Die Feuer des Himmels
an, Kind.
Falls notwendig, werden wir Eure Träume überwachen, und wenn Ihr auch nur daran denkt, ungehorsam zu sein, werden wir Euch Sorilea zur Pflege übergeben.«
»Mir werdet Ihr höchstens einmal zuwiderhandeln, Aes Sedai oder nicht«, versprach Sorilea, aber das Mitgefühl in ihrer Stimme widersprach dem grimmigen Ausdruck auf ihrem wettergegerbten Gesicht. Egwenes Miene sprach von abgrundtiefer Niedergeschlagenheit.
»Ich wenigstens fühle mich gut genug, um zu unternehmen, was vollbracht werden muß«, sagte Aviendha. In Wirklichkeit sah sie nicht viel besser aus als Egwene, aber sie brachte einen trotzigen Blick in Rands Richtung zustande, von dem sie offensichtlich Widerspruch erwartete. Ihr Trotz verflog ein wenig, als ihr bewußt wurde, daß alle vier Weisen Frauen sie anblickten. »Es stimmt aber«, knurrte sie.
»Natürlich«, murmelte Rand mit flauem Gefühl im Magen.
»Wirklich«, beharrte sie darauf. Sie sprach mit ihm und mied ängstlich jeden Blick in die Augen der Weisen Frauen. »Lanfear hatte mich etwas kürzer in den Klauen als Egwene. Das macht einen entscheidenden Unterschied. Ich habe ein Toh dir gegenüber, Rand al'Thor. Ich glaube nicht, daß wir auch nur einige Augenblicke länger überlebt hätten. Sie war sehr stark.« Ihr Blick huschte zu dem brennenden Wagen hinüber. Das wilde Flammenmeer hatte ihn bereits zu einem formlosen, verkohlten Haufen innerhalb des gläsern wirkenden Schornsteins zusammensinken lassen. Von dem steinernen Ter'Angreal war nichts mehr zu sehen. »Ich habe nicht mehr beobachten können, was noch geschah.«
»Sie sind...« Rand mußte sich räuspern. »Sie sind beide weg. Lanfear ist tot und Moiraine auch.« Egwene begann zu weinen. Trotz Aviendhas festem Griff schüttelte das Schluchzen ihren ganzen Körper durch. Aviendha ihrerseits senkte den Kopf bis auf die Schulter der anderen, als wolle auch sie gleich in Tränen ausbrechen.
»Ihr seid ein Narr, Rand al'Thor«, sagte Amys und stand auf. Dieses so überraschend jugendliche Gesicht unter dem Kopftuch, das ihr weißes Haar bedeckte, wirkte steinhart. »In dieser Hinsicht und auch in bezug auf viele andere Dinge seid Ihr ein Narr.«
Er wandte sich vor der Anklage in ihrem Blick ab. Moiraine war tot. Tot, weil er sich nicht hatte dazu überwinden können, eine der Verlorenen zu töten. Er konnte sich nicht zwischen Lachen und Weinen entscheiden. Falls er eines von beiden tat, würde er nicht mehr aufzuhören in der Lage sein.
Die Hafenstraßen, die sich schlagartig geleert hatten, als er die Kuppel schuf, füllten sich nun wieder, obwohl die meisten der Menschen sich nicht näher herantrauten als bis dorthin, wo die milchiggraue Kuppelwand sich befunden hatte. Weise Frauen gingen umher und kümmerten sich um die Menschen, die Brandwunden davongetragen hatten, und sie sprachen den Sterbenden Trost zu. Weißgekleidete Gai'schain und Männer im Cadin'sor waren ihnen behilflich. Das Stöhnen und Schreien traf ihn immer noch bis ins Mark. Er war nicht schnell genug gewesen. Moiraine tot, und so konnte niemand die am schlimmsten Verletzten mit Hilfe der Macht heilen. Weil er... Ich konnte nicht. Licht, hilf mir, ich habe es nicht fertiggebracht!
Andere Aielmänner standen da und beobachteten ihn. Manche legten den Schleier jetzt wieder ab. Er entdeckte immer noch keine einzige Tochter des Speers. Und nicht nur Aiel standen dort. Dobraine, der mit bloßem Haupt auf einem schwarzen Wallach saß, wandte den Blick nicht von Rand, und in der Nähe saßen Talmanes, Nalesean und Daerig auf ihren Pferden und sahen ebenfalls herüber. Sie allerdings beobachteten Mat fast genauso eindringlich wie Rand. Auf dem Wehrgang der großen Stadtmauer drängten sich die Menschen, von der aufgehenden Sonne von hinten angestrahlt so daß ihre Gesichter im Dunkel lagen, und weitere standen auf den Flankenmauern. Zwei dieser schattenhaften Gestalten wandten sich ab, als er emporblickte, erkannten sich auf nicht einmal zwanzig Schritt Entfernung und schienen voreinander zurückzuschrecken. Er hätte wetten können, daß es sich um Meilan und Maringil handelte.
Lan stand wieder hinten bei den Pferden am letzten Wagen in der Reihe und streichelte Aldiebs weiße Nase. Moiraines Stute.
Rand ging zu ihm hin. »Es tut mir so leid, Lan. Wäre ich schneller gewesen, hätte ich...« Er atmete schwer aus. Ich konnte die eine nicht töten, also tötete ich die andere. Licht, seng mich doch, bis ich blind bin! In diesem Moment wäre es ihm
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