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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sagte Bair und rieb sich die Hände, »wir haben alles gehört, was sein mußte. Ihr anderen könnt ja hierbleiben, wenn ihr wollt, aber ich fühle mich sauber genug für mein Lager. Ich bin nun mal nicht mehr so jung wie ihr.« Jung oder nicht, wahrscheinlich konnte sie jede von ihnen in Grund und Boden rennen und sie dann den Rest des Weges tragen.
    Als Bair aufstand, sprach Melaine sie an, und - ganz ungewöhnlich bei ihr - sie klang zögernd und unsicher. »Ich brauche... Ich muß Euch um Hilfe bitten, Bair. Und auch Euch, Amys.« Die ältere Frau setzte sich wieder hin, und beide blickten Melaine erwartungsvoll an. »Ich... ich möchte Euch bitten, für mich mit Dorindha zu sprechen.« Die letzten Worte sprudelten plötzlich heraus. Amys lächelte breit, und Bair gackerte laut los. Auch Aviendha schien zu verstehen und zeigte Überraschung. Nur Egwene saß verständnislos da.
    Dann lachte Bair. »Ihr habt immer gesagt, Ihr braucht keinen Ehemann und wollt auch keinen haben. Ich habe schon drei begraben und hätte nichts gegen einen weiteren einzuwenden. Sie sind sehr nützlich, wenn die Nächte kalt sind.«
    »Eine Frau kann doch ihre Meinung ändern.« Melaines Stimme klang wohl fest genug, doch das tiefe Erröten ihrer Wangen strafte diese Standhaftigkeit Lügen. »Ich kann mich nicht von Bael fernhalten, und ich kann ihn nicht töten. Falls Dorindha mich als Schwesterfrau akzeptiert, werde ich meinen Brautkranz flechten und Bael zu Füßen legen.«
    »Und was ist, wenn er darauf tritt, anstatt ihn zu nehmen?« wollte Bair wissen. Amys ließ sich nach hinten sacken, lachte schallend und klatschte sich auf die Schenkel.
    Egwene hielt diese Gefahr für äußerst gering, jedenfalls ihren Kenntnissen der Aielsitten gemäß. Wenn Dorindha beschloß, Melaine als Schwesterfrau zu akzeptieren, würde Bael in dieser Sache nicht viel zu sagen haben. Es schockierte sie jedenfalls nicht mehr, daß ein Mann zwei Frauen haben konnte. Na ja, nicht sehr jedenfalls. Andere Länder - andere Sitten, redete sie sich entschlossen ein. Sie hatte es noch nicht fertiggebracht, danach zu fragen, aber ihrer Ansicht nach war es nicht unwahrscheinlich, daß es auch Aielfrauen mit zwei Ehemännern gab. Das war schon ein seltsames Volk.
    »Ich bitte Euch, in diesem Fall als meine Erstschwestern zu handeln. Ich glaube, daß mich Dorindha gut genug leiden kann.«
    Sobald Melaine ausgeredet hatte, änderte sich die Heiterkeit der anderen Frauen. Sie lachten wohl immer noch, aber sie umarmten sie und sagten ihr, wie glücklich sie für sie seien und wie gut sie es mit Bael haben werde. Amys und Bair zumindest nahmen Dorindhas Zustimmung für gegeben hin. Die drei duckten sich fast Arm-in-Arm aus dem Zelt und lachten oder kicherten immer noch wie kleine Mädchen. Zuvor befahlen sie Egwene und Aviendha allerdings noch, das Zelt aufzuräumen.
    »Egwene, könnte eine Frau aus deinem Land eine Schwesterfrau akzeptieren?« fragte Aviendha und benützte einen Stock, um den Deckel vom Rauchabzug zu stoßen.
    Egwene wünschte, sie hätte sich das bis zum Schluß aufgehoben, denn die Wärme begann sofort zu verfliegen. »Ich weiß nicht«, sagte sie und räumte schnell die Tassen und den Honigtopf auf das Tablett, zusammen mit den Staera. »Ich glaube eigentlich nicht. Vielleicht, wenn es eine enge Freundin ist«, fügte sie eiligst hinzu, denn sie wollte ja die Aielsitten nun nicht gerade herabwürdigen.
    Aviendha knurrte nur und begann, die Seitenwände des Zelts hochzuziehen.
    Egwenes Zähne klapperten ebenso laut wie die Teetassen und die Bronzeklingen auf dem Tablett. So hastete sie nach draußen. Die Weisen Frauen kleideten sich ohne Eile an, als sei dies eine laue Nacht und sie befänden sich in den Schlafgemächern irgendeiner Festung. Eine in Weiß gehüllte Gestalt, die im Mondschein blaß schimmerte, nahm ihr das Tablett ab, und sie machte sich schnell auf die Suche nach ihrem Umhang und den Schuhen. Sie befanden sich aber nirgends unter den übriggebliebenen Kleidungsstücken am Boden.
    »Ich habe Eure Sachen zu Eurem Zelt bringen lassen«, sagte Bair, die gerade die Bändel ihrer Bluse zuschnürte. »Ihr werdet sie noch nicht benötigen.«
    Egwene sank das Herz. Sie hüpfte auf dem Fleck auf und ab und schlug die Arme um sich in der vergeblichen Hoffnung auf ein wenig Wärme. Wenigstens befahlen sie ihr nicht, aufzuhören. Mit einemmal wurde ihr bewußt, daß die schneeweiß gekleidete Gestalt, die das Tablett wegtrug, viel zu groß selbst

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