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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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oben war eines zu sehen. Auch die Fenster, von denen einige schöne, kunstvoll durchbrochene Steingitter aufwiesen, zeigten Risse und Brüche. All diese Schäden verschwammen, verschwanden und waren dann plötzlich wieder da. Es waren nicht diese langsamen, gelegentlichen Veränderungen wie zuvor, sondern ganz regelmäßige und blitzartige. Zerstörung, keine Spur davon, dann wieder einige Schäden, dann keine mehr, plötzlich wieder alles zerstört.
    Stöhnend preßte er eine Hand in seine Seite, wo sich die alte, halbverheilte Wunde befand. Sie brannte, als hätten seine Anstrengungen sie fast wieder aufgerissen. Sein ganzer Körper brannte. Ein Dutzend oder mehr Bißwunden plagten ihn. Das hatte sich nicht geändert. Auch die blutverschmierten Risse in Mantel und Hose waren nicht verschwunden. Hatte er es fertiggebracht, das Wasser wieder zu Luft werden zu lassen? Oder hatte einer seiner verzweifelt gestreuten Strahlen von Baalsfeuer Rahvin vertrieben oder gar getötet? Es spielte keine Rolle, außer im letzten Fall.
    Er wischte sich Blut aus den Augen und musterte die Fenster und Balkone, von denen aus man den Garten überblicken konnte, und die Arkaden hoch droben auf der gegenüberliegenden Seite. Genauer: Er begann damit, aber dann wurde er auf etwas aufmerksam. Unter der Arkade entdeckte er gerade so eben die verblassenden Reste eines Gewebes. Von seinem Standpunkt aus konnte er es als Tor identifizieren, aber um zu sehen, welcher Art es war und wohin es führte, mußte er näher heran. Er sprang über einen Trümmerhaufen aus bearbeiteten Steinen, der verschwand, während er sich noch über ihm befand, huschte durch den Garten und duckte sich hinter umgestürzte Bäume. Die Überreste des Gewebes waren fast verflogen. Er mußte sich weit genug nähern, bevor sie ganz verschwanden.
    Plötzlich stürzte er. Kies schürfte ihm die Handflächen auf, als er sich abfing. Er konnte beim besten Willen nichts entdecken, was ihn zu Fall gebracht haben könnte. Er hatte ein verschwommenes Gefühl im Kopf, gerade so, als habe er einen kräftigen Schlag abbekommen. Mit größter Mühe versuchte er, auf die Beine zu kommen und diesen schwachen Überrest zu erreichen. Und ihm wurde bewußt, daß sein Körper sich wand. Lange Haare bedeckten seine Hände. Seine Finger schienen zu schrumpfen und sich in seine Hände zurückzuziehen. Es waren schon eher Tatzen. Eine Falle. Rahvin war nicht geflohen. Das Tor war eine Falle gewesen, und er war blindlings hineingerannt.
    Verzweiflung klebte am Nichts, als er darum kämpfte, er selbst zu bleiben. Seine Hände. Es waren Hände. Fast Hände. Er wuchtete sich hoch. Seine Beine schienen an den falschen Stellen einzuknicken. Die Wahre Quelle zog sich vor ihm zurück; das Nichts schrumpfte. Panik flammte jenseits der gefühllosen Leere auf. In welches Wesen ihn Rahvin auch verwandeln wollte, die Macht konnte es jedenfalls nicht lenken. Saidin begann, ihm zu entschlüpfen, würde dünner, selbst als er es durch den Angreal einsog. Die Balkone und die Arkade starrten leer und höhnisch auf ihn herab. Rahvin mußte sich an einem dieser Fenster mit ihren Steingittern befinden, doch an welchem? Diesmal besaß er nicht mehr die Kraft, hundert Blitze auszusenden. Ein einziger Strahl. Das konnte er noch schaffen. Wenn er schnell war. Welches Fenster? Er kämpfte, um er selbst zu bleiben, kämpfte, Saidin in sich aufnehmen zu können, und hieß sogar jeden Anflug von Verderbnis willkommen, weil er ihm zeigte, daß er immer noch an der Macht festhielt. Er taumelte in einem verzerrten Kreis herum, suchte vergeblich die Fenster ab und schrie Rahvins Namen. Es klang wie das Gebrüll eines Bären.
    Nynaeve zog Moghedien hinter sich her und bog um eine Ecke. Vor ihr verschwand gerade ein Mann um die nächste Biegung. Das Geräusch seiner Stiefelschritte warf ein Echo in den leeren Gang. Sie wußte nicht, wie lange sie bereits diesen Stiefeln folgten.
    Manchmal waren die Schritte für eine Weile verklungen und sie hatte warten müssen, bis sie wieder erklangen, um zu entscheiden, in welche Richtung sie weitergehen mußten. Manchmal geschahen irgendwelche Dinge, wenn die Schritte verstummten. Sie hatte wohl nichts beobachtet, aber einmal hatte der ganze Palast wie eine Glocke gedröhnt, und ein andermal hatten sich ihr die Haare auf dem Kopf gesträubt, und die Luft schien zu knistern, und dann wieder... Es war nicht wichtig. Jetzt hatte sie zum erstenmal einen Blick auf den Mann erhascht, zu dem diese

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