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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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als die Kinder auf den Gartenterrassen spielten und eine angenehme Brise unter der sinkenden Sonne durch das Tal wehte.
    Natürlich hätte auch das nicht ausgereicht, um ihr den Rest der Nachtruhe zu rauben, aber als sie Amys' Traum verließ, war sie in einer solchen Hochstimmung gewesen, daß sie nicht aufhören wollte, nicht aufhören konnte, gleich, was Amys dazu gesagt hätte. Überall war sie von Träumen umgeben gewesen, obwohl sie bei den meisten nicht wissen konnte, wer sie eigentlich träumte. Bei den meisten, aber nicht bei allen. Melaine hatte davon geträumt, ein Kind an der Brust zu stillen, und Bair von einem ihrer verstorbenen Ehemänner, die beide einst jung und blond gewesen waren. Sie hatte sich allerdings besondere Mühe gegeben, nicht in diese Träume einzudringen, denn die Weisen Frauen hätten sofort einen Eindringling erkannt, und sie schauderte, dachte sie daran, was sie mit ihr gemacht hätten, bevor sie sie wieder zurückgeschickt hätten.
    Rands Träume hatten natürlich eine Herausforderung dargestellt, und der konnte sie nicht widerstehen. Nach dem sie jetzt schon von Traum zu Traum flattern konnte, warum nicht versuchen, was die Weisen Frauen nicht geschafft hatten? Nur, der Versuch, seine Träume zu betreten, war so ausgegangen, als renne sie mit voller Wucht, den Kopf voraus, gegen eine unsichtbare Mauer. Sie wußte, daß auf der anderen Seite seine Träume lagen, und sie war sicher, einen Weg hindurch finden zu können, aber sie hatte keinen Anhaltspunkt gefunden, nichts, was ihr eine Lücke geöffnet hätte. Eine Mauer aus Nichts. Das war ein Problem, in das sie sich verbiß. Sie wollte es schaffen und würde bis dahin nicht aufgeben. Wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hatte, war sie so hartnäckig wie ein Dachs beim Höhlenbau.
    Um sie herum huschten die Gai'schain und luden das gesamte Lager der Weisen Frauen auf die Mulis. In kurzer Zeit würde nur noch ein Aiel oder jemand, der genauso geschickt im Spurenlesen war, überhaupt feststellen können, daß auf diesem Fleck sonnenverbrannten Lehmbodens Zelte gestanden hatten. Auch auf den sie umgebenden Abhängen spielte sich das gleiche ab, und das Durcheinander hatte selbst die Stadt erfaßt. Nicht jeder würde mitgehen, aber immerhin Tausende. Aiel drängten sich auf den Straßen, und Meister Kaderes Wagenzug stand in langer Reihe auf dem großen Platz, mit Moiraines ausgewählten Stücken beladen. Den Schluß des Zugs bildeten die drei weißgestrichenen Wasserwagen. Wie riesige Fässer auf Rädern standen sie hinter Maultiergespannen mit jeweils zwanzig Zugtieren. Kaderes eigener Wohnwagen an der Spitze der Karawane war ein kleines weißes Haus auf Rädern mit Stufen an der Rückseite und einem metallenen Schornsteinrohr, das aus dem flachen Dach aufragte. Der dicke Händler mit der Adlernase, heute in elfenbeinfarbene Seide gekleidet, nahm mit großer Geste seinen unglaublich zerbeulten Hut ab, als sie vorbeiritt. Seine dunklen, schräggestellten Augen teilten das breite Lächeln nicht, das er ihr zuwarf.
    Sie ignorierte ihn kalt. Seine Träume waren entschieden zu düster und unangenehm, wenn nicht auch noch lüstern. Man sollte seinen Kopf in ein ganzes Faß mit Blaurippentee tauchen, dachte sie grimmig.
    Sie näherte sich dem Dach der Töchter und suchte sich ihren Weg zwischen den geschäftig umhereilenden Gai'schain und den geduldig dastehenden Mulis. Zu ihrer Überraschung trug eine der Gestalten, die das Gepäck der Töchter des Speers aufluden, ein schwarzes Gewand anstatt eines weißen. Der Größe nach mußte es eine Frau sein. Sie wankte unter dem Gewicht eines gut verschnürten Bündels auf ihrem Rücken. Sie bückte sich im Vorbeireiten, um einen Blick unter die Kapuze der Frau werfen zu können, und erblickte Isendres verhärmtes Gesicht. Schweiß rann der Frau bereits jetzt über die Wangen. Sie war froh, daß die Töchter ihr erspart hatten, mehr oder weniger nackt nach draußen zu gehen, aber es erschien ihr auch unnötig grausam, sie in Schwarz zu kleiden. Wenn sie jetzt schon derart schwitzte, würde sie beinahe umkommen, wenn die Hitze des Tages erst richtig zuschlug.
    Trotzdem, die Angelegenheiten der Far Dareis Mai gingen sie nichts an. Das hatte ihr Aviendha sanft, aber entschieden beigebracht. Adelin und Enaila wären fast grob geworden deshalb, und eine drahtige, weißhaarige Tochter des Speers namens Sulin hatte ihr tatsächlich gedroht, sie an den Ohren zu den Weisen Frauen zurückzuschleifen. Trotz

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