Die Feuer des Himmels
es wirklich sein, daß diese beiden riesigen Sa'Angreal eine solche Macht ausströmten? Nein, in diese Richtung wollte er nicht weiterdenken.
»Warum sollte mich Rahvin ausgerechnet jetzt angreifen? Asmodean sagt, er verfolge seine eigenen Interessen und daß er sich, wenn er kann, sogar noch in der Letzten Schlacht zurückhalten und abwarten werde, bis mich der Dunkle König vernichtet. Warum nicht Sammael oder Demandred? Asmodean meint, sie haßten mich.« Nicht mich. Sie hassen Lews Therin. Aber für die Verlorenen war es das gleiche. Bitte, Licht, ich bin Rand al'Thor. Er schob die plötzliche Erinnerung zur Seite, wie er diese Frau in seinen Armen hielt, wie sie beide jung gewesen waren und gerade gelernt hatten, was sie alles mit Hilfe der Macht erreichen konnten. Ich bin Rand al'Thor! »Warum nicht Semirhage oder Moghedien oder Graen...?«
»Aber jetzt stehst du in offenem Konflikt mit seinen Interessen.« Sie lachte. »Weißt du nicht, wo er sich aufhält? In Andor, in Caemlyn selbst. Er regiert dort praktisch, wenn auch nicht offiziell. Morgase himmelt ihn an und tanzt für ihn - sie und noch ein halbes Dutzend andere.« Sie verzog angewidert den Mund. »Er läßt Stadt und Land von Männern nach weiteren hübschen Spielzeugen absuchen.«
Einen Augenblick lähmte ihn der Schreck. Elaynes Mutter in den Händen eines der Verlorenen. Doch er wagte nicht, seine Anteilnahme zu zeigen. Lanfear hatte mehr als einmal vor Eifersucht gekocht. Sie war fähig, Elayne zu suchen und zu töten, falls sie auch nur glaubte, er hege tiefere Gefühle für sie. Was empfinde ich eigentlich für sie? Von dem allem abgesehen, blieb eine harte Tatsache außerhalb des Nichts, kalt und grausam und gleichwohl wahr. Er würde nicht zuschlagen und Rahvin angreifen, auch wenn das stimmte, was Lanfear sagte. Vergib mir, Elayne, aber ich kann nicht. Vielleicht log sie ja auch. Sie würde keinem Verlorenen eine Träne nachweinen, den er tötete, denn alle standen ja ihren eigenen Plänen im Weg. Auf jeden Fall hatte er genug davon, auf das zu reagieren, was andere taten. Wenn er schon reagierte, dann sollten sie rätseln, was er vorhatte. Dann sollten sie ruhig auf ihn reagieren und genauso überrascht werden wie Lanfear und Asmodean.
»Glaubt Rahvin etwa, ich würde hineilen und Morgase verteidigen?« sagte er. »Ich habe sie gerade einmal im Leben gesehen. Die Zwei Flüsse sind der Landkarte nach ein Teil Andors, aber ich habe dort noch nie einen Soldaten Andors gesehen. Da war generationenlang keiner mehr. Sagt einem Mann von den Zwei Flüssen, daß Morgase seine Königin sei, und er wird Euch möglicherweise für verrückt halten.«
»Ich bezweifle, daß Rahvin glaubt, du würdest eilen, um dein Heimatland zu verteidigen«, sagte Lanfear trocken, »aber er dürfte von dir erwarten, daß du deine ehrgeizigen Ziele verteidigst. Er will ja auch, daß Morgase auf dem Sonnenthron Cairhiens sitzt, damit er sie dort als Marionette benützen kann, bis die Zeit kommt, da er offen die Macht übernimmt. Jeden Tag rücken mehr andoranische Soldaten in Cairhien ein. Und du hast Soldaten aus Tear nach Norden gesandt, um deine eigenen Ansprüche auf dieses Land zu sichern. Kein Wunder, daß er dich angriff, sobald er erfuhr, wo du dich aufhältst.«
Rand schüttelte den Kopf. Es war ganz und gar nicht so gewesen, wie sie sagte, als er die Tairener ausgesandt hatte, aber er konnte nicht erwarten, daß sie das verstand. Sie würde es auch nicht glauben, wenn er es ihr erklärte. »Ich danke Euch für die Warnung.« Höflichkeit einer der Verlorenen gegenüber! Natürlich konnte er nichts anderes tun als hoffen, daß einiges von dem stimmte, was sie ihm gesagt hatte. Ein guter Grund, sie nicht zu töten. Sie wird dir mehr erzählen, als sie eigentlich will, wenn du nur richtig zuhörst. Er hoffte, das sei sein ureigener Gedanke, auch wenn er kalt und zynisch war.
»Du schirmst deine Träume gegen mich ab.«
»Gegen jeden.« Das war die simple Wahrheit, obwohl sie mindestens ebenso der Grund dafür war wie die Neugier der Weisen Frauen.
»Träume sind meine Angelegenheit. Du und deine Träume ganz besonders.« Ihr Gesicht blieb unverändert, doch ihre Stimme wurde härter. »Ich kann deine Abschirmung durchbrechen. Das würde dir nicht gefallen.«
Um zu zeigen, wie wenig ihn das beeindruckte, setzte er sich auf das untere Ende seines Lagers, die Beine übereinandergeschlagen und die Hände auf den Knien. Er glaubte, sein Gesichtsausdruck sei
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