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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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stammelte etwas, das nach »natürlich nicht, Eure Majestät, ich wollte nur …« klang, bevor er ganz verstummte.
    »Señora Anne de Cabalho«, sagte der Kaiser und neigte den Kopf ein wenig zur Seite, als würde er überlegen, ob der Name auch zu ihr passte. »Wie kommt es, dass sich ein Weib in der Schreibstube aufhält? Hat Sie wohl Ihrem Ehegatten die Mittagsmahlzeit gebracht?«
    Anne senkte sittsam den Blick und versuchte sich an einem Hofknicks. Wahrscheinlich gelang er nicht annähernd so gut, wie sie es sich gewünscht hätte. Aber im Hamburg des 21. Jahrhunderts bekommt man eben selten Gelegenheit zum Üben.
    »Nein, Majestät«, sagte sie. »Ich arbeite hier, weil ich mehrere Sprachen in Wort und Schrift beherrsche, Majestät .«
    Der Kaiser hob eine Augenbraue. »In der Tat gleich mehrere ? So? Welche denn?«
    »Neben Spanisch und Italienisch auch Englisch und Französisch sowie Deutsch, Majestät.« Wieder ein Hofknicks.
    »Deutsch auch? Das ist selten in dieser Gegend, sehr selten.« Er kniff die Augen zusammen. Dann sagte er rasch auf Deutsch: »Gefällt Ihr die Arbeit in der Schreibstube besser als die im Haus bei Ihren Kindern?«
    Wie Säure fraß sich sein Akzent von ihren Ohren bis zu ihrem Herzen vor, ein heißer, brennender Schmerz, der ihr sofort das Wasser in die Augen trieb, denn diesen süddeutschen oder österreichischen Akzent kannte sie gut. In Jerusalem hatte sie ihn gar nicht oft genug hören können. Sie schloss die Augen. Rashid. Wie sehr vermisste sie ihn. Gerade hier. In diesem Moment. In dieser Stadt. Nimm dich zusammen. Zum Heulen hast du später immer noch Zeit, ermahnte sie sich und schluckte die Tränen hinunter. Der Kaiser wartete geduldig auf eine Antwort.
    »Dies ist nicht meine Heimat, Majestät«, sagte sie mit leicht zitternder Stimme auf Deutsch. Rashid, Rashid, warum musstest du sterben? »Ich besitze kein Haus. Und ich habe auch keine Kinder, um die ich mich kümmern müsste. Ich reise von Ort zu Ort, und das Schicksal hat mich zurzeit nach Córdoba verschlagen. Mein Vetter hat mich freundlicherweise unter seinem Dach aufgenommen. Und um seine Gastfreundschaft vergelten zu können, verdiene ich Geld mit dem, was ich am besten kann – mit Schreiben und Übersetzen , Majestät.«
    Der Kaiser sah sie eine Weile schweigend an. Täuschte sie sich, oder entdeckte sie in seinen blauen Augen nicht einfach nur Freundlichkeit, sondern ein tief empfundenes Mitgefühl ?
    »Tatsächlich. Erstaunlich«, sagte er schließlich und wandte sich wieder auf Spanisch an den Stadtrat. »Dieses Córdoba ist wahrhaft eine ungewöhnliche Stadt. Ich bin schon gespannt, welche Überraschungen hier noch auf mich warten.«
    Er nickte huldvoll zu allen Seiten hin, dann verließ er die Schreibstube.
    Anne atmete auf, während die anderen aufgeregt miteinander über den Besuch des Kaisers sprachen. Sie fühlte sich plötzlich seltsam schwach und sehnte sich nach ihrem bequemen Sofa zu Hause in Hamburg. Sie wollte schon Fernando Rodriguez bitten, sie heute etwas früher als sonst gehen zu lassen, als sich die Tür erneut öffnete. Der Stadtrat kehrte zurück. Er ging zum Obersten Schreiber, wechselte mit ihm ein paar Worte und schien dann auf etwas zu warten. Erst als Fernando Rodriguez direkt vor ihr stand, merkte Anne, dass aller Augen auf sie gerichtet waren.
    »Was ist denn los?«, fragte sie, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Hatte sie etwa im Gespräch mit dem Kaiser einen unverzeihlichen Fehler begangen? Doch nicht der Oberste Schreiber, sondern der Stadtrat antwortete.
    »Du solltest jubeln, Weib. Seine Majestät Kaiser Karl V. ist gewillt, dich in seine persönlichen Dienste zu nehmen. Dies ist eine große Ehre für dich. Offenbar bist du die Einzige hier in der Stadt, die alle Sprachen spricht, die für den Kaiser von Bedeutung sind. Er will es eine Weile mit dir versuchen.« Dabei lächelte er so herablassend und anzüglich, dass Anne ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte.
    »Und was heißt das?«, fragte sie an Fernando Rodriguez gewandt.
    »Das heißt, dass du deinen Platz hier auf der Stelle räumst und in die Gemächer des Kaisers umsiedeln wirst«, antwortete wieder der Stadtrat und ließ seine lüsternen Blicke über Anne gleiten. »Seine Majestät residiert zurzeit im Bischofspalast . Ob du dort auch ein Quartier zugewiesen bekommst, kann ich dir nicht sagen, aber es ist anzunehmen. Der Kaiser wird deine Dienste vermutlich auch des Nachts in Anspruch nehmen

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