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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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seit ich ... zwölf war, glaube ich. Ich mußte gerade daran denken, daß jetzt nur noch die fette Cian fehlte, die mich am Ohr hochzog und mir beibrachte, daß sich Mädchen nicht prügeln. Ich hörte, daß sie einmal sogar einen betrunkenen Drucker zu Boden schlug. Warum, weiß ich nicht.« Einen Moment lang schien sie zu kichern, doch dann beruhigte sie sich, stand auf und klopfte sich den Staub vom Kleid. »Wenn wir eine Meinungsverschiedenheit haben, können wir sie wie erwachsene Frauen austragen.« Und etwas vorsichtiger bemerkte sich noch: »Trotzdem könnte es vorteilhaft sein, nicht über Gareth Bryne zu sprechen.« Sie fuhr zusammen, als aus dem zerrissenen Kleid mit einemmal ein rotes Abendkleid mit schwarzer und goldener Stickerei am Saum und tiefem Ausschnitt wurde.
    Nynaeve saß immer noch da und blickte sie mit großen Augen an. Was hätte sie als Seherin gemacht, wenn sie auf zwei Frauen gestoßen wäre, die sich auf diese Art im Staub balgten? Falls überhaupt, dämpfte die Antwort ihren Zorn ein wenig. Siuan schien es immer noch nicht klarzusein, daß es in Tel'aran'rhiod nicht notwendig war, sich den Staub von den Kleidern zu klopfen. Sie zog schnell ihre Finger zurück, mit denen sie begonnen hatte, ihren Zopf wieder zu richten, und stand rasch auf. Bevor sie wieder auf den Beinen war, hing ihr Zopf säuberlich geflochten über die Schulter, und ihr gutes Wollkleid im Stil der Zwei Flüsse sah aus, als sei es gerade eben gewaschen und gebügelt worden.
    »Einverstanden«, sagte sie. Hätte sie zwei Frauen in der gleichen Situation erwischt, hätten die ihre eigene Geburt verflucht, noch bevor sie mit ihnen vor der Versammlung der Frauen angekommen wäre. Was war nur in sie gefahren, daß sie wie irgendein idiotischer Mann mit den Fäusten zugeschlagen hatte? Erst das mit Cerandin - sie wollte über diese Episode lieber nicht nachdenken, konnte aber nicht umhin, sie vor sich selbst zuzugeben -, dann Latelle und nun dies.
    Würde sie ihren Block damit beseitigen können, daß sie die ganze Zeit über wütend herumlief? Unglücklicherweise - oder vielleicht auch glücklicherweise -verbesserte dieser Gedanke ihre Laune keineswegs. »Wenn wir Unstimmigkeiten haben, können wir ja darüber ... diskutieren.«
    »Was, wie ich meine, heißen soll, daß wir uns anschreien«, stellte Siuan trocken fest. »Na ja, immer noch besser als die andere Methode.«
    »Wir müßten uns nicht anschreien, wenn Ihr... « Nynaeve atmete tief durch und riß ihren Blick von der anderen los. Es hatte keinen Zweck, von neuem zu beginnen. Doch dann stockte ihr der Atem, und sie dachte so schnell zu Siuan um, daß es schien, sie habe lediglich den Kopf geschüttelt. Sie hoffte jedenfalls, es habe so gewirkt. Nur einen kurzen Moment lang hatte sie in einem Fenster auf der anderen Seite der Straße ein Gesicht gesehen. In ihrem Magen flatterte es. Furcht stieg in ihr auf und Zorn, weil sie sich fürchtete. »Ich denke, wir sollten jetzt zurückkehren«, sagte sie leise.
    »Zurück? Ihr sagtet doch, diese schreckliche Brühe würde mich für mindestens zwei Stunden in tiefen Schlaf versenken, und wir haben noch nicht einmal die Hälfte dieser Zeit hier verbracht!«
    »Die Zeit verläuft hier anders.« War das Moghedien gewesen? Das Gesicht war so schnell verschwunden, daß es auch jemand gewesen sein konnte, der sich einen Augenblick lang hierher geträumt hatte. Falls es Moghedien gewesen war, durfte die nicht - auf keinen Fall - merken, daß sie sie bemerkt hatte. Sie mußten weg. Furcht und brennender Zorn deswegen. »Ich habe Euch das doch schon erklärt. Ein Tag in Tel'aran'rhiod kann eine Stunde in der wachenden Welt bedeuten, oder gerade andersherum. Wir...«
    »Es braucht schon etwas mehr, um mich hinters Licht zu führen, Mädchen. Ihr müßt nicht glauben, daß Ihr mich so übers Ohr hauen könnt. Ihr werdet mir alles beibringen, was Ihr die anderen lehrt, so wie abgemacht. Wir können gehen, wenn ich erwache.«
    Sie hatten dafür keine Zeit. Falls es Moghedien gewesen war. Siuans Kleid war jetzt aus grüner Seide, die Stola der Amyrlin und ihr Großer Schlangenring waren wieder da, doch zur Abwechslung war der Ausschnitt diesmal beinahe so tief wie bei bestimmten Kleidern, die sie hier schon einmal getragen hatte. Der ringförmige Ter'Angreal hing über ihren Brüsten und war jetzt auf irgendeine Art Teil einer Halskette aus geschliffenen Smaragden geworden.
    Nynaeve handelte, ohne nachzudenken. Ihre Hand fuhr heraus

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