ihr Gleichgewicht wiederzufinden suchte, nachdem ihre eigenen Stränge auf sie zurückgeschnellt waren. Der Schmerz war wie eine offene Wunde in seinem Kopf und in der Brust doch das Nichts festigte sich wieder, und dann war dieser körperliche Schmerz verschwunden.
    Und das war auch gut so, denn er hatte keine Zeit, sich zu erholen. Er zwang sich zur Vorwärtsbewegung und

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