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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bestimmt genauso ruhig wie der ihre. In ihm wallte die Macht auf. Er hielt Stränge aus Luft bereit, um sie zu fesseln, und dazu Stränge aus Geist. Die konnte man verwenden, um jemanden von der Wahren Quelle abzuschneiden. Er zermarterte sein Hirn, um darauf zu kommen, wie man das machte - außerhalb der Blase des Nichts -, aber er würde sich sowieso nicht daran erinnern. Ohne das eine war das andere nutzlos. Sie konnte alles, was er webte, auseinandernehmen oder durchtrennen, auch wenn sie es nicht einmal sah. Asmodean bemühte sich, ihm das auch beizubringen, aber das war sehr schwierig, wenn man keine Frau dabei hatte, an deren Gewebe man üben konnte.
    Lanfear musterte ihn leicht irritiert. Ein Stirnrunzeln minderte ihre Schönheit. »Ich habe die Träume der Aielfrauen überwacht. Dieser sogenannten Weisen Frauen. Sie können sich nicht sehr gut dagegen abschirmen. Ich könnte sie ja so erschrecken, daß sie nie wieder zu träumen wagen und ganz bestimmt nicht mehr daran denken, in deine Träume einzudringen.«
    »Ich dachte, Ihr wolltet mir nicht offen zur Hilfe kommen?« Er wagte nicht, ihr zu sagen, sie solle die Weisen Frauen in Ruhe lassen. Sonst unternahm sie vielleicht mit Absicht etwas gegen seinen Willen. Sie hatte ihm von Anfang an klargemacht, wenn auch nicht in Worten, daß sie ihnen gegenüber die Führung nicht aus der Hand geben wolle. »Würde das nicht das Risiko erhöhen, daß einer der anderen Verlorenen das herausfindet? Ihr seid nicht die einzige, die weiß, wie man sich in die Träume anderer einschleicht.«
    »Die Auserwählten«, verbesserte sie ihn geistesabwesend. Einen Moment lang kaute sie auf ihrer vollen Unterlippe herum. »Ich habe auch die Träume des Mädchens beobachtet. Egwene. Ich hatte einst geglaubt, du hegtest Gefühle für sie. Weißt du, von wem sie träumt? Von Morgases Sohn und Stiefsohn. Am häufigsten von ihrem Sohn Gawyn.« Lächelnd spielte sie die Schockierte: »Man sollte ja nicht glauben, daß ein Mädchen vom Land solche Träume hat!«
    Sie wollte nur auf den Busch klopfen, ob er eifersüchtig sei, das war ihm klar. Sie glaubte am Ende wirklich, er verberge seine Träume vor ihr, weil er von einer anderen Frau träumte! »Die Töchter des Speers bewachen mich gut«, sagte er düster. »Wenn Ihr wissen wollt, wie gut, dann seht Euch Isendres Träume an.«
    Rote Flecke erblühten auf ihren Wangen. Natürlich. Sie erwartete nicht, daß er durchschaute, was sie versuchte. Außerhalb des Nichts wogte Verwirrung. Oder glaubte sie etwa...? Isendre? Lanfear wußte, daß sie zu den Schattenfreunden gehörte. Lanfear hatte Kadere und die Frau selbst in die Wüste geschickt. Und sie hatte Isendre den meisten Schmuck untergeschoben, dessen Diebstahls wegen die Frau verurteilt worden war. Selbst in Kleinigkeiten war Lanfears Rachsucht grausam. Doch wenn sie glaubte, er könne sie lieben, war die Tatsache, daß Isendre zu den Schattenfreunden gehörte, in ihren Augen kein Hindernis.
    »Ich hätte sie wegschicken lassen sollen, damit sie versucht, die Drachenmauer zu erreichen«, sagte er, und es klang nebensächlich. »Aber wer weiß, was sie ausgesagt hätte, um sich zu retten? Ich muß sie und Kadere in einem gewissen Maße decken, damit Asmodean sicher ist.«
    Die Röte ihrer Wangen verflog, doch als sie gerade den Mund öffnete, um zu antworten, klopfte es an die Tür.
    Rand sprang auf. Niemand würde Lanfear erkennen, aber wenn man eine Frau in seinem Gemach entdeckte, noch dazu eine, die keine der Töchter ins Haus hatte hineingehen gesehen, würde man Fragen stellen, auf die er keine Antwort wußte.
    Lanfear hatte jedoch bereits ein Tor geöffnet. Dahinter war ein Raum voller weißer Seidenbehänge und Silber sichtbar. »Denk daran, daß ich deine einzige echte Hoffnung aufs Überleben darstelle, mein Liebster.« Ihre Stimme klang allerdings schon ein wenig kühl für eine solche Liebesbezeugung. »An meiner Seite hast du nichts zu befürchten. An meiner Seite kannst du herrschen - über alles, was ist oder was sein wird.« Sie hob ihren schneeweißen Rock an, trat hindurch, und das Tor verschwand augenblicklich.
    Das Klopfen erklang erneut, bevor er in der Lage war, Saidin fahren zu lassen und die Tür aufzureißen. Enaila blickte mißtrauisch an ihm vorbei und knurrte: »Ich dachte, daß vielleicht Isendre...« Sie blickte ihn anklagend an. »Die Speerschwestern suchen überall nach Euch. Niemand sah Euch zurückkehren.« Kopfschüttelnd streckte sie sich. Sie

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